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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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seines Bruders aufgeklärt war. Frau Schimmler wollte wissen, was er mit »aufgeklärt« meinte, und so erklärte er dieser Dame, für die sein Bruder wohl nicht mehr als ein Name auf irgendeinem Formular war, seine Sicht der Dinge. Er berichtete ihr von Xavers fröhlichem Gemüt, der Bibel in seiner Reisetasche, dem Verschwinden einer Putzfrau und den Zigarettenstummeln. Er teilte ihr auch mit, dass die Guardia Civil mit ihrer Annahme, es handle sich um einen Suizid, offensichtlich falsch lag. Danach war es eine Weile still an Frau Schimmlers Ende der Telefonleitung, bis sie ihm schließlich zustimmte, dass dies alles sehr suspekt sei, es aber einzig und allein die Aufgabe der Guardia Civil bleibe, diese besonderen Umstände zu beleuchten. »Und meine!«, fügte Kilian hinzu, ehe er die Verbindung unterbrach.
    Kilian trat an den Schreibtisch, an dem er gestern begonnen hatte, Xavers Reise zu rekonstruieren, bis er auf den Schlüssel des Mietwagens gestoßen war.
    Eigentlich wollte er schnellstens mit der Untersuchung fortfahren, hoffte er doch, auf die Spur des qualmenden Beifahrers zu gelangen –, aber erst musste er in Erfahrung bringen, ob Joanas Mutter wieder aufgetaucht war.
    Er zog sich an und verließ das Zimmer.
    Als er in der Lobby aus dem Aufzug stieg, betraten gerade zwei uniformierte Beamte der Guardia Civil die Hotelhalle. Der ältere der beiden sprach in ein Funkgerät und der jüngere musterte ihn streng. Also haben sie Inmaculada doch noch nicht gefunden, dachte er. Joana schien auch nicht da zu sein.
    Kilian trat an die Rezeption. Maite bestätigte ihm seinen Verdacht auf Englisch und berichtete von den Ereignissen des frühen Morgens. Demnach hatte Joana um acht Uhr mit Paco von der Guardia Civil telefoniert, woraufhin dieser sofort ins Hotel gekommen war und sich von Joana alles erklären ließ. Danach sprach Paco mit einigen Hotelbediensteten und fuhr zusammen mit Joana zur Wohnung ihrer Mutter. Wenig später rief der Leiter der Guardia Civil im Hotel an und wollte mit dem Direktor verbunden werden. Maite winkte Kilian heran und vertraute ihm flüsternd an, sie hätte dieses Gespräch mitgehört, deshalb wisse sie, dass Inmaculada nun offiziell als vermisst galt und die Suche nach ihr bereits eingeleitet worden sei. Maite zeigte auf die Beamten, die gerade aus der Cafeteria kamen, wo der Direktor noch frühstückte. Die Aufgaben dieser beiden sei es, alle Räumlichkeiten einschließlich der Hotelzimmer von unten bis oben zu durchsuchen. Zusätzliche Beamte suchten den Außenbereich ab oder befragten die Bevölkerung von Almuñécar. Außerdem wurde die Vermisstenmeldung an jede Dienststelle des Landes weitergeleitet. Das Personal sprach über nichts anderes mehr, obwohl der Direktor am liebsten alles vertuscht hätte. Kilian fragte Maite nach Joanas Befinden. Angesichts der Situation war dies zwar eine rein rhetorische Frage, aber Joanas Leid ging ihm nahe. Maite schüttelte den Kopf. Sie berichtete Kilian, wie sie Joana am Morgen einen Tee und einen Donut gebracht hatte, von dem ihre Kollegin allerdings nur einen Bissen aß, um ihn anschließend sofort wieder in den Papierkorb zu würgen.
    Carlos beendete sein Frühstück und verließ die Cafeteria. Als er sah, wie sich Maite am Empfang mit diesem deutschen Schönling unterhielt und sich dabei alle paar Sekunden durch das Haar strich, versteckte er sich hinter dem Zeitungsstand am Kiosk und zog eine »Ideal« heraus. Er sah es nicht gerne, wenn sich das Hotelpersonal mit Gästen einließ. Seines Erachtens hielt sich Joana stets an diese Regel, bei Maite war das schon etwas anderes. Er selbst hatte sie vergangenen Sommer mit einem schwedischen Fußballer auf Trainingslager am Hotelpool turteln sehen und daraufhin ermahnt, worauf es eine Auseinandersetzung mit der wortgewandten Maite gab, bei der er wie immer den Kürzeren gezogen hatte. An ihrem freien Tag konnte sie machen, was sie wollte, und wenn sie die gesamte schwedische Provinzmannschaft durchvögelte, könnte ihm das egal sein, hatte sie ihm entgegnet! Er hatte letzten Sommer gute Lust gehabt, dieses freche Luder einfach vor die Tür zu setzen, aber der Vorfall mit dem Schweden spielte sich mitten in der Hauptsaison ab, weshalb er Maite schlecht hatte kündigen können, wollte er nicht selbst den ganzen Sommer über am Empfang stehen …
    Carlos blätterte eine Seite der »Ideal« um, ohne wirklich hinzuschauen. Maite quatschte immer noch mit dem Deutschen, als hätte sie alle Zeit der

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