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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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ist nicht sicher. Ich könnte mich auch irren«, fügte ich rasch hinzu.
    Er nickte, als habe er mich verstanden, doch seine Augen sahen ausdruckslos in die Ferne.
    »Roo!«, sagte ich scharf.
    Mit einiger Mühe richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. »Dann wird es Zeit, dass jemand diesen Ike über den Jordan schickt!«, sagte er in giftigem Tonfall.
    Ich musste schmunzeln. Dieser Junge nahm kein Blatt vor den Mund. »Nun, zuerst müssen wir unsere Freunde hier sicher nach Torley bringen«, versuchte ich, ihn zu bremsen.
    Roo schien meinen Beschluss zu akzeptieren. Die Anspannung hatte sich von ihm gelöst, und sein gesamter Körper schien nun von einer unbändigen Energie durchströmt zu werden. Ich nahm die Hand von seiner Schulter und schickte mich an zu gehen; da packte er mein Handgelenk.
    »Bist du sicher, dass du deine Prioritäten richtig gesetzt hast, Boss?« Er sah mich mit ernstem Blick an.
    Roos Worte verfolgten mich noch, als wir weiter durch die Nacht gingen. Sie brannten auf meinem Gewissen, so wie die Schuppen auf meiner Wange juckten. Ich war noch nie einer Konfrontation ausgewichen. Die Cabal bekämpften Tulu und Ike, weil sie ihr verlorenes Territorium zurückerobern wollten. War das ein Kampf, in den ich mich einmischen sollte?
    Der größte Teil des Krieges würde sicherlich am Kanal ausgetragen werden. Vielleicht hatte ich die Party noch nicht verpasst.
    Kurz vor dem Morgengrauen machten wir Rast.
    Der Mond stand im Zenit, und auch die Welt schien einen Wendepunkt erreicht zu haben. Ich starrte auf die Auswüchse der Wilden Technologie, die nun die Landschaft bestimmten. Die Menschen, die sich noch in Mo-Vay aufhielten, würden von der Technik und den anderen Dingen verschlungen werden, so wie dieser eine Körper von der Fiberglassäule ausgesaugt worden war. Menschen waren an diesem Ort nur noch Dünger.
    Ich verglich meine Kompasspeilung mit Glidas Angaben. Sie hatte sich auf der bloßen Erde zu einem Fellknäuel zusammengerollt.
    »War noch niemals hier. All’s viel seltsam.«
    Sie hatte Recht.
    Die Nacht konnte die Veränderungen nicht mehr länger unter ihrem schwarzen Mantel verbergen. Hinter uns hatte das Plasma-Netz die letzten Villen verschluckt. Mit kleinen Verästelungen breitete es sich nun sogar in die Höhe aus; eine gelatineartige Masse bildete neue Triebe, die sofort verhärteten und sich in alle Richtungen ausstreckten. Dieser Ort wächst, hatte Roo gesagt. Recht hatte er. Das alles wurde mir langsam unheimlich.
    »Wir gehen weiter«, forderte ich die anderen auf.
    Die Masoops erwachten gähnend und klagten über Hunger und Durst. Unsere Reise zehrte deutlich an ihren Kräften. Die Schamanen waren in noch schlechterer Verfassung: Durch das lange Liegen in Ikes Labor hatte sich ihre Muskulatur zurückgebildet. Ness konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Unsere Situation machte mich allmählich nervös. Ich fragte mich, ob sich die Veränderungen auch auf den restlichen Tert ausdehnen würden. Was würde mit den Bewohnern von Mo-Vay geschehen, die geflohen waren? Würden sie irgendwo Unterschlupf finden? Und was würde mit Ikes Söldner-Armee geschehen?
    Ich trug Wombebe und Fattail auf meinen Armen. Wombebe streichelte die Schuppen auf meiner Wange, als wären sie aus reiner Seide. Ich schob ihre Hand beiseite. Fattail klammerte sich an meinen Schultern fest; ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr. Sie waren beide nicht sonderlich schwer, doch auch ich hatte schon vor langer Zeit die Grenze meiner Kräfte überschritten.
    Und mittlerweile bezweifelte ich, dass ich mich jemals von diesem Abenteuer erholen würde.
    Mit Erleichterung stellte ich fest, dass die Villenblöcke, die wir passierten nicht von dem Plasma-Netz befallen waren. Dann hörte ich Geschützfeuer. Wir mussten uns also in der Nähe des Kanals befinden.
    In meinem Kopf baute sich plötzlich ein unerklärlicher Druck auf. Unfreiwillig erschienen vor meinen Augen lebendige, real wirkende Halluzinationen. Ich stolperte. Die beiden Masoops in meinen Armen konnten sich nicht halten und fielen auf den Boden.
    »Was ist mit dir?« Roo und Glida versuchten, mir hoch zu helfen.
    Ich wies sie zurück und massierte meine pochenden Schläfen. Mein Geist löste sich von meinem Körper. Ich schwebte hoch über dem Boden und konnte das ganze Gebiet überblicken, das im Halbdunkel der Dämmerung lag. Ich sah sogar meinen eigenen Körper, der reglos auf der Erde lag. Obwohl ich weiterhin denken konnte und

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