Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Boden.
Ich schwang mich an die Kante des Tisches und wollte mich herunterfallen lassen, da fiel die Welt auf mich.
Mal.
Mit einer Hand so groß wie ein Schaufelblatt wuchtete sie mich zurück an Ort und Stelle und hielt mich fest.
Ich hörte, wie die Fesseln zuschnappten.
Bras fuhr mit dem Messer an der Naht meiner Hose entlang und schnitt sie herunter.
Ich schrie wieder, als weitere altmodische Nanos durch Nase und Ohren in mich hineinhuschten.
Erinnerungen. Das Spinnenwesen in Mo-Vay… aus seinem Hinterleib hatte es Plasma auf mich abgeschossen. Roo, starr vor Angst. Meine Vergangenheit stürzte sich mit aufrüttelnder Furcht auf mich.
Mal ließ mich los, und der Deckel schob sich zu. Ich begann zu weinen.
Etwas fuhr mir über die Wange und saugte die salzige Flüssigkeit ab. Meine Klaustrophobie wurde mit jeder noch so sanften Berührung stärker. Mit dem Kopf hämmerte ich gegen den Deckel.
Lasst mich raus!
Sei still, dämlicher Mensch. Ich arbeite.
Als der Eskaalim mich beleidigte, hörte ich auf zu zappeln. Er zwang mich zu denken.
Der Eskaalim hatte mich schon früher geheilt. Ich brauchte es nur in Ruhe zu lassen und zu vergessen, wo ich war. Stell dir vor, du bist bei Hein nach einem Essen und vier Bier. Oder die Glitzerspuren am Stretch bei Nacht. Oder den Blick aus Loyl Daacs Wohnung auf den Tert. Denk an Zuhause. Denk darüber nach, was Loyl Daac in Viva will. Auf wen hat er es abgesehen?
Ich atmete tief durch und stieß die Luft durch die Nase aus.
Allmählich wurde ich ruhiger.
Noch kein Durchbruch, aber ein kühl kalkulierendes Bewusstsein, was ich tun wollte.
Wieder ein Streicheln. Diesmal kam es vom Beruhigungsmonitor – und dann war ich weg.
19
»Uns geht die Zeit aus.« Bras saß neben mir vor den Bildschirmen und musterte die verschiedenen Nachrichtensendungen im Net.
Nichts.
Ich war wie gelähmt. Nichts darüber, wie der FlashHawk ein Loch in die Brücke geschossen hatte. Nichts über den Angriff auf den Palast. Nichts über den Tod des Königs.
Common Net und OutWorld brachten eine Kurzmeldung über einen Tumult auf M’Grey, den sie auf eine örtliche Sekte schoben. OneWorld brachte noch uninteressantere Raubvogelberichte über Fluten am Cape und Terroristen aus der Nördlichen Hemisphäre, die an der Äquatorgrenze festgehalten wurden.
Alles schien sich auf die bevorstehenden Pan-Sats zu konzentrieren.
Wie weitgehend das Weltgeschehen gefiltert wurde, bevor ich davon hörte! Meine Naivität war erbärmlich. Auf seine eigene fremdartige, brutale Weise ging es im Tert erheblich aufrichtiger zu als in Vivacity.
»Wie oft machen sie so etwas? Etwas nicht zu zeigen, meine ich?«
Sie blinzelte. »Vater sagte immer, dass Geschichte auf selektiver Erinnerung beruht.«
Darüber sann ich eine Weile lang nach. »Das ist typisch menschlich, denke ich. Jedes Mal, wenn wir uns an etwas erinnern, ist es nur unsere Sicht. Aber das hier…« Ich schlug auf die Sessellehne. »Das ist eine verdammt dreiste Manipulation. Warum zeigt die Bearbeitungsintelligenz nicht, was auf M’Grey wirklich passiert ist?«
»Weil Sera Baus Raubvögel ihre Informationsquelle sind. Vielleicht hat Bau eine Nachrichtensperre verhängt?«
Bras’ Augen schienen mit jedem Tag, den wir hier unten waren – vier bereits – größer geworden zu sein, und die Höhlen darunter tiefer. Zweimal hatte sie das Bewusstsein verloren. Sie aß nur wenig. Ihr magerer Leib wurde von grundlosen Wutattacken geschüttelt. Wir hatten sie an ihr Feldbett gefesselt, aber selbst danach hatte ihr Geschimpfe uns bis in den Traum verfolgt.
Bans Techniker desertierten am dritten Tag. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Wir waren in einem Versteck voller Irrer.
Meine Genesung ging zu langsam vonstatten. Ich konnte zwar laufen, aber die Schmerzen waren furchtbar. Medikamente nahm ich nur zum Schlafen, damit sie bei Tag nicht die Gedanken durcheinander brachten.
Also brachten sie mir die Träume durcheinander. Und Träume hatte ich viele.
Manchmal träumte ich von Teece.
In der vergangenen Nacht hatte ich von Billy Myora geträumt, dem Cabal-Schamanen im dreiteiligen Anzug. Er schien mir aus einer Distanz zuzusehen, wie ich Mist baute, und schmollend zu denken: Ich hab’s dir ja gleich gesagt.
Hauptsächlich träumte ich jedoch von Leesa Tulu. Aus diesen Träumen erwachte ich schwitzend, voller Angst, dass Marinette mich irgendwie im Schlaf erreichen konnte.
Am Morgen war ich mit dem lastenden Gefühl erwacht,
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