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Ohne jedes Tabu

Ohne jedes Tabu

Titel: Ohne jedes Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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beobachtete Raina, die den Schaden geschickt beseitigte, den er mit der Windel und dem T-Shirt angerichtet hatte. Als sie Emma danach den einteiligen Pyjama anzog, erkannte er, dass er das niemals ohne Hilfe bewältigt hätte.
    „Also kommt Emma ganz nach mir, stimmt’s?” sagte er.
    Raina schaute ihn verwirrt an.
    „Du hast gesagt, sie habe ein liebenswürdiges Wesen.”
    Bei seiner Bemerkung presste Emma die Lippen aufeinander und prustete lautstark, bevor sie rülpste.
    „Na ja, die eine oder andere Ähnlichkeit ist wohl da”, meinte Raina grinsend.
    Als Emma anfing zu brabbeln, musste Lucian lächeln. Den ganzen Tag lang ging das schon so. Immer wieder entlockte seine Tochter ihm ein Lächeln.
    Seine Tochter.
    Die Vorstellung war ihm immer noch etwas fremd, doch Emma war es längst nicht mehr. Er war zum Abendessen geblieben, und dann hatten er und Emma zusammen auf dem Fußboden im Wohnzimmer gelegen und miteinander gespielt. Er war schon häufiger mit Kindern zusammen gewesen und hatte sie immer niedlich gefunden, aber noch nie war er so bezaubert gewesen. Alles, was Emma tat, faszinierte ihn. Ob sie nach einer Rassel griff oder versuchte, sich allein hinzusetzen, er fand sie einfach brillant.
    „Schlafenszeit, Süße.” Raina nahm Emma hoch, küsste sie auf die Wange und griff nach der Flasche.
    „Meinst du, sie würde sie auch von mir nehmen?” fragte Lucian.
    „Ich bin mir nicht sicher. Bisher hat noch kein Mann ihr jemals die Flasche gegeben.”
    Hocherfreut vernahm Lucian diese Worte. Er hasste die Vorstellung, dass ein anderer Mann seine Tochter so auf dem Arm halten könnte. Es war zwar merkwürdig, da er erst seit zwölf Stunden wusste, dass er Vater war, doch er verspürte einen heftigen Besitzanspruch gegenüber seiner Tochter.
    Und gegenüber ihrer Mutter ebenfalls.
    Der Gedanke, dass ein anderer Mann zur Schlafensze it da sein könnte - zu Emmas oder Rainas Schlafenszeit -, gefiel ihm überhaupt nicht.
    Raina reichte ihm das Baby und die Flasche. „Setz dich dort in den Schaukelstuhl.”
    Es dauerte einen Moment, bis sie beide die richtige Stellung gefunden hatten, aber dann lag Emma in seinem Arm und nuckelte zufrieden an ihrer Flasche, während sie mit ihren leuchtend grünen Augen zu ihm aufschaute.
    Raina schaltete die Deckenlampe aus und das Nachtlicht auf der Kommode ein. „Sie wird wohl einschlafen, bevor die Flasche leer ist”, sagte Raina leise, während sie zur Tür ging. „Leg sie dann auf den Rücken und deck sie mit der Decke in der Wiege zu.”
    „Raina, bleib hier.” Lucian wies mit dem Kopf zu dem Hocker, der neben dem Schaukelstuhl stand. „Setz dich zu uns. Erzähl mir von Emma.”
    Nach kurzem Zögern setzte sie sich. „Was möchtest du wissen?”
    „Alles.” Er schaute zu der Kleinen, der die Lider schwer wurden. „Wie viel hat sie gewogen? Wie ist sie so? Schläft sie nachts durch? Ist sie gesund? Was …”
    „Halt, warte.” Raina hob abwehrend eine Hand. „Nur eine Frage zur Zeit.”
    Mit Emma friedlich auf seinem Arm schlafend, saßen sie da im schummrigen Licht, während Raina jede seiner Fragen beantwortete. Er lachte leise, als sie ihm erzählte, dass Emma das Gesicht verzogen hatte, als sie das erste Mal Erbsen bekam; er runzelte die Stirn, als er hörte, dass sie allergisch auf ein Antibiotikum gegen Ohrenschmerzen reagiert hatte. Wie sehr wünschte er, dabei gewesen zu sein, bei all den ersten Malen. Das erste Lächeln, das erste Lachen, der erste Löffel voll Brei.
    Jede Frage, die Raina beantwortete, jede Geschichte, die sie erzählte, machte Emma immer mehr zu seinem Baby. Als er sie schließlich in die Wiege legte, während Raina neben ihm stand, wusste er, dass es kein Zurück mehr gab. Emma war sein Kind, seine Tochter.
    Und sie würde auch seinen Namen bekommen.
    „Bleib so. Ja, genau. Nein, warte, ein bisschen nach links.”
    Raina unterdrückte ein Stöhnen und bewegte sich nach links.
    „Halt. Bleib genau so. Das ist es. Ja. Jetzt lächle.”
    Wenn sie diese Anweisung noch einmal hörte, würde sie anfangen zu schreien. Doch sie lächelte, um die Sache zu beschleunigen.
    Ein brandneuer Vater mit einer brandneuen Kamera war eine Kraft, mit der man rechnen musste.
    Lucian war vor einer Stunde vor Gabe und Melanies Haustür aufgetaucht und hatte Raina und Emma hinaus in den Garten gezogen, eine Decke auf dem sonnengewärmten Gras ausgebreitet, einiges von dem Spielzeug, das er in den letzten zwei Tagen gekauft hatte, dazugelegt und dann

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