Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
er, wissend, dass er genau das nicht tun würde.
    Ann Kathrin zeigte auf Charlie: »Als wir miteinander telefoniert haben, hast du mir nicht gesagt, worum es ging. Warum nicht?«
    »Na ja. Ich dachte, er hört mit.«
    »Vermutlich hat er das auch«, orakelte Ann Kathrin. »Aber er weiß nicht, dass wir wissen … «
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Weller.
    In einem der Computerbildschirme spiegelte sich Ann Kathrins Gesicht. Sie sah, dass ihre Haare tatsächlich viel heller geworden waren. Ein bisschen engelhaft sah sie aus. Es gefiel ihr. Während sie sprach, betrachtete sie ihr Spiegelbild weiter auf dem Bildschirm.
    »Vielleicht können wir ihn in eine Falle locken.«
    »Wie denn?«
    Sie stöhnte. »Ich weiß es noch nicht, Frank. Aber er hat irgendein Ding mit mir laufen, das wir nicht kennen. Im Moment sind die von ihm installierten Kameras die einzige Verbindung, die wir zu ihm haben. So können wir zu ihm sprechen. Wir können ihm eine Botschaft schicken, wenn wir wollen. Eine, die ihn uns in die Hände treibt.«
    »Und was bitte soll das für eine Scheiß-Botschaft sein?«, fauchte Weller. Es tat ihm sofort leid. Er war noch viel zu wütend, viel zu geladen, viel zu verletzt, um jetzt vernünftig zu diskutieren. Aber Ann Kathrin versuchte schon, aus der Situation das Beste zu machen. Die Niederlage in einen Vorteil zu verwandeln.
    »Ich habe noch keine Idee, wie«, sagte sie. »Aber wenn wir eine Verbindung zu ihm haben, müssen wir sie nutzen. Wir würden uns schwarz ärgern, wenn er uns entkommt.«
    »Ja, und wie stellst du dir das praktisch vor?«, fragte Weller. »Sollen wir ins Hotel ziehen und gehen dann nur mal rüber, um ihm eine Botschaft zu übermitteln? Oder willst du ihm weiterhin eine Show liefern, wenn du zur Toilette gehst? Soll er uns nachts beim Schnarchen zuhören?«
    »Es ist mein Haus«, sagte sie kalt. »Nicht deins. In deiner Wohnung hat er keine Kameras installiert, oder?«
    Weller kam sich hilflos vor. Er hatte eine Grenze überschritten. Vielleicht hätte er das nicht tun dürfen. Trotzdem hatte er das Gefühl, Ann Kathrin vor einem schweren Fehler bewahren zu müssen.
    »Ann, das wird irgendein persönliches Ding zwischen ihm und dir. Wir müssen das professionell betrachten. Das Ding hier ist kein Duell.«
    »Ach nein? Wer wollte ihn denn gerade noch an die Wand nageln? – Er hat alles erreicht, was er wollte. Er hat Frau Orthner
umgebracht, Frau Landsknecht, Frau Stahlmüller, Herrn Rottländer und Herrn Fink. Der Chef des Ganzen, Heinrich Jansen, ist in seiner Gewalt. Wer soll ihn daran hindern, den jetzt auch umzubringen und dann für immer nach Lateinamerika zu verschwinden? Oder nach Pakistan oder nach, ach, was weiß ich. Wir sind ganz nah an ihm dran. Aber wenn wir ihn nicht bald haben, dann ist er für immer unerreichbar weit weg. Das spüre ich ganz genau. Er hat dann sein Werk vollendet. Nichts hält ihn dann noch hier.«
    Weller versuchte sich zu beruhigen und ging dabei jetzt auf und ab wie sonst Ann Kathrin. Drei Schritte vor, Kehrtwendung, drei Schritte zurück. Er bemerkte selber gar nicht, was er tat, doch Charlie registrierte genau, wie ähnlich sich die beiden wurden.
    »Also«, sagte Weller, »was wissen wir über ihn? Wie können wir ihn an einen Ort locken, wo wir ihn dann hopsnehmen?«
    »Er ist ein Kontrollfreak«, sagte Ann Kathrin. »Er kann es nicht ausstehen, wenn er nicht weiß, was passiert, und die Dinge nicht im Griff hat. Menschen, die als Kind großer Willkür ausgesetzt waren, reagieren als Erwachsene oft so. Sie hassen Überraschungen und alles, was sie nicht kontrollieren können.«
    »Zunächst mal ist er ein Mörder, der aus Rache handelt«, warf Weller ein.
    Ann Kathrin nickte. »Meinetwegen. Aber sein Kontrollzwang ist so stark, dass er sogar bestimmen will, wer gegen ihn ermittelt. Und er hat mich ausgesucht. Das alles hatte er längst geplant, als er die Leiche vor meine Tür gelegt hat. Da waren die Kameras schon installiert und … « Sie fasste sich an den Kopf. »O mein Gott!«
    »Also, ich will euch ja nicht stören«, sagte Charlie, »aber ich muss einen Bericht schreiben. Und ich weiß nicht, was ich darin verschweigen soll und was nicht. Von den wichtigen Sachen auf der Festplatte muss ich Ausdrucke machen und … herrje, ihr
wisst doch, wie so was aussieht! Soll ich jetzt reinschreiben, dass … «
    Weller brüllte ihn an: »Na klar, und am besten mit ein paar scharfen Fotos von ihr und von mir dazu! Glaubst du, ich will

Weitere Kostenlose Bücher