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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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aus, die Tunfischdose. Da war Martin Elzner, der Ehemann. Welch Überraschung … Pause, Play, Schnellvorlauf, Zielen, ein Schuss aus der schallgedämpften Pistole. Der beißende Geruch des Schusses hing in der Luft, in seinen Gedanken. Vorspulen. Er inhalierte. Jan Elzner war barfuß und trug ein knielanges, hauchdünnes Nachthemd … halbe Geschwindigkeit … Sie erblickt ihren Mann auf dem Boden, das Blut, ein sattes Scharlachrot, fast schon schwarz , und geht auf ihn zu, das Blut … Warten, bis sie ganz nah bei ihm ist, sich fast schon über ihn beugt … Zeitlupe …
    Ihre Augen … was sie wusste!
    Die Hand ohne das gefaltete, getränkte Tuch glitt wieder nach unten.
    Er kam, während er die Pistole immer und immer wieder abfeuerte.
    Die Farben! Die Farben waren herrlich!
    Er inhalierte.
    Endlich Abend.
    Es hatte an diesem warmen Sommertag keinerlei Anzeichen für Regen gegeben, also traf sich Quinn mit seinem Team wieder auf der Bank gleich beim Parkeingang an der Eighty-Sixth Street. Er saß schief, aber bequem auf der harten Bank und trank Wasser aus einer Plastikflasche, die er an einem Kiosk gekauft hatte. Er beobachtete die New Yorker, die ihren Park genossen, solange es noch hell war und die Straßenräuber noch nicht aus ihren Löchern hervorgekrochen waren. Jetzt, da es kühler war, waren mehr Leute unterwegs: eine Frau, die einen Kinderwagen schob, ein paar Jogger und einige mit Helm und Knieschonern ausgestattete Inlineskater, die an ihm vorbeidüsten wie Außerirdische, die einem Videospiel entsprungen waren.
    Pearl und Fedderman kamen gemeinsam auf ihn zu. Sie sahen verschwitzt und müde aus. Pearl schlurfte, und Fedderman hatte die Ärmel seines weißen Hemdes hochgekrempelt und sich sein Sakko über die Schulter geworfen. Quinn erinnerte sich an eine Zeit, in der ein etwas jüngerer Fedderman genau so Räume betreten hatte, mit seiner Jacke an seinem gekrümmten Zeigefinger über der Schulter, und »Ring-a-ding-ding« gesagt hatte – wie Sinatra, als er in Las Vegas und überall sonst sein großes Comeback gefeiert hatte. Quinn konnte sich nicht vorstellen, es von dem älteren, dickeren Fedderman zu hören, der die Last seiner Erfahrung zusammen mit seiner Jacke auf seinen Schultern trug.
    »Ring-a-ding-ding«, sagte Fedderman müde.
    Quinn grinste, und Pearl starrte die beiden Männer an. Sie sah immer noch schön aus, mit ihren funkelnden, dunklen Augen. Ihre Wimperntusche war in der Hitze etwas verlaufen, was dazu führte, dass ihr linkes Auge leicht blau aussah, so als ob sie während des Tages in eine Schlägerei geraten wäre. Was nicht völlig auszuschließen war.
    »Ein alter Witz«, erklärte Quinn.
    »So ein bescheuertes Ding zwischen Männern also«, entgegnete Pearl.
    »Das hat nichts mit dir zu tun, Pearl«, versicherte ihr Fedderman, zu müde, um sich mit ihr auseinanderzusetzen, falls sie eine ihrer Launen hatte.
    Quinn dachte, dass der Sinatra-Song, dessen Titel den beiden Männern als Witz diente, gut zu Pearl passte. Aus irgendeinem Grund war sie noch attraktiver, wenn sie erschöpft war von einem anstrengenden und vielleicht erfolglosen Arbeitstag. Unter seinem zusammengefalteten Sakko, das ihm als Sonnenschutz gedient hatte, zog er die beiden anderen Wasserflaschen, die er gekauft hatte, hervor und reichte sie Pearl und Fedderman. Die beiden Detectives bedankten sich, schraubten die Flaschen auf und tranken gierig. Quinn beobachtete, wie Pearls schlanker blasser Hals arbeitete, während sie schluckte.
    »Also, was haben wir?«, fragte er, als die beiden die Flaschen abgesetzt hatten.
    »Nichts Neues«, sagte Pearl, während sie mit ihrem Handgelenk das Wasser abwischte, das ihr aufs Kinn getropft war. »Aber zumindest wissen wir jetzt ein bisschen besser, was wir haben. Ich meine, wir können jetzt auswendig, was in der verdammten Akte steht.«
    »Die Arbeit eines Cops«, sagte Fedderman mit einem Achselzucken. Er legte eine Hand auf Pearls Schulter, während er Quinn anschaute. »Eins hat sie noch nicht gesagt. Wir haben die Zeugen noch einmal befragt, und einer der Mieter im Haus der Elzners, ein einsamer alter Mann auf demselben Stockwerk, ist auf Pearls weibliche Reize angesprungen.«
    Quinn nahm einen Schluck Wasser und blickte Pearl an.
    »Ich verwende sie sparsam und nur zu ausgewählten Zwecken«, sagte sie.
    »Und wie hat der Alte darauf reagiert?«
    »Ihm ist etwas eingefallen, was er der Polizei bisher noch nicht mitgeteilt hat. Es liegen drei Wohnungen zwischen

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