Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
jetzt sieh zu, dass du deinen Hintern in Richtung Schule bewegst. Sonst wird’s unangenehm.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Sind deine Bücher wieder aufgetaucht?«
    »Nein. Ich schwöre, ich hab den Rucksack mit nach Hause genommen«, sagte Duane. »Aber ich kann ihn nicht finden. Komisch.«
    »Hast du deinen alten Herrn gefragt?«
    Duane schnaubte. »Der schließt sich doch bloß mit dem verrückten Vogel in seinem Musikzimmer ein. Er hat jemand vom Finanzamt rausgeschmissen, sagt er, und jetzt hat er Angst, sie schicken ihm das FBI auf den Hals. Wenn er so drauf ist, hat’s überhaupt keinen Zweck, mit ihm zu reden.«
    Der Junge hatte es eindeutig schwer zu Hause – die Mutter war nach Europa durchgebrannt, der Vater hatte nicht alle Tassen im Schrank. Er tat Twilly leid, allerdings nicht leid genug, als dass er dafür bereit gewesen wäre, seine Mission aufs Spiel zu setzen.
    »Hey, ich hab gesehen, die Flaschen sind gekommen«, sagte Duane.
    »Ja. Im Moment geht’s allen gut.«
    »Das war toll von dir.«
    »Geh jetzt zur Schule«, sagte Twilly. »Ich will’s nicht noch mal sagen.«
    »Schon okay. Dann bis später.«
    Twilly sah dem Jungen nach und wünschte, er wäre besser geeignet, anderen kluge Ratschläge zu geben. Aber er selbst hatte fast sein Leben lang eher auf seinen Bauch als auf seinen Kopf gehört, und so gab er kaum das Idealbild eines vernünftigen Erwachsenen ab.
    Er ging zum Lager zurück, und wie es seine Gewohnheit war, bewegte er sich so lautlos wie möglich durch die Marschen und Bauminseln und über die Grasebenen. Auf einem sumpfigen Abschnitt sah er etwas Dunkles mitten auf seinem Weg, etwas, das am frühen Morgen noch nicht da gewesen war.
    Er ging in die Hocke und bückte sich tief hinunter, um sich zu vergewissern. Gespannt untersuchte er den frischen Fund. Stocherte mit einem Ästchen daran herum. Drehte es mit einem Blatt um. Roch sogar dran.
    Kein Zweifel: Pantherkacke!
     
    Dr. Dressler war der ganze Tag verdorben, als George und Gilda Carson ihn beim Mittagessen störten, um ihn wie jede Woche dringend aufzufordern, ihren »brillanten« Sohn Graham mindestens eine, wenn nicht zwei Klassen überspringen zu lassen. Nach Grahams jüngstem Zeugnis zu urteilen, das Dr. Dressler nun in Händen hielt, war Graham genau dort, wo er hingehörte.
    »Er hat einen Zeugnisdurchschnitt von C plus«, erinnerte Dr. Dressler die Carsons. »Das ist völlig in Ordnung so, aber es sagt mir auch, dass an Ihren Sohn genau die Anforderungen gestellt werden, denen er im Moment gewachsen ist.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Gilda Carson verschnupft.
    »Ja, eben, worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«, fiel George Carson ein.
    Unrealistische Wünsche von Eltern gehörten zu Dr. Dresslers Job, damit hatte er sich abgefunden, aber manchmal war es wirklich nicht leicht, höflich zu sein. »Normalerweise lassen wir Schüler nur dann eine Klasse überspringen, wenn sie durchweg Einser haben«, erklärte er. »Und selbst dann nur, wenn sie verschiedene Tests bestehen, die zeigen, dass sie reifer sind als ihre Altersgenossen.«
    »Aber wir hatten Sie gebeten, Graham diese Tests machen zu lassen«, sagte Gilda Carson.
    »Das habe ich auch getan.« Dr. Dressler reichte ihr eine Kopie der Ergebnisse, die nicht gerade glanzvoll waren.
    »Er hatte halt einen schlechten Tag, was soll’s«, kommentierte George Carson. »Lassen Sie ihn die Tests wiederholen.«
    Dr. Dressler warf einen erschöpften Blick auf die Messinguhr auf seinem Schreibtisch. Dann sagte er: »Graham ist ein prächtiger Junge. Er passt immer gut auf im Unterricht. Er stellt Fragen über Fragen. Er bemüht sich sehr, aber –«
    »Aber was?«, fragte Grahams Mutter höhnisch.
    »Aber er ist nun mal ein C-plus-Schüler.«
    »Und daran sind seine Lehrer schuld, Dr. Dressler. Graham ist eindeutig unterfordert«, sagte George Carson und wedelte mit den Testergebnissen durch die Luft. »An einer Schule wie der Truman sollte so etwas nicht vorkommen. Wir reißen uns die Beine aus, um das Schulgeld zu bezahlen …«
    Dr. Dressler blendete die Fortsetzung aus, dieses Gerede über ausgerissene Beine hatte er dutzendfach von Eltern gehört, die die Schule verantwortlich machten, wenn ihre Kinder den Erwartungen der Eltern nicht entsprachen. In den meisten Fällen reichte schon etwas Nachhilfe, damit die Schüler sich verbesserten und ihren Abschluss mit ordentlichen Noten schafften. Doch den Carsons stand nicht der Sinn nach aufmunternden Sprüchen, und

Weitere Kostenlose Bücher