Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
die Hocke. „Beginnen wir mit dem Job auf Haiti. Was habt ihr dort hinter dem Rücken von Spider gemacht?“
Ellys‘ Mund klappte auf wie ein Fach, in das man Münzen einwarf, und seine Zunge rollte nach vorn. Zuerst brachen nur unartikulierte Laute hervor, und Ondragon wandte sich zu der Madame um. „Funktioniert ja prima, Ihr Zauber!“
„Abwarten. Seine Zunge braucht einen Moment, bis sie fügsam wird. Die Mächte der Geister müssen sie erst zähmen.“
„Ah ja, natürlich.“ Ondragon drehte sich wieder zu dem Mailman, dessen Gestammel tatsächlich deutlicher wurde.
„D-die Mine. Der Zugang w-war eingestürzt, aber wir mussten irgendwie … reinkommen.“ Ellys lallte fürchterlich, aber wenigstens verstand man ihn jetzt einigermaßen. „In der Nacht … haben wir Green nach seiner Wache betäubt … und eine Dynamitstange dazu verwendet, um den vom Erdbeben verschütteten Eingang wieder aufzusprengen. Wir gingen hinunter … in das Labor und haben dort alles mitgenommen, was sich als Beweis gut verwenden lässt. USB-Sticks und so ’n Kram. Dann sind wir wieder hoch und haben mit ‘ner weiteren Ladung den Eingang wieder verschlossen. Green sollte nichts merken.“
„Habe ich aber doch, ihr Pisser“, zischte Green hinter Ondragon. „Denn ich kann zählen! Und ich habe am Ende der Operation noch einmal nachgesehen und bemerkt, dass zwei Ladungen fehlen. Endlich haben wir die Erklärung dafür.“
„Und wofür wolltet ihr die Beweise aus dem Labor verwenden?“, fragte Ondragon Ellys.
„Wir wollten einen inside sellout machen, von Darwin Inc. Geld erpressen und uns zur Ruhe setzen. In Thailand. Die Mädchen dort sind billig, alles is‘ billig. Wir hätten ein schönes Leben gehabt und viiiiel Geld!“ Ellys grinste debil.
„Und habt ihr Darwin Inc. bereits erpresst? Weiß der Konzern, dass ihr das Material aus dem Labor habt?“
„Nein und nein, hehe. Wir wollten Gras über die Sache wachsen lassen, wir mussten doch erst verschwinden. Simsalabim, weg sind die Mailmen. Spider musste von unserem Tod überzeugt sein, damit wir unsere Ruhe haben würden.“
„Woher wusstet ihr überhaupt, dass in dem Labor etwas zu finden war, mit dem ihr Darwin Inc. würdet erpressen können? Normalerweise kennt ein Mailman noch nicht einmal den Auftraggeber.“
„Ganz einfach. Wir haben einen Tipp bekommen.“
„Von wem?“
Ellys lächelte, so als sei er überrascht, dass er die Antwort nicht kannte. „Natürlich von einem Maulwurf.“
Jetzt ging auch Rod neben Ondragon die Hocke. „Was? Ein Maulwurf? Bei DeForce? Wer ist das? Verdammt, raus damit.“ Ungeduldig schlug er Ellys mit der flachen Hand auf die Wange.
„Vorsichtig, Rod, Sie dürfen ihn nicht aufwecken!“, mahnte ihn die Madame.
„Wer ist der Verräter bei DeForce?“, setzte Ondragon die Befragung fort. „Wer hat euch die Insider-Informationen gegeben?“
Ellys schwieg. Sein Kopf rollte von einer Seite auf die andere und wieder zurück.
„Bugs Bunny!“, sagte er kurz darauf.
„Wer?“
„Bugs Bunny hat es uns verraten!“ Ellys grunzte vergnügt. „Der Hase!“
„Scheiße, so kommen wir nicht weiter“, murmelte Ondragon nachdenklich und versuchte, die Frage anders zu stellen: „Wer hat euch geholfen?“
„Na, der Voodoo-Priester. Ich habe ihn aus einem Buch. Er hat geholfen, alles so aussehen zu lassen, als seien wir von einem Fluch verfolgt. Reverend Zombie heißt der, bescheuert nicht?“ Ellys kicherte.
„Der Reverend arbeitet also nicht für Darwin Inc.?“
„Nein, für uns. Er hat das Pulver gemischt und uns damit für kurze Zeit in Zombies verwandelt, damit Sie uns sehen, Mr. O, und glauben konnten, wir seien tatsächlich verflucht. Der Reverend hat uns dann zurückgeholt. Er trug dabei immer dieses Kostüm mit dem Zylinder. Er dachte, er wäre ein Baron. Hihihi. Baron! Das klingt irgendwie europäisch, nicht?“ Ellys hielt kurz inne, als erinnere er sich an etwas. „Auch das Pulver in dem Brief von Green war tödlich. Ihn mussten wir beseitigen, auch wenn er ein Kamerad war. Sorry, Al!“ Er blickte entschuldigend zu Green hinauf.
„Genauso, wie ihr Bolič benutzt und hinterher beseitigt habt?“, hakte Ondragon nach.
„Jepp! Bolič, der Hoppelhase! Hahaha! Hoppeldihopp, peng und weg!“ Ellys wirkte zunehmend, als sei er betrunken. Er schien blendender Laune zu sein und gluckste fröhlich vor sich hin.
„Weiß der Reverend, dass ihr Darwin Inc. erpressen wolltet?“
„Nope. Er weiß nur, dass
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