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Paravion

Paravion

Titel: Paravion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bouazza
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Fährnisse des Herzens doch wenig, ihr seid nur an körperlicher Kraft interessiert, vor allem, wenn sie irgendwo gebündelt ist. Ihr habt noch nicht in den warmen Armen eines Mädchens gelegen, habt nicht von ihrem Atem getrunken, sie erregt nicht eure Träume, wohnt nicht in eurem Geist, Ohrfeigen von ihren süßen Händen werden eure Wangen nie kosten. Nehmt mein Leben, wenn ihr wollt, etwas anderes habe ich nicht.«
    Die Banditen wischten sich die Tränen weg und erhoben sich.
    Sie waren gerührt. Sie halfen Baba Baluk auf und luden ihn zu einer Haschpfeife ein.
    »Nur meine Geschichte habe ich noch«, fuhr Baba Baluk fort.
    »Diese aber ist sehr lang und nur schwer zu ertragen. Ihr könnt mich schlagen und prügeln, ihr werdet keine blauen Flecken auf meiner Haut entdecken. Doch warum nennt ihr mich einen Angeber und Wissenschaftler?«
    Einer der Banditen war in tiefes Nachdenken versunken und fragte: »Was meintest du mit den Schenkeln?«
    Baba Baluk streckte sich. Einer der Jungen kam zurückgerannt und versetzte ihm einen Stoß. »Nichts als Geschwätz, das hat uns noch gefehlt«, sagte er und lief zu seinen enttäuschten Kumpanen zurück, die ihren Weg fortsetzten.
    Die Arme des Mädchens erwarteten ihn unter den Feigenbäumen. Eine unruhige und raschelnde Umarmung folgte, und er hörte sie sagen: »Die werden sich jetzt nicht mehr an dir vergreifen. Das hast du gut gemacht, mein Hosseloddelchen. Ich bin stolz auf dich.« Er war ganz außer Atem, nicht nur weil sie ihn berührte, sondern weil er noch nie so lange ohne Unterbrechung geredet hatte, er wußte nicht, woher das alles plötzlich kam. Er war wie besessen gewesen.

    Empört waren Cheira und Heira, als sie das alles vernahmen.
    Im Bach dümpelte das Lächeln des Mondes, der seelenruhig auf dem Rücken dahintrieb. Sie ließen sogar aus Versehen ein paar Knoten aus, so daß das Einhorn, an dem sie gerade knüpften, mehr einem Nashorn glich. Warum hatte Baba Baluk nie von den Prügeln erzählt? Panisch schlugen sie die Hände vors Gesicht, wartet nur, ihr Söhne von Mistpforten, euch werden wir es schon zeigen. Sie erhoben sich, lebendig und voll guten Mutes wie zu der Zeit, als sie noch so gerne in zarte Kinderarme zwickten. »Das arme, arme Bürschchen, das liebe Fohlen.«
    Am nächsten Tag konnte Baba Baluk auf seinem fliegenden Teppich das Meer riechen. Salzige Luft brannte ihm auf dem Gesicht. Endlich roch er, was seit Tagen seinen Magen füllte.
    Der Körper kribbelte noch vom Traum, in dem Mamurra ihn besucht hatte. Darin war sie ihm in einem grüngelben Blätter-und Zitronenkaftan erschienen, unter dem sich ihre Schwangerschaft bauschte, und hatte einen Dutt getragen. Sie legte ihm die Jujubefinger auf die Lippen, still, niemand wußte, daß sie bei ihm war, sie bezwang seine ungeschlachte Lust, ungreifbar wie Parfüm schlüpfte sie durch seine Finger, marterte ihn, der doch selber eine Peitsche hatte. Verzweifelter denn je teilte er das Lager mit ihr. Er biß in ihre Apfelbäckchen, geißelte ihre Flanken, bevor er sich in ihrem warmen Tiefenstrom auflöste. Blaue Adern schimmerten durch ihre glänzende Haut, ihr Rückgrat war eine Radspur im Schnee und verschwand zwischen vorstehenden Schulterblättern. Die Schwangerschaft hatte sie verengt; ein Schatten, feigenschwarz, schimmerte vor Schweiß und Feuchtigkeit.
    Seine Finger hinterließen rote Brandzeichen auf ihren Schenkeln.

    »Du wirst es nie lernen«, sagte sie hinterher, ohne ihn anzusehen, und ihr Dutt bewegte sich hin und her, ob in herablassender Ergebenheit oder in verdrießlicher Gönnerhaftigkeit, er wußte es nicht. Er wurde im Traum gestört, dieser zerfiel, die Realität hielt Einzug, nahm Gestalt an und wurde verschluckt, nur mit Mühe konnte er die Augen öffnen: Der Gastwirt schüttelte ihn wach, Zeit zum Aufbrechen.
    Das Meer sprühte ihm klebriges Salz ins Gesicht, und so fein dieses Salz war, so grobkörnig war das Licht, das ihm in die Augen fiel. Er verlor die Kontrolle über den Teppich.
    Nevernym, vom starken Seewind gebremst, rollte die Vorderkanten auf, drunter schäumte und brüllte es ihm entgegen, der Teppich verweigerte den Weiterflug.
    Am Strand des Narvelmeers war der Fischer gerade in sein Boot gestiegen, um die Netze einzuholen, als er eine wild fuchtelnde, unter einem trudelnden Teppich in der Luft zappelnde Silhouette entdeckte, die auf die hochärmelnden Wellen zustürzte. Ein Platsch, das weiße Wasser flog blütenreich auf, und nicht lange danach löste

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