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Oryx und Crake

Oryx und Crake

Titel: Oryx und Crake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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toll, sagte Amanda, weil sie ohne diesen Batzen Kleingeld ihre Kunstwerke hätte aufgeben müssen: Hubschrauber kosteten eine Menge Geld, und dann waren da natürlich auch noch die Unbedenklichkeitsbescheinigungen. Die Leute von CorpSeCorps waren wirklich anal in Sachen Luftraum, sagte sie; die verdächtigten jeden, Atombomben auf alles Mögliche werfen zu wollen, und man musste sie praktisch in den Schlüpfer steigen lassen, bis sie einen in einem gemieteten Hubschrauber irgendwohin fliegen ließen, das heißt, außer man war ein Prinz aus einem der Komplexe, der alle bestach.
    Die Worte, die sie »geierte« – das war ihr Begriff –, mussten kurz sein, vier oder fünf Buchstaben. Sie brachte viel Zeit damit zu, sich diese auszudenken: Jeder Buchstabe des Alphabets hatte eine bestimmte Schwingung, eine negative oder positive Ladung, so dass die Worte mit Sorgfalt ausgewählt werden mussten. Geiern erweckte sie zum Leben, das war ihr Konzept, und dann brachte es sie um. Es war ein gewaltiger Vorgang – »So als schaue man Gott beim Denken zu«, hatte sie in einer Frage-Antwort-Sendung im Web gesagt. Bislang hatte sie PEIN
    gemacht – eine Anspielung auf ihren Nachnamen, wie sie in Chat-Room-Interviews erklärt hatte – und JENE und dann BAUCH. Sie hatte es nicht einfach während des Sommers mit Jimmy, weil sie beim nächsten Wort blockiert war.
    Schließlich, als Jimmy nicht glaubte, noch mehr Spaghetti ertragen zu können, und der Anblick von Amanda, wie sie ins Leere starrte, während sie auf einer Haarsträhne kaute, keinen Anfall von Lust und Verzückung mehr auslöste, fand er einen Job. Es war bei einem Unternehmen namens AnooYou, einem kleineren Komplex, der so nahe an einem der heruntergekommensten Plebs lag, dass er schon fast dazugehörte. Nicht allzu viele Leute würden dort arbeiten, wenn sie die Wahl hätten, war das Gefühl, das er an dem Tag hatte, an dem er zum Vorstellungsgespräch ging; dies erklärte auch die leicht niedergeschlagene Art der Gesprächspartner. Er hätte wetten können, dass sie bereits Absagen von ein bis zwei Dutzend Bewerbern bekommen hatten. Na ja, strahlte er telepathisch an sie aus, ich bin vielleicht nicht, was ihr euch vorgestellt habt, aber ich bin wenigstens billig.
    Was sie beeindruckt hatte, sagten die Gesprächspartner – sie waren zu zweit, eine Frau und ein Mann –, war seine Abschlussarbeit über Selbsthilfebücher des zwanzigsten Jahrhunderts. Eines ihrer Kernprodukte, sagten sie ihm, waren Anleitungen zur Körperpflege –
    natürlich keine Bücher mehr, sondern die DVDs, die CD-ROMs, die Websites und so fort. Es waren nicht die Anleitungen selbst, die Gewinn machten, erklärten sie: Es waren die Ausrüstung und die alternativen Medikamente, die man brauchte, um die optimale Wirkung zu erzielen.
    Geist und Körper arbeiteten Hand in Hand, und Jimmys Aufgabe würde es sein, an der ideellen Seite zu arbeiten. Mit anderen Worten, in der Promotion.
    »Was die Leute wollen, ist Perfektion«, sagte der Mann. »Und zwar ihrer selbst.«
    »Aber sie sind darauf angewiesen, dass man ihnen die Schritte dorthin aufzeigt«, sagte die Frau.
    »In einfacher Reihenfolge«, sagte der Mann.
    »Durch Zuspruch«, sagte die Frau. »Und eine positive Einstellung.«

    »Sie sind ganz Ohr für das Vorher und Nachher«, sagte der Mann. »Es geht um die Kunst des Möglichen. Aber ohne Garantie natürlich.«
    »Sie haben große Einsicht in diesen Prozess bewiesen«, sagte die Frau.
    »In Ihrer Arbeit. Wir fanden sie sehr ausgereift.«
    »Versteht man ein Jahrhundert, versteht man alle«, sagte der Mann.
    »Aber die Adjektive ändern sich«, sagte Jimmy. »Nichts ist schlimmer als die Adjektive von letztem Jahr.«
    »Genau!«, sagte der Mann, als ob Jimmy soeben das Rätsel des Universums in einem einzigen blendenden Lichtblitz gelöst hätte. Der Mann schüttelte ihm die Hand, als wolle er sie brechen; die Frau schenkte ihm ein warmherziges, aber verletzliches Lächeln, das ihn grübeln ließ, ob sie wohl verheiratet war oder nicht. Die Bezahlung bei AnooYou war nicht großartig, aber vielleicht gab es andere Vorteile.

    An dem Abend erzählte er Amanda Payne, dass er Glück gehabt habe.
    Sie hatte in letzter Zeit wegen Geld genörgelt – oder nicht genörgelt, aber sie hatte ein paar spitze Bemerkungen über Geld und Verantwortung in die langen und absichtsvollen Momente der Stille einfließen lassen, die ihre Spezialität waren – also dachte er, sie würde sich freuen. Im Bett

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