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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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Informanten meinen, du willst mich vielleicht hinhalten. Tu es nicht. Heute werde ich dir zeigen, was mit Leuten geschieht, die mich hintergehen. Du hast achtundvierzig Stunden, Harry.
    Der Prophet
    Harry schlug die Hand vor den Mund. Mittwoch, 17:00 Uhr. Heute war Montag. Was, wenn sie ihm sagte, dass sie das Geld nicht hatte? Was dann?
    Als ihr Bürotelefon klingelte, zuckte sie zusammen. Es war Annabelle.
    »Ein Mr. Tiernan ist für dich am Empfang.«
    Sie sah zur Tür in Richtung Rezeption und dann wieder auf die E-Mail des Propheten. Ihr Puls beschleunigte sich. Was zum Teufel machte Jude hier?
    Sie musste schlucken, aber ihr Mund war zu trocken. »Sag ihm, ich komme gleich.«
    Jude schritt im Eingangsbereich auf und ab, als sie die Türen aufdrückte. Nachdem er sie erblickt hatte, blieb er stehen. Mit weitaufgerissenen Augen bemerkte er ihre neuen Schnitte und Schrammen.
    »Mein Gott, Harry!«
    Vom Investmentbanker war nichts mehr zu sehen. Statt eines Anzugs trug er ausgebleichte Jeans und ein enganliegendes T-Shirt. Er ballte die Fäuste, worauf sich die muskulösen Oberarme wölbten. Er glich eher einem Ringer, der sich auf den Kampf vorbereitet.
    Er kam auf sie zu. Unwillkürlich wich Harry zurück, trat in ein leeres Büro rechts von ihr und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Er knallte die Tür hinter sich zu.
    »Großer Gott, Harry, alles in Ordnung? Was zum Teufel geht hier vor sich?«
    Sie deutete auf ihr Gesicht. »Ist nichts Ernsthaftes.«
    Er trat einen Schritt auf sie zu. Sie versuchte, nicht zusammenzuzucken.
    »Nichts Ernsthaftes?« Er zählte die Argumente an den Fingern seiner Hand auf. »Ich helfe Ihnen, Felix Roche hinters Licht zu führen, er wird daraufhin ermordet, die Polizei befragt mich, Sie antworten nicht auf meine Anrufe, und jetzt finde ich Sie hier, und Sie sind von oben bis unten mit Schrammen übersät. Ich habe das alles vielleicht vorher nicht ganz ernst genommen, aber, bei Gott, glauben Sie mir, ich tu es jetzt.«
    »Hören Sie, ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen, aber es gibt keinen Grund, warum Sie weiterhin in diese Sache verwickelt sein sollten.«
    »Verwickelt? Die Polizei weiß, dass ich ihn in der Nacht seines Todes angerufen habe. Natürlich bin ich verdammt noch mal in die Sache verwickelt.« Er fuhr sich durchs Haar. Er sah aus, als hätte er in den letzten achtundvierzig Stunden nicht geschlafen. »Felix jedenfalls geht mir nicht aus dem Sinn.« Er hielt inne und sah sie an. »Und Sie auch nicht.«
    Sie sah weg. Sanft berührte er sie an der Schulter.
    »Was ist, Harry?«
    Sie verschränkte die Arme und starrte ihn finster an. »Wie viel haben Sie Ashford erzählt?«
    »Was?«
    »Er war gestern hier. Sie haben mit ihm über mich gesprochen.«
    »Er hat nach Ihrem Unfall gefragt, er klang besorgt.«
    »Und mehr haben Sie ihm nicht erzählt, bestimmt nicht?«
    Jude verengte die Augen. »Kommen Sie, Harry, was soll das? Wir haben über Ihren Unfall gesprochen, das war alles. Ist irgendwas Neues passiert?«
    Sie dachte daran, was alles in den vergangenen zwei Tagen an Neuem passiert war. Was, wenn sie ihm von dem vermissten Geld erzählte? Allein der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. Sie konnte es nicht riskieren. Er hatte mit Ashford bereits darüber gesprochen. Mit wem würde er noch darüber reden? Egal, was geschah, der Prophet durfte auf keinen Fall erfahren, dass das Geld nicht mehr da war.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts ist passiert.«
    Jude packte sie an den Schultern. Sie rang nach Luft, als er sein Gesicht nah an ihres schob und sie seinen heißen Atem auf der Wange spürte. Er roch nach Bier und sauberem männlichen Schweiß.
    »Geht es um Felix?« Seine Finger gruben sich in ihre Schultern. »Vielleicht haben Sie mit ihm nachts doch noch gesprochen. Hat er Ihnen was erzählt? Was hat er gesagt?«
    »Nichts. Ich habe Ihnen doch gesagt, er ist nicht rangegangen.«
    Sein Blick bohrte sich in sie, ihre Nasen berührten sich fast. Sie suchte in seinem Gesicht nach Spuren des tugendhaften Bankers, der niemals die Regeln brach, fand jedoch nichts mehr davon.
    Alles, was sie sah, war der draufgängerische Pilot, der zu allem bereit war.
    Plötzlich ließ er sie los.
    »Wie Sie wollen.« Er ging zur Tür. »Aber ich lasse Sie nicht in Ruhe, Harry. Nichts davon wird Sie in Ruhe lassen.«
    »Warten Sie …«
    Doch er war bereits durch die Tür verschwunden.
    Harry verschränkte die Arme und rieb sich die Schultern. Sie zitterte. Er hatte recht. Das alles würde

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