Paraforce Band 8 - Der Schlag eines Herzens
seiner Mutter trennten ihn mehr als nur ein paar Tausend Kilometer. Woher also konnte dieser Fremde all dies wissen? Sein Lebenslauf war fast schon minutiös aufgelistet. Dazu kamen die genauen Daten seiner Verhaftung. Sogar Auszüge aus den Verhörprotokollen des FBI wurden offengelegt. Kein normaler Mensch konnte an diese Daten kommen. Es gab also nur zwei Möglichkeiten. Entweder war Baptiste ein begnadeter Hacker, der sogar die Sicherheitsmaßnahmen des FBI aushebeln konnte, oder er war wirklich derjenige, als der er sich ausgab. Laut Mail war er ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Er erzählte in der Mail von der UNIPAF, ohne Details preiszugeben. Von den drei paranormalen Anschlägen hatte Ali nichts mitbekommen. Allerdings fielen ihm Geschehnisse ein, die damit in Zusammenhang stehen konnten. Die Medien hatten damals, wie immer, alle möglichen Theorien aufgestellt. Terroranschläge, gescheiterte Armee-Experimente und die obligatorischen Aliens. Seltsam, dass die immer noch als Erklärung herangezogen wurden. Dass es noch andere Dinge zwischen Himmel und Erde gab, hatte doch sogar Shakespeare schon gewusst. Und auch er selbst wusste, dass es Dinge gab, die mit reiner Wissenschaft nicht zu erklären waren. So auch das Ereignis, auf das Jacques Baptiste kurz vor Ende seiner Nachricht zum Sprechen kam. Direkt nach den Auszügen aus dem Vernehmungsprotokoll vom 26.11.2001.
Ali öffnete die Mail auf seinem Laptop und las sich selbst die Protokolle vor:
» Mr. Nuri, mein Name ist Derek Brockton. Ich bin Ermittler des FBI. Sie wissen, warum wir Sie befragen?«
» Ja.«
» Und was sagen Sie dazu?«
» Gestatten Sie mir eine Gegenfrage?«
In der Erinnerung, die Ali an diesen Tag hatte, sah er Brockton nicken.
» Welchen Sinn hat es für Sie, dass ich meine Aussage wiederhole? Ich kann fast nicht mehr zählen, wie oft Sie mich zu diesem Vorfall befragt haben.«
» Sie müssen doch zugeben, dass es etwas Seltsames gewesen ist und wir darum alle Einzelheiten ganz genau ergründen müssen.«
Seltsam? Das war fast noch untertrieben. Ein Lächeln legte sich auf Alis Lippen. Damals hatte er nur genickt. Alles andere hätte ihn nicht weiter gebracht.
» Also, Mr. Nuri, kommen wir zur Sache. Sie waren am 11. September 2001 als Police-Officer von New York im Einsatz. Richtig?«
» Das ist korrekt.«
» Wir alle wissen, was an diesem Tag geschah.«
An dieser Stelle stoppte Brockton, genau, wie es alle anderen Ermittler auch getan hatten. Ali hatte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, warum sie es taten. Sie warteten auf eine Äußerung. Etwas, das man ihm als Freude über die Anschläge auslegen konnte. Aber da konnten sie lange drauf warten. Er spürte nichts als Wut über die Attentäter. Miese, feige Mörder. Mehr waren sie in seinen Augen nicht.
» Die schlimmsten Anschläge, die die Welt je gesehen hat.«
Brockton hakte etwas auf einem Blatt Papier, das vor ihm lag, ab. Erst dann fuhr er mit einer chronologischen Aufzeichnung der Ereignisse fort.
» Um 9.45 Uhr erreichten Sie den Südturm. Dies bestätigten zwei Feuerwehrleute. Kurz darauf erreichten Sie ihren Kollegen Robert Crowe, der an Ihrem Einsatzfahrzeug verweilte. Um 9.59 Uhr stürzte der Südturm ein. Gegen zehn Minuten nach zehn verließen Sie Ihren Kollegen und begaben sich zum Nordturm. Zeugen berichten, wie Sie entgegen den Warnungen das Gebäude betraten.«
Sein Verhörer hob den Blick von den Notizen, die er mit Sicherheit nicht gebraucht hätte .
» Was geschah dann, Mr. Nuri?«
» Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
» Sie können nicht? Oder wollen Sie nicht?«
Er schüttelte den Kopf.
» Ich kann nicht.«
» Gut, dann sage ich Ihnen, was geschehen ist. Sie betraten den Nordturm und kämpften sich durch den Qualm nach oben. So weit es noch ging. In einem der höheren Stockwerke fanden Sie ein Kind. Der Junge war zwei Jahre alt.«
Zum Glück, dachte Ali. So würde die Aussage des Kindes vor Gericht nicht standhalten. Falls es überhaupt zu einer Verhandlung kommen würde.
» Stimmen meine Ausführungen so weit, Mr. Nuri?«
Er antwortete nicht und Brockton fuhr fort.
» Die Uhrzeit betrug mittlerweile 10.24 Uhr. Die Zeit würde nicht mehr reichen, um den Ausgang sicher zu erreichen. Das konnten Sie zu dieser Zeit nicht wissen, gewiss. Doch als um 10.28 Uhr der Nordturm einstürzte, befanden Sie sich immer noch im 8. Stock. Dies lässt sich anhand eines Fotos rekonstruieren, das um 10.27 Uhr geschossen wurde.«
Brockton
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