Opferschrei
zählte, versagten sie alle.
Vielleicht suchte sie sich immer die Falschen aus. Oder Männer waren einfach so.
Sie verschränkte die Finger hinter ihrem Kopf und schloss die Augen. Wenn sie nur einmal einen kennenlernen würde, der nicht nur aus einer hübschen Fassade mit nichts dahinter bestand. Der nicht nur mit ihr spielte, sondern sich wirklich für sie interessierte und ihr das auch zeigte. Der nicht so unehrlich mit ihr war.
Der weiß, wie einsam ich bin.
Der nicht so …
Sie grübelte weiter darüber nach, bis sie endlich einschlief.
Er .
So ging es ihr oft, wenn sie keinen Scotch getrunken oder eine Tablette genommen hatte.
Lars Svenson ließ die Frau nicht schlafen. Jedes Mal, wenn er merkte, dass sie wegdämmerte, gab er ihr die Peitsche. Es handelte sich um eine kurze, biegsame Peitsche, die an der Spitze etwa so dick war wie ein Schnürsenkel, sodass die Schläge richtig brannten und dünne, aber schmerzhafte Striemen auf dem nackten Rücken der Frau hinterließen.
Sie konnte den Peitschenhieben nicht ausweichen, denn sie lag bäuchlings auf ihrem Bett, die Hände an das Kopfteil gefesselt, die Füße an den Beinen des Eisenbetts festgebunden. Sie konnte nicht schreien, da ihr Mund mit einem Streifen silbernem Isolierband zugeklebt war.
Er verpasste ihr wieder einen Peitschenhieb, und sie schaffte es, ein lautes Wimmern von sich zu geben.
Lars trat einen Schritt zurück und lächelte auf sie hinab. Durch den Vorhang aus Haaren über ihrem linken Auge starrte sie ihn an. Er liebte den Schmerz in ihrem dunklen Blick und die Botschaft, die er enthielt.
Er schlug sie noch ein paar Mal, gerade so stark, dass ihre Haut nicht aufplatzte.
Es war nicht das erste Mal für sie. Dessen war er sich bewusst gewesen, als er sie in der Bar in Greenwich Village aufgegabelt hatte. Sie wäre nicht dort gewesen, wenn sie nicht auf der Suche nach genau dieser Art von Unterhaltung gewesen wäre. Sie war mollig und hatte einen dunklen Teint – vielleicht war sie Jüdin oder Italienerin. Ihr wuscheliges Haar war offensichtlich blondiert, und sie hatte ein Lächeln, das man als offen bezeichnen konnte. In ihren Augen hatte er gesehen, was sie wollte. In seinen Augen hatte sie gesehen, dass er es ihr bieten konnte. Nach nur einem Drink hatte sie vorgeschlagen, in ihre Wohnung zu gehen.
Als sie sich ausgezogen hatten, hatte er gemerkt, dass sie noch molliger war, als sie in Kleidern den Anschein erweckt hatte. Als fett konnte man sie aber noch nicht bezeichnen.
Lars wusste, wo er suchen musste. Er sah blaue Flecken um ihre Brustwarzen herum und blasse Narben an ihren Schenkeln und Pobacken. Ihr Rücken sah aber unversehrt aus. Er würde sich darum kümmern.
Er hatte keine Lust mehr auf die Peitsche, deshalb klemmte er sie in die Ritze zwischen ihren Pobacken und ging hinüber zur Kommode. Dort hatte er sein kaltes Bier auf einem Untersetzer abgestellt, um den Lack nicht zu beschädigen. Lars hatte etwas übrig für Möbel.
Die Frau schluchzte jetzt. Er nahm einen Schluck Bier und betrachtete sie. Vielleicht war es an der Zeit, mit ihr zu reden, ihr sanft beizubringen, was er noch alles mit ihr vorhatte. Dann wurde ihm klar, dass er ihren Namen vergessen hatte. Er klang russisch oder so und war schwer zu merken.
Er grinste. Sie war gerade nicht in der Lage, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
Sie drehte ihren Hals und versuchte, ihn in ihr Sichtfeld zu bekommen. Sie fragte sich, ob er noch immer im Raum war. Er sollte noch nicht weg sein und sie gefesselt und geknebelt zurückgelassen haben. Das war gegen die Regeln.
Dann fiel ihm der Name wieder ein. Zumindest dachte er das.
»Flo?«
Sie reagierte sofort. Sie spannte ihre Popacken an und versuchte, in die Richtung seiner Stimme zu schauen.
»Wenn du ein braves Mädchen bist, Flo, lade ich dich morgen vielleicht zum Frühstück ein.« Nun wusste sie, dass er die ganze lange Nacht bleiben würde.
Sie brachte nur ein Winseln heraus.
Er beschloss, dass auch Flos nackte Fußsohlen nicht zu kurz kommen sollten.
6
Es war spät in der Nacht, und Quinn saß an dem winzigen grauen Resopaltisch in der Küche, rauchte eine billige Zigarre und studierte die Mordakte der Elzners. Besser gesagt, die Kopie der Akte, die Renz ihm überlassen hatte.
Er trank Bier aus einem dickwandigen, stumpfen Glas, das aussah, als habe er es vor Jahren in einem Restaurant mitgehen lassen. Die Schaumkrone hatte sich bis auf einen dünnen Film am Rand des Glases aufgelöst,
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