Parasiten
noch
jemanden informiert hatte. Er bezweifelte es, aber er wollte keinerlei Risiko
eingehen, dass ihm jemand die Story vor der Nase wegschnappte. Es galt zu
handeln. Klug und umsichtig, aber dennoch zielgerichtet.
Die entscheidende Telefonnummer zu bekommen, war ein Leichtes
gewesen. Walter hatte beschlossen, gleich mitten ins Wespennest zu stechen.
Hennings Material war brisant, aber unvollständig. Er hatte seine Quelle nicht
angegeben. Ohne diese Quelle war für Walter das Material fast wertlos, wenn es
hart auf hart ging. Also musste er kräftig auf den Busch klopfen, um den Gegner
aufzuschrecken. Er sollte ihm selbst die Bestätigung liefern, die er mangels
eines Zeugen dringend brauchte. Er atmete tief durch und rief an.
Zwei Wochen Knast waren mehr als genug für Andres Puri,
das würde ihm nie wieder passieren. Natürlich hätte er der Schlampe von
Krankenschwester am liebsten eigenhändig den Hals umgedreht, aber sie war das
Risiko nicht wert. Als seine Frau ihm bei seiner Rückkehr vorwarf, er sei doch
an allem selbst schuld, er musste ja mal wieder sein Maul aufreißen, da hatte
er ihr eine gescheuert, dass sie mit Überschallgeschwindigkeit gegen ihr
beschissenes Sideboard gedonnert war und sich dabei den linken Arm brach.
Seitdem war wieder Ruhe im Puri-Haushalt eingekehrt. Er hielt sich brav an die
Auflagen des Gerichts, kümmerte sich in der gebotenen Vorsicht um seine
Geschäfte, spielte Poker mit seinen Freunden und Kollegen und lud ab und zu
eine oder zwei Nutten in den Whirlpool ein. Alles war in Ordnung, bis an diesem
Tag sein absolut abhörsicheres Telefon klingelte.
»Andres, du musst mir helfen!«
Puri stöhnte genervt auf. Schon wieder dieser Vollidiot. »Was ist
denn diesmal?«
»Ich weiß jetzt, wer das Material hat. Das heißt, ich weiß nicht,
wer es ist, aber er hat mich angerufen. Hat aber keinen Namen genannt. Schätze,
er will mich erpressen.«
»Wie viel hat er verlangt?«
»Erst mal nichts. Er will sich mit mir treffen und reden. Was soll
ich denn jetzt machen?«
»Was hast du ihm gesagt?«
»Zuerst habe ich so getan, als wüsste ich nicht, was er will. Und
dann habe ich einem Treffen zugestimmt. Damit er erst mal Ruhe gibt. Aber ich
kann da doch nicht hingehen!«
»Du hast keinen Schimmer, wer es sein könnte?«
»Ich weiß es wirklich nicht.«
»Aber du bist sicher, dass er das Material hat?«
»Er hat es angedeutet. Er erwähnte ein brisantes Vermächtnis eines
kürzlich gewaltsam verstorbenen Volontärs …«
»Okay. Wann und wo?«
»Was?«
Puri war kurz davor, die Nerven zu verlieren. Wie konnte man so
dämlich sein? »Das Treffen!«
»Ach so, ja. Übermorgen. Um vier Uhr nachmittags. Im ›Alsterpavillon‹.«
»Klug gewählt. Anscheinend kein so blutiger Anfänger wie dieses
kleine Frettchen.«
»Umso schlimmer!«
»Reg dich ab. Ich kümmere mich darum.«
»Was soll ich jetzt machen? Und was willst du tun?«
»Du gehst wie verabredet zu dem Treffen. Rede so wenig wie möglich,
streite alles ab. Dann verschwindest du wieder. Den Rest übernehme ich.«
»Wenn es geht, bitte nicht schon wieder … so … drastisch …«,
jammerte sein Gegenüber. »Und sorg dafür, dass wir das Material bekommen. Damit
ich es endlich vernichten kann.«
»Mach dir nicht in die Hose.« Puri legte auf.
Langsam ging ihm die Geschichte auf die Nerven. Sie nahm Zeit und
Geld in Anspruch. Außerdem stellte der Vollidiot ein unkalkulierbares Risiko
dar. Vielleicht sollte er mal eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufmachen. Brachte
ihm dieser Kontakt wirklich so viel? Puri wägte ab und entschied sich für ein
Ja. Prospektiv gesehen war der Vollidiot ein wichtiger Baustein. Also würde er
ihm mal wieder die Kartoffeln aus dem Feuer holen und ihn damit unauflöslich an
sich binden. Wen sollte er damit beauftragen? Mnatsakanov war so blöd gewesen,
sich von der Krankenschwester den Schädel einschlagen zu lassen. Beschissene,
dämliche Russen.
Vielleicht sollte er auf deutsche Wertarbeit zurückgreifen. Da gab
es diesen Richy. Allerbeste Referenzen, angeblich gutes Auftreten, saubere und
schnelle Arbeit ohne verspieltes Gedöns wie Finger abschneiden oder Nasenflügel
aufschlitzen und so’n Quatsch. Er rief seinen Bodyguard und beauftragte ihn,
jemanden zu beauftragen, diesen Richy zu kontaktieren. Doch dann kam ihm eine
noch bessere Idee …
Walter Ramsauer war zufrieden. Sein Gesprächspartner hatte
zuerst alles geleugnet, aber er war so geschockt gewesen von Walters
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