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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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Konzept von »früher oder später«. Es war von Anfang an so gewesen, vor all diesen Jahren, als er seiner Mutter versprochen hatte, dass er sie retten würde. Er hatte fast zwei Jahrzehnte gebraucht, um diesen Teil der Gleichung abzuschließen.
    Andererseits, dachte der General, was sind ein paar Jahrzehnte gegen die Ewigkeit?
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    Alan Gates beendete ein Telefongespräch mit seinem Verbindungsmann bei Interpol und fühlte sich frustriert und hilflos. Er hasste es, wenn er mit jemandem bei den Vereinten Nationen zu tun hatte – er hasste den Umgang mit jedermann außerhalb des FB I , Punktum. Sicher, seit dem 11. September war vieles besser geworden, klarere Kanäle und mehr Kooperation insgesamt. Dennoch wusste er, dass die Dinge bezüglich dieses in Rom beschlagnahmten Kunstwerks trotz der neuen Sachlage erneut in Jordanien ins Stocken geraten würden. Jetzt, da die Vereinigten Staaten involviert waren, würden diese Schweinehunde sogar noch mächtig stolz darauf sein, Interpols Ermittlungen zu sabotieren.
    Der fragliche Verdächtige war ein Holländer namens Bertjan van Weerdt, ein Antiquitäten-Schwarzmarkthändler, dessen Spezialität von den Nazis im Zweiten Weltkrieg geraubte europäische Kunst war und gegen den Interpol seit fast einem Jahr Beweise zusammentrug. Wie oder warum van Weerdt in einen der vielen Schmuggelringe geraten war, die nach der U S -geführten Invasion des Iraks entstanden, wusste man noch nicht so recht. Er war bereits den Behörden in Den Haag übergeben worden, und obwohl ihn Interpol an den Eiern hatte, wollte van Weerdt nicht mit dem Namen seines Kontakts in Jordanien herausrücken – er behauptete, den Mann nur als Abdul zu kennen und keine weiteren Informationen liefern zu können. Gates hatte das Gefühl, dass van Weerdt die Wahrheit sagte. Er kannte die Sorte – jemand, der alles tun würde, um die eigene Haut zu retten – und sah die Spur bereits mit oder ohne Hilfe des Holländers im jordanischen Konsulat enden.
    Natürlich würde Gates einen seiner Männer nach Den Haag schicken, um van Weerdt der obligatorischen Befragung zu unterziehen. Aber das würde Zeit erfordern, und Zeit war etwas, das sie nicht hatten.
    Die Folgerungen aus der Theorie seines Schützlings waren schwindelerregend. Nicht der Zeitrahmen des Killers, nicht der Zusammenhang mit dem Sternbild Löwe und dem Gott Nergal und seine Besessenheit vom Zeichen des Löwen. Nein, was Gates angesichts des Termins, zu dem man van Weerdt in Rom geschnappt hatte, am meisten störte, war, dass es – sollte der Pfähler tatsächlich von dem gestohlenen Siegel inspiriert worden sein – eigentlich nur zwei Szenarien gab, wie er damit in Kontakt gekommen sein konnte: Entweder er hatte mit dem Schmuggelring selbst zu tun, oder er hatte das Siegel woanders gesehen – vielleicht bei einer archäologischen Grabung im Irak oder in einer privaten Sammlung, die schließlich mit den gestohlenen Gegenständen aus dem Bagdad Museum vermischt wurde. Letzteres ließ zu viele Variablen offen. Solange nichts auf einen anderen Sachverhalt hinwies, würde das FBI deshalb von der Annahme ausgehen, dass der Pfähler das antike Siegel irgendwo zwischen dessen Verschwinden aus dem Irak und seinem Wiederauftauchen in Rom gesehen hatte.
    Natürlich würde Special Agent Schaap – in Zusammenarbeit mit der Polizei von Raleigh und der Zollfahndung – Auffälligkeiten bei Einreise und Zoll nachgehen, dazu allen Spuren, die mit Gewalttätern nahöstlicher Abstammung in und um Raleigh zu tun hatten. Aber am Ende der Telekonferenz hatte Markham etwas gesagt, das Alan Gates den Magen umdrehte.
    »Eins noch«, hatte Markham gesagt. »2003 wurden drei Soldaten der 3. Infanteriedivision der U S -Armee vor Gericht gestellt, weil sie angeblich versucht hatten, unschätzbare Artefakte aus dem Land zu schmuggeln, die nach Angaben von irakischen Offiziellen aus dem Bagdad Museum stammten. Die Namen der Soldaten wurden nie veröffentlicht und die Vorwürfe später fallen gelassen. Und obwohl Fälle von Schmuggel durch U S -amerikanische Militärangehörige extrem selten sind, beweist die Geschichte zumindest, dass ein Soldat nicht nur mit dem antiken babylonischen Siegel in Kontakt kommen konnte, sondern dass er auch in Verbindung mit dem Schmugglerring in Jordanien hätte stehen können.«
    »Heißt das, Sie halten es für möglich, dass der Pfähler ein Veteran des Irak-Kriegs sein könnte?«, fragte Mr. Spock.
    »Vielleicht«, sagte Markham.

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