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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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hat. Das sollte einfach sein.«
    »Das sollte es«, sagte Renz. Sein Ton legte nahe, dass er nur auf Quinns Sarkasmus gewartet hatte. »Smyth ist ein ziemlich geradliniger Typ. Er hat seine Sozialversicherungsnummer in den Schalldämpfer geritzt. Wir werden sie an verschiedene Pfandleiher und Waffenhändler schicken. Wenn der Bärtige ihn verkauft hat, dann haben wir ihn.«
    Aber Quinn wusste, dass es nicht der Mörder sein würde. Der, den sie suchten, war zu schlau um eine Waffe zu benutzen, die zu ihm zurückverfolgt werden konnte. Und da war noch etwas …
    »Renz …«
    »Harley.«
    »Harley, Sie haben die Schalldämpfer ausfindig gemacht, die in den letzten fünf Jahren verkauft wurden. Aber was ist, wenn der Dämpfer schon vorher gekauft wurde? Es könnten Hunderte oder Tausende im Umlauf sein, von denen Sie nichts wissen.«
    »Bis vor fünf Jahren wurde er in unserem Land überhaupt nicht vertrieben.« Als habe Renz nur darauf gewartet. Quinn konnte sein spöttisches Grinsen vor sich sehen. Es ärgerte ihn.
    »Warum haben Sie das nicht früher gesagt?«
    »Ich wollte sehen, ob es Ihnen auffällt. Ob Sie sich Ihren Scharfsinn bewahrt haben. Ich habe Cops gesehen, die schnell gealtert sind, nachdem sie in den Ruhestand versetzt worden sind. Und ich muss Ihnen sagen, Quinn, dass Sie eine ganze Weile gebraucht haben.«
    »Halten Sie mich einfach über den Schalldämpfer auf dem Laufenden«, sagte Quinn und legte auf.
    Er meinte, Renz lachen zu hören, bevor die Verbindung abbrach. Quinn hoffte fast, dass der Schalldämpfer, hinter dem sie her waren, aus einem anderen Land eingeschmuggelt worden war.
    Egan saß in seinem Büro und hatte das Gefühl, dass er alles ziemlich gut im Griff hatte. Mit Nifts Hilfe hatte er schneller als erwartet herausgefunden, dass es sich um einen Doppelmord handelte. Renz dachte, Nift wäre sein Mann, aber Nift war nur Nifts Mann, und er wollte sich auf der sicheren Seite wissen, egal wer der nächste Chef wurde. Der arrogante kleine Rechtsmediziner hatte umgehend Egan angerufen und ihm gesagt, dass das Messer in der Hand des Ehemanns nicht die Mordwaffe war. Die Klingen waren sich sehr ähnlich, aber sie passte nicht ganz zu den Wunden.
    Die Zeitungen und Fernsehsender brachten die Story am nächsten Morgen. Egan hatte dafür gesorgt. Es gab wenig, was das Interesse der New Yorker Presse mehr entflammte und befeuerte wie ein Serienmörder. Da beide Paare gegen drei Uhr nachts getötet worden waren und der Mörder ganz offensichtlich ein sexuelles Interesse an den weiblichen Opfern gehabt hatte, nannte ihn die Presse den Night Prowler – das nächtliche Raubtier.
    Egan gefiel das. Auf die New Yorker Presse war eben Verlass. Jetzt hatten die New Yorker einen Mörder, den sie beim Namen nennen konnten – zumindest beim Spitznamen. Einen Mörder, von dem sie sich ein Bild machen, den sie hassen und fürchten konnten. Ein Star in einer Stadt, die von ihren Stars lebte.
    Er lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und lächelte, zufrieden mit dem Gang der Dinge. Ein nachtaktiver Serienmörder! Genau was er brauchte, um den Druck auf Renz, Quinn und Pearl, diese kleinwüchsige Schlampe, zu erhöhen. Fedderman betrachtete er nicht als Problem.
    Egan war zuversichtlich. Das war die Art von Kampf, die er nie verlor.
    *
    Der Night Prowler.
    In Ordnung, warum nicht. Es gefiel ihm gut.
    Der »Night Prowler« legte seine doppelt gefaltete Times auf den gusseisernen Tisch und lächelte. Er saß vor einem Restaurant in der East Side, das Tische auf dem Gehweg stehen hatte, und frühstückte – weiche Eier und ein Croissant. Jemand, der im dichten Verkehr auf der Straße an ihm vorbeifuhr, war neidisch oder fühlte sich wegen seines Lächelns angegriffen und zeigte ihm den Mittelfinger. Doch das machte ihm nichts aus. In seinen Gedanken war er weit weg, an einem ganz besonderen Ort, den der Fahrer in seinem armseligen, erbärmlichen Leben nie zu Gesicht bekommen würde.
    Sein Blick fiel wieder auf die zusammengefaltete Zeitung.
    Der Night Prowler.
    Ja, das gefiel ihm!
    Und er kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass er seine außergewöhnlichen Bedürfnisse bald wieder befriedigen musste. Das Brummen würde wieder einsetzen, zuerst ganz leise, dann immer lauter, bis sich die Kakophonie und Energie der disharmonischen Farben gänzlich entfalten würde. Er wusste, wer die Nächste sein sollte, aber sie war nicht verheiratet und lebte allein. Und anscheinend hatte sie keinen Freund.
    Nicht

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