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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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glauben, ist eine ganz andere Sache«, sagte Oksa.
    »Das ist normal«, sagte Dragomira verständnisvoll. »Du wirst sicher eine Weile brauchen, aber ich will trotzdem versuchen, es dir so gut wie möglich zu erklären. Edefia gibt es seit Anbeginn der Zeiten, aber es ist ein von einem Sonnenmantel geschütztes, für die Augen der Von-Draußen unsichtbares Gebiet. Warum das so ist? Wir haben festgestellt, dass das Licht innen schneller ist als gewöhnliches Licht. In Edefia kann man die Grenze nach Da-Draußen nicht überwinden, aber man kann sie sehen, weil unsere Augen genetisch an die phänomenale Geschwindigkeit dieses Lichts gewöhnt sind. Seine Schnelligkeit verleiht ihm eine Farbe, die keiner von uns je im Da-Draußen wiedergesehen hat. Eine unbekannte Farbe …«
    Dragomira schlug die Augen nieder. Sie war sichtlich ergriffen von der Geschichte, die sie angefangen hatte zu erzählen.
    »Es ist verrückt, was du mir da erzählst, Baba. Total verrückt!«, sagte Oksa und rieb sich übers Gesicht. »Ich hoffe doch, dass du dich nicht über mich lustig machen willst?«
    Das Schweigen der anderen war so ernst, dass ihre Zweifel zerstreut wurden. Ihr Vater drückte ihre Hand fester und Oksa wandte sich an ihn.
    »Papa?«
    »Deine Großmutter sagt die Wahrheit«, erklärte Pavel mühsam. »Außer Marie, die eine echte Von-Draußen ist und nichts von unserer Herkunft weiß, haben wir alle ein wenig von Edefia in uns. Obwohl einige von uns nicht dort geboren sind, gehören wir alle der Gemeinschaft an, die sich die Rette-sich-wer-kann nennt.«
    »Die Rette-sich-wer-kann?«, staunte Oksa.
    »Das sind die Flüchtlinge aus Edefia, mein Schatz. Ein Name, der genau das wiedergibt, was wir sind, ob wir es nun wollen oder nicht«, sagte ihr Vater bitter. »Ich habe eine Weile gebraucht, um diesen Teil von Edefia in mir zu akzeptieren. Jahrelang habe ich meine Wurzeln geleugnet, und ich bin immer noch nicht sicher, ob ich sie wirklich akzeptiere. Ich wollte genauso sein wie alle anderen, aber schließlich musste ich einsehen, dass ich nicht war wie die anderen Jungen, so wie ich heute auch nicht bin wie andere Erwachsene.«
    »Ich bin auch nicht wie die anderen!«, rief Oksa unwillkürlich.
    Alle Blicke wandten sich ihr zu. Sie war so fasziniert von all dem, was sie da erfuhr, dass es ihr herausgerutscht war. Sofort biss sie sich auf die Lippen.
    »Heißt das, dass du gewisse außergewöhnliche Fähigkeiten hast, meine Duschka?«, fragte Dragomira.
    »Äh … ein bisschen außergewöhnlich. Ja, ich glaube, das könnte man so sagen.«
    Dann stützte sie die Ellbogen auf die Knie und legte das Gesicht in die Hände. Alle sahen sie erwartungsvoll an. Abakum nickte ihr aufmunternd zu.
    »Also, ich kann schweben. Ich komme nicht sehr hoch, aber es ist genial«, erzählte sie stockend. »Außerdem kann ich Gegenstände bewegen, wenn ich mich auf sie konzentriere.«
    »Der Magnetus! Wunderbar!«, rief Dragomira.
    »Und ich schaffe es, kleine Feuerbälle zu werfen, aber ich weiß nicht genau, wie. Sie gehen von meiner Handfläche aus.«
    Sie unterbrach sich, ganz verwirrt, weil alle ihr so gebannt lauschten.
    »Und was noch?«, fragte Pavel leise.
    »Ich kann jemandem aus der Ferne die Haare zu Berge stehen lassen«, sagte sie beim Gedanken an ihre erste magische Erfahrung.
    Ihre Augen glänzten vor Aufregung, doch diejenigen, die sie am besten kannten, ließen sich nicht täuschen. Dragomira und Pavel begriffen offenbar, dass Oksa von ihren Gaben zwar begeistert war, sie ihr zugleich aber auch zu schaffen machten. Die beiden steilen Falten auf ihrer Stirn zeigten es deutlich.
    Viele Erlebnisse gingen Oksa durch den Kopf und stellten ihr Gewissen auf eine harte Probe. Sollte sie von McGraw erzählen? Oder von dem Fiesling? Sie hätte es am liebsten getan, doch ein unbestimmtes Gefühl hielt sie davon ab.
    »Aber jetzt möchte ich erst mal etwas mehr über Edefia erfahren«, unterbrach sie abrupt ihren Bericht, um sicherzugehen, dass sie nicht doch zu viel sagen würde.
    Dragomira setzte sich in ihrem Sessel zurecht.
    »Natürlich, meine Kleine, natürlich. Zunächst einmal kann man sich Edefia als riesiges Solarkraftwerk etwa von der Größe Irlands vorstellen, aufgeteilt in fünf Landstriche. In unserer Welt konnte sich das tierische, pflanzliche und menschliche Leben im Schutz des Mantels und respektiert von den Von-Drinnen unter idealen Bedingungen im Überfluss und in Harmonie entwickeln. Gleichgewicht war die Grundlage unserer

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