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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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würde sie von einem schwindelerregenden Strudel mitgerissen. Was sollte sie sein? Eine Königin? Die Herrscherin eines unsichtbaren Reiches, bevölkert von Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten? Unglaublich! Gleichzeitig fand sie die Vorstellung, dass es trotzdem wahr sein könnte, ziemlich aufregend. Sie, Oksa, eine Herrscherin? Das war der Wahnsinn! Der reine Wahnsinn!
    »Aber warum seid ihr dann hier? Was ist passiert?«, fragte sie atemlos.
    »Wir mussten fliehen«, antwortete Dragomira. »Als ich dreizehn Jahre alt war. Damals herrschte meine Mutter, Malorane, und das Mal hatte mich zur nächsten Huldvollen auserkoren. Ich sollte bald mit meiner Ausbildung beginnen …«
    »Wie meinst du das, deine Ausbildung?«, unterbrach Oksa sie.
    »Die Junge Huldvolle verfügt über zahlreiche angeborene Gaben, deren Beherrschung sie erlernen muss, doch vor allem muss sie erlernen, ihren Geist zu kontrollieren. Die amtierende Huldvolle hat die Aufgabe, so lange an der Macht zu bleiben, bis ihre Nachfolgerin bereit ist.«
    Dragomira nahm Oksas Hand.
    »Auch du wirst eines Tages lernen müssen, deine Kräfte zu lenken und zu beherrschen. Noch verwirren sie dich und sind unbezähmbar, du kannst sie weder richtig einsetzen noch ihre Tragweite ermessen. Wie alle Huldvollen musst du eingeweiht werden. In Edefia beginnt die Schulung mit einer Zeremonie, bei der die zukünftige Huldvolle einen besonderen, von den Feen gefertigten Umhang bekommt. Er verleiht ihr ungeheure Kräfte, insbesondere die Fähigkeit, das Tor Edefias zu öffnen, das den Zugang zum Da-Draußen gewährt. Das ist das Geheimnis-das-nicht-enthüllt-werden-darf, oder vielmehr: Das war es. Denn leider war meine Mutter, Malorane, sehr unvorsichtig. Durch ihre Leichtfertigkeit hat jemand sich das Geheimnis angeeignet. Und sobald das Geheimnis verraten worden war …«
    Dragomira versagte die Stimme. Erinnerungen, die scheinbar sehr schmerzlich für sie waren, übermannten sie. Gekrümmt, mit angespannter Miene erhob sie sich, nahm zwei große Gemälde von der Wand und mit einer Handbewegung war der Raum in Dunkelheit getaucht.
    »Was macht sie da?«, flüsterte Oksa tief beeindruckt.
    »Drehen wir uns um, dann wirst du sehen , was passiert ist«, antwortete ihr Vater.
    Dragomira setzte sich wieder und fixierte die leer geräumte Fläche an der Wand gegenüber. Bilder erschienen, genauso deutlich wie auf einem Fernseher.
    Oksa schrie laut auf. »Ich fasse es nicht! Das ist ja irre!«
    »Deine Großmutter hat die Gabe des Filmauges, sie kann ihre Erinnerungen oder Gedanken so projizieren, dass wir sie sehen können«, erklärte Leomido leise.
    »Was ich dir zeigen werde«, sagte Dragomira mit erstickter Stimme, »ist meine schlimmste Erinnerung – eine Erinnerung, die mir keine Ruhe lässt. Schau nur, meine Kleine, schau, was passiert ist.«
    An der Wand gegenüber erschien ein runder Raum, er war riesig und von durchsichtigen Säulen umgeben, an denen feuerroter wilder Wein hochrankte. Blendend helles Licht drang durch die gläserne Decke und durch die Fenster. In der Mitte funkelte eine mit Früchten beladene Schale auf einem niedrigen Tisch, der aussah wie aus einem Diamanten geschliffen. Hinten in dem prächtigen Raum stand eine Frau vor einer Menge Pflanzen und übergroßen Blumen. Ihre Haltung war würdevoll; sie war hochgewachsen und ihr langes schwarzes Haar fiel ihr offen auf den Rücken. Plötzlich ertönten ein lautes Geräusch und durchdringende Schreie.
    Das Bild an der Wand wackelte und drehte sich dann in alle Richtungen. Oksa begriff, dass sie die Geschehnisse in Edefia buchstäblich aus Dragomiras Sicht sah. Die Direktübertragung der Erinnerungen ihrer Großmutter!
    Die große Frau in der wogenden gelben Robe eilte in die Mitte des Raums, auf Dragomira zu.
    »Was ist das, Mama? Was passiert da?«
    Nun sah man die Frau, die Dragomira Mama nannte, aus nächster Nähe. Es musste die Huldvolle Malorane sein. Sie war wunderschön, aber leichenblass. Panische Angst lag in ihrem Blick. Dennoch sagte sie: »Bleib ruhig, mein Kind, fürchte dich nicht!«
    Plötzlich flog die Tür auf und mehrere Männer stürmten lärmend herein. Rücksichtslos drängten sie alle, die sie aufhalten wollten, aus dem Weg.
    Einer der Männer schleuderte einen Wächter allein mit der Kraft seiner ausgestreckten Hand gegen die Wand, dann schrie er: »Wir wollen zu Malorane!«
    »OCIOUS?!«, rief diese.
    Ein untersetzter Mann löste sich von der Gruppe. Er trug eine weit

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