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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Handelsabkommen, von Jiun als eine »Prosperitätszone« bezeichnet, die Asien eine noch nie dagewesene wirtschaftliche Einheit verleihen soll.
    (Bild: Jiun Bhao, gestützt von Beratern, vor der Presse)
    Jiun: »Die Zeit ist gekommen. Die Zukunft gehört einem vereinigten Asien. Wir sind voller Hoffnung, aber wir wissen, daß noch viel zu tun ist …«
     
     
    > Sie erstreckte sich vor ihnen von Horizont zu Horizont mit ihren Millionen von Verkehrsadern, die wie extrem vergrößerte Kratzer auf Glas wirkten – doch in jedem einzelnen dieser Kratzer flackerten Lichter und bewegten sich winzige Objekte.
    »So etwas Großes kann es in Wirklichkeit doch gar nicht geben!«
    »Es ist nicht wirklich, vergiß das nicht, nicht wirklich wirklich. Das Ganze sind nur elektronische Impulse in einer Kette ungemein leistungsstarker Computer. Es kann so groß sein, wie die Programmierer es sich ausdenken können.«
    !Xabbu schwieg eine lange Weile. Sie schwebten Seite an Seite, ein Doppelgestirn an einem leeren schwarzen Firmament, zwei Engel, die vom Himmel auf die Unermeßlichkeit der menschlichen kommerziellen Phantasiewelt hinabblickten.
    »Das Mädchen stand auf«, sagte !Xabbu schließlich, »sie steckte ihre Hände in die Holzasche…«
    »Was?«
    »Es ist ein Gedicht – oder ein Märchen – von einem aus meinem Volk:
     
Das Mädchen stand auf, sie steckte ihre Hände in die Holzasche, sie warf sie an den Himmel. Sie sprach zu den Aschestäubchen: ›Ihr Aschestäubchen, die ihr hier seid, sollt zusammen zur Milchstraße werden. Weiß sollt ihr euch über den Himmel hinziehen …‹«
     
    Er hielt wie verlegen inne. »Das ist aus meiner Kindheit. Es heißt ›Das Mädchen aus dem Urgeschlecht, das die Sterne machte‹. Durch mein Hiersein, durch das, was du getan hast, ist es mir wieder in den Sinn gekommen.«
    Jetzt war es an Renie, verlegen zu sein, obwohl sie nicht ganz sicher war, warum. Sie krümmte die Finger, und augenblicklich waren sie auf Bodenhöhe. Die Lambda Mall, das Hauptkommerzzentrum des ganzen Netzes, umgab sie ganz und gar. Die Mall war ein Labyrinth simulierter Einkaufsviertel von der Größe eines ganzen Staates, ein uferloser Kontinent der Information. Millionen von Geschäftsknoten blinkten, flatterten, schillerten und sangen in dem Bestreben, den Kunden nach Kräften die Kredite aus der Tasche zu ziehen. Auf den zahllosen virtuellen Straßen wimmelte es nur so von Sims jedes visuellen Typs, jeder erdenklichen Komplexitätsstufe. »Groß ist sie wirklich«, sagte sie, »aber denk dran, daß die meisten Leute sich nie eine Übersicht von oben antun, wie wir sie eben hatten – sie gehen einfach direkt dorthin, wo sie hinwollen. Wenn du jeden Knoten im Netz aufsuchen wolltest, oder auch nur jeden Knoten in dieser Mall… tja, das wäre so, als wolltest du jede einzelne Nummer im Telefonbuch von Groß-Beijing anrufen. Selbst all die hier«, sie deutete auf das Gedränge von Sims, die in einem endlosen Zug an ihnen vorbeidefilierten, »sind nur ein winziger Bruchteil der Leute, die in diesem Moment die Mall benutzen. Dies hier sind lediglich diejenigen, die gern die visuelle Erfahrung des Herumstöberns und Leuteguckens haben möchten.«
    »Die visuelle Erfahrung?« !Xabbus grauer Simuloid drehte sich nach einer Schar von Pelzwesen um, die sich durch die Menge schoben, Karikaturen weiblicher Lüsternheit mit Tierköpfen.
    »Wie du sie jetzt hast. Es gibt eine Menge zu sehen. Aber es geht viel schneller, wenn man sich direkt zu dem, was man haben will, hinbegibt. Wenn du das normale Computerinterface benutzt, liest du dann die Namen sämtlicher vorhandener Dateien?«
    !Xabbu brauchte Zeit, um zu reagieren. Die Pelzweiber hatten zwei schlangenköpfige Männer getroffen und ergingen sich in einer umständlichen Begrüßungszeremonie, zu der ausgiebiges Beschnüffeln gehörte. »Wenn ich mich direkt zu dem, was ich haben will, hinbegebe?«
    »Ich zeig’s dir. Nehmen wir an, wir wollen … sagen wir, ein neues Daten-Pad kaufen. Wenn du weißt, wo der Elektronikdistrikt ist, kannst du dich direkt dort hinbegeben und dich dann physisch herumbewegen – die Leute geben eine Menge Geld dafür aus, ihre Geschäftsknoten attraktiv aufzumachen, genau wie in der wirklichen Welt. Aber nehmen wir mal an, du weißt gar nicht, wo der Distrikt ist.«
    Er hatte sich ihr zugewandt. Sein graues Gesicht mit den grob angedeuteten Zügen machte sie einen Moment lang beklommen. Sie vermißte seine Lebendigkeit, sein

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