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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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Billy Canning anging. Markham hatte darauf bestanden, die Familie Rodriguez selbst zu übernehmen. Er fand, er sollte derjenige sein, der sie darüber informierte, dass ihr Sohn von einem Serienmörder getötet worden war, vor allem aber fand er, er sollte derjenige sein, der sie über die Sexualität ihres Sohns befragte.
    Natürlich hatte nichts in der Akte zu dem Fall darauf hingewiesen, dass der junge Mann homosexuell gewesen sein könnte. Markham musste diese Möglichkeit jedoch ausschließen können, ehe er mit dem Opferprofil weitermachen konnte. Er glaubte, durch seine Zeit in Tampa auch ein Gefühl für die Kultur der lateinamerikanischen Einwanderer zu haben, und falls die Rodriguez nicht eine untypisch aufgeklärte Katholikenfamilie waren, würden sie jede Andeutung, ihr Sohn könnte schwul gewesen sein, wohl eher nicht freundlich aufnehmen.
    Es ist eine sehr vage Möglichkeit, dachte Markham; nichtsdestoweniger musste eine Befragung in diese Richtung feinfühlig gehandhabt werden. Am besten, er versuchte es bei Mrs. Rodriguez, sie würde am empfänglichsten ihm gegenüber sein, aber dazu musste er sie allein erwischen, während ihr Mann bei der Arbeit war. In der Akte stand, dass sie einen Teilzeitjob am Vormittag hatte, was hieß, sie würde am Nachmittag zu Hause sein, wenn die Kinder von der Schule kamen.
    Abgesehen davon wollte Markham selbst feststellen, ob Mrs. Rodriguez vielleicht etwas verbarg – nicht nur vor ihm, sondern auch vor ihrem Mann.
    Markham fuhr zuerst zu der alten Wohnung der Rodriguez in Fox Run, um ein Gefühl für die Gegend zu bekommen. Er sah zu den großen Straßenlaternen hinauf, die über den Parkplatz verteilt waren. Sie wirkten fehl am Platz, ein nachträglicher Einfall in der heruntergekommenen, von Banden heimgesuchten Gegend, aber sie verrieten Markham, dass das Anwesen nachts gut beleuchtet war. Darüber hinaus gab es zu viele Balkone in der Wohnanlage. Es hatte in der Nacht, in der Rodriguez verschwand, zwar geregnet, aber dennoch wären viele Leute draußen gewesen, die den Mörder gesehen hätten. Und es gab nur einen Ein- und Ausgang zu dem Gebäude – zu riskant für Vlad, ihn sich dort zu schnappen.
    Dann waren da noch die Bushaltestelle und der Nachhauseweg. Nicht die sicherste Gegend, aber immer noch gut beleuchtet und belebt. Zumindest hätte jemand die Schüsse hören müssen.
    Aber die Bushaltestelle am anderen Ende? An diesem geheimnisvollen Ort, zu dem Rodriguez mittwochs und samstags in Wirklichkeit fuhr? Nun, das war die große Frage, nicht wahr?
    Die Polizei hatte schnell herausgefunden, dass Rodriguez’ Kellnerjob frei erfunden war, hatte seither jedoch nicht feststellen können, woher er an dem Abend, an dem er erschossen wurde, gekommen war. Andererseits bestand durchaus die Möglichkeit, dass einer der Restaurantbesitzer log; auch seine Angestellten logen womöglich, aus Angst, in etwas hineingezogen und abgeschoben zu werden. Das war das, was Markham am meisten störte: Er konnte die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Jose Rodriguez vielleicht die ganze Zeit die Wahrheit gesagt hatte.
    Aber Alex Guerrera war am Samstagabend ebenfalls irgendwohin gefahren. Seine Zimmergenossen hatten ihn seit der Nacht zuvor nicht gesehen, und er hatte darum gebeten, den gemeinsamen Wagen benutzen zu dürfen, dann aber in letzter Sekunde abgesagt. Sie hatten es merkwürdig gefunden, das war jedoch alles, was sie der Polizei sagen konnten. Von einer Verbindung zu M S -13 oder anderen Latino-Gangs, die in der Gegend aus dem Boden geschossen waren, wussten sie nichts. Da ist nichts, spürte Markham, aber wenn er verzweifelt genug war, würde er mit dem Cousin sprechen und die Zimmergenossen ausfindig machen.
    Als er eine halbe Stunde später das neue Zuhause der Familie Rodriguez erreichte, hatte es aufgehört zu regnen. Der Wohnblock lag im Norden Raleighs; typische dreistöckige Mehrparteienhäuser aus den frühen Siebzigern, samt einem Schild, das in verblassenden Lettern und mit einem fehlenden X LU USWOHNUNGEN anpries. Es gab einen hübschen Baumbestand, und die ganze Anlage war sicherlich kein Fox Run – Arbeiterklasse, zum Teil Sozialwohnungen –, aber Markham sah an den Autos, dass es bergab damit ging.
    Markham fuhr zu einem Gebäude am Ende des Komplexes, parkte neben einem alten Malibu und stieg aus. Zwei Latino-Jungs schauten von einem Balkon im ersten Stock zu ihm herunter. Der Ältere, den Markham auf etwa fünfzehn schätzte, beugte sich

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