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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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noch bei meinem fünfzigjährigen Dienstjubiläum ausgelacht werden, wenn in der Bierzeitung die Fotos auftauchen? Bist du völlig bescheuert, Charlie? Die Dinger dürfen nicht raus! Allein schon deshalb, um Ann Kathrin zu schützen. Für sie ist das alles doch noch viel schlimmer. Ich bin schon geschieden, aber sie … «
    »Was hat denn das jetzt damit zu tun?«, fragte Ann Kathrin. »Zurück zum Fall. Versetz dich mal in seine Lage. Er weiß, dass wir ihm ganz nah auf den Fersen sind. Wahrscheinlich hat er live miterlebt, wie wir seine Wohnung gestürmt haben. Er weiß natürlich, dass wir sein Auto kennen, sein Aussehen, seinen Namen. Er weiß, dass wir seine Computer haben und damit Zugriff auf all seine Daten. Wenn er nicht völlig verrückt ist, wird er so schnell wie möglich sein Werk vollenden und ins Ausland abhauen.«
    »Glaub mir, Ann, er ist völlig verrückt.«
    Sie antwortete: »Wer so einen Kontrollzwang hat, plant alles sehr genau im Voraus. Mit Sicherheit hat er Plan A, Plan B, Plan C. Für alle Eventualitäten weiß er genau, was er zu tun hat.«
    Als sei den beiden das entfallen, sagte Charlie: »Alle Flughäfen sind dicht für ihn. Selbst an den Intercitybahnhöfen herrscht erhöhte Aufmerksamkeit. Die Kollegen kontrollieren Autobahntankstellen, Raststätten und … «
    Ann Kathrin winkte ab. »Das alles hat er längst mit einkalkuliert.« Sie schüttelte ihre noch nicht ganz trockenen Haare und fuhr fort: »Er hatte Jahre Zeit, alles vorzubereiten. Er wird sich falsche Papiere besorgt haben und sein Aussehen verändern. Er färbt sich die Haare, rasiert sich den dämlichen Bart ab – falls der nicht sowieso angeklebt war.«
    »Der ist cleverer«, warf Weller ein. »Ich stelle mir gerade vor, wie er im Rollstuhl von einer hübschen Krankenschwester in einen Flieger begleitet wird. Für irgendeine Operation, die in Deutschland noch nicht möglich ist, aber in Amerika auf ihn wartet.«
    »Du meinst, er hat eine Komplizin?«
    Weller schüttelte den Kopf. »Nein. Ich denke, die Krankenschwester wird die Geschichte für genauso echt halten wie die Leute von der Lufthansa. Warum sollte er das Risiko eingehen und sie informieren?«
    »Hast du mal was zu trinken da?«, fragte Ann Kathrin. »Ich habe einen schrecklichen Geschmack im Mund.«
    Charlie sprang sofort auf. »Entschuldige bitte.«. Er goss ihr ein Glas Cola ein.
    Sie trank in großen Schlucken, dabei kribbelte ihre Nase.
    Weller mutmaßte: »Wenn wir den toten Heinrich Jansen gefunden haben, ist dort eine weitere Botschaft für uns. Und sei es nur, um uns zu verspotten … «
    Ann Kathrin rülpste ungeniert, dann sagte sie: »Dieses Heim, in dem Jansen wie ein König regiert hat – gibt es das eigentlich noch?«
    Ihre Frage traf die anderen wie ein Stromschlag. Sofort war allen klar, wo sie hinmussten.
    »Der Laden wurde 1990 endgültig zugemacht. Es ist nur noch eine Ruine in der Nähe von Dornumersiel. Falls man das Ding nicht schon längst völlig abgerissen hat.«
    Gemeinsam rannten sie die Treppen hoch. Weller kontrollierte den Sitz seiner Waffe. Er hatte das Gefühl, dass er sie heute noch brauchen würde.
     
    Sie waren unterwegs von Aurich nach Dornumersiel. Alle drei hatten sie Hemmungen, erneut ein Sondereinsatzkommando anzufordern. Wie oft durfte man so etwas vergeblich tun, bevor
einen keiner mehr ernst nahm, fragte sich Ann Kathrin stumm.
    Sie rief Ubbo Heide an und informierte ihn. Er war absolut gegen einen Alleingang. Zunächst setzte er seine ganze Autorität ein und ordnete dienstlich an, sie solle alles nach den für solche Situationen vorgesehenen Vorschriften regeln. Die entsprechenden Kräfte vom Einsatz- und Streifendienst informieren, das Gebäude umstellen lassen, »und dann rein!«. In so einer alten Ruine empfahl er ihr auch, auf jeden Fall Hunde einzusetzen. Dann, als er merkte, dass seine Dienstanweisungen ungehört verhallten, beschwor er sie. Und schließlich flehte er sogar.
    Sie tat, als ob der Empfang gestört sei, und rief immer wieder in ihr Handy: »Ubbo? Ubbo? Ich kann dich nicht hören! Ubbo? Was sagst du?«
    Er wusste, dass sie ihn genau verstand. Es war ihre Art, seinen Ratschlägen und Befehlen aus dem Weg zu gehen. Er fühlte sich hereingelegt. Warum hatte sie ihn denn überhaupt angerufen, wenn seine Meinung sie doch nicht interessierte?
    Dann informierte er selber die Kollegen von der Wache.
     
    Es war schon dunkel, und sie mussten eine Weile suchen. Mit ihren Scheinwerfern schreckten sie ein

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