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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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Eimer aus dem Besenschrank und füllte ihn mit Wasser und Pine-Sol.
    Er fing im Wohnzimmer an und folgte sorgfältig der Spur aus Blut und Exkrement über den Flur, durch die Küche und die rückwärtige Kellertreppe zur Werkstatt hinunter. Der General fühlte sich ruhig und im Reinen mit sich. Ein Schritt nach dem anderen, dachte er.
    » C’est mieux d’oublier«, flüsterte der General, als er den Boden im Werkraum aufwischte. Er schüttete das blutig-kackbraune Wasser in den Abfluss in der Ecke und spülte den Eimer im Becken aus. Und als er wieder nach oben ging und auf die Uhr an der Küchenwand sah, wurde ihm bewusst, dass er die ganze Schweinerei in etwas mehr als einer halben Stunde aufgewischt hatte.
    Zufrieden holte der General Luft, und dabei merkte er, dass sein T-Shirt an der Brust festklebte. Die Tempeltüren bluteten wieder. Er würde noch einmal duschen und den Verband wechseln müssen.
    Bevor er nach oben ging, kehrte der General jedoch ins Wohnzimmer zurück, und er wollte eben die Fenster schließen, als er einen schwarzen SUV in der Einfahrt entdeckte.
    Der General erstarrte, lähmende Angst schoss durch seinen ganzen Körper. Der SUV sah gefährlich aus, und es blieb keine Zeit, sich umzuziehen, keine Zeit, sich das Blut von der Brust zu waschen! Er begann zu zittern und musste den Drang zu fliehen unterdrücken, als urplötzlich etwas Unerwartetes geschah.
    Es drang – zack-zack – als Blitz in seinen Kopf, und mit einem Mal war die Angst des Generals verschwunden.
    61
    Andy Schaap parkte seinen Trailblazer neben dem weißen Pick-up am Ende der Zufahrt. Er stieg aus und spähte durch das Fenster auf der Fahrerseite. Er wusste nicht, was er zu finden hoffte – Blutspritzer auf dem Armaturenbrett?  – und kam sich idiotisch vor, als er sah, dass der Wagen sauber war.
    Dennoch, Andy Schaap konnte das Gefühl nicht verleugnen, das ihn überkommen hatte, als er auf Sergeant Lamberts Grundstück gebogen war. Die alte Tabakfarm war die abgeschiedenste Örtlichkeit, die er bisher besucht hatte. Und hätte ihn der Hoffnungsfunke, der sich in ihm regte, nicht so unvorbereitet getroffen, wäre er vielleicht vorsichtiger gewesen.
    Tatsächlich hätte er am liebsten zuerst in den alten Pferdestall geschaut, vielleicht sogar in den zerfallenden Tabakscheunen nachgesehen, an denen er vorbeigefahren war. Und hätte er es getan, wären die Dinge vielleicht anders gelaufen an diesem Nachmittag. Stattdessen hielt sich Andy Schaap jedoch an das Protokoll – er holte sein Ausweisetui hervor und stieg die Stufen zur Haustür hinauf.
    Die alten, verwitterten Planken der Vorderveranda knarrten unter seinen Schritten, als er an ein kleines, handgeschriebenes Schild über der Türglocke kam, auf dem stand: Bitte läuten. Schaap drückte auf den Knopf. Von drinnen ertönte ein lautes Geräusch – wie von einem Klingelknopf bei einer Gameshow, dachte er –, aber danach herrschte Stille, kein Anzeichen, dass sich im Haus etwas regte.
    Schaap läutete noch einmal und rief: »Hallo? Jemand zu Hause?«
    Nichts.
    Schaap öffnete das Fliegengitter und spähte durch die kleine Glasscheibe der Innentür. Es war dunkel im Haus, aber er konnte einen leeren Flur mit einer Treppe am Ende erkennen. Etwas an dem Ort war ihm unheimlich, aber es brauchte natürlich mehr, damit er ohne Durchsuchungsbefehl einfach eindringen durfte. Er läutete noch einmal, lauschte und hielt nach Bewegung im Haus Ausschau, als er plötzlich ein Knarzen auf der Veranda hinter sich hörte.
    Schaap drehte sich gerade rechtzeitig um, um einen Mann die Treppe heraufkommen zu sehen – einen großen, muskulösen Mann in einem engen schwarzen T-Shirt. In Schaaps Mundwinkel formte sich ein Lächeln, bis er die Waffe des Manns sah.
    »Keine Bewegung!«, rief er, ließ seinen Ausweis fallen und fuhr mit der Hand zu der Pistole unter seinem Sakko. » FBI .«
    Aber der Mann bewegte sich sehr wohl weiter auf ihn zu.
    »Dein Körper ist der Eingang«, sagte der Mann und hob die Waffe.
    Die Zeit schien langsamer zu laufen für Andy Schaap. Das ist eine Beretta M9, dachte er.
    Einen Sekundenbruchteil später traf ihn die Kugel zwischen die Augen.
    62
    Der General ging neben dem Toten in die Hocke und hob seinen Ausweis auf. »Andrew J. Schaap«, las er laut. »Federal Bureau of C’est mieux d’oublier. «
    Der General holte tief Luft und lehnte den leblosen Körper des Agenten an den Türpfosten. Er fühlte sich merkwürdig ruhig – seine Bewegungen

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