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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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besitzergreifenden Blick Ihres Herrn Schrader so ansehe, schlafe ich die nächsten Nächte besser neben den Ausstellungsstücken anstatt im Hotel«, sagte Stockinger, wobei sein Wiener Schmäh dem Gesagten die Härte nahm.
    Paul lachte: »Ich glaube, das ist nicht nötig. Ihr Sicherheitssystem scheint mir perfekt zu sein.«
    »Ja.« Stockinger nickte und sah sich zufrieden um. »Hier kämen Sie auch mit modernsten High-Tech-Methoden nicht herein.«
    »Kameras, Bewegungsmelder, das volle Programm also?«, wollte Paul wissen.
    »Das Nürnberger Rathaus ist für den Zeitraum der Ausstellung so gut geschützt wie der Louvre. Da brauchen Sie nur an der Tür zu kratzen und schon wird ein Großalarm ausgelöst.«
    »Ein fränkisches Fort Knox«, folgerte Paul.
    »Ja«, bestätigte Stockinger amüsiert. »Selbst ein Aurig Goldfinger hätte es schwer, unseren Sicherheitsapparat zu überwinden.« Lächelnd merkte er an: »Da hatte es Richard Swenson damals leichter.«
    Paul wusste mit diesem Namen auf Anhieb nichts anzufangen.
    Also erklärte Stockinger: »Swenson war ein Gl und der Erste, der 1945 meinte, die Reichskleinodien aufgestöbert zu haben. Er setzte sich zum Spaß die Reichskrone auf und krönte sich selbst zum Kaiser. Später stellte sich freilich heraus, dass es bloß eine Kopie war. Kennen Sie diese Story etwa nicht? Müssen Sie unbedingt mal nachlesen. Lohnt sich.«
    Paul wollte sich bereits von dem sympathischen Österreicher verabschieden, weil Heinrich Bartel Anstalten machte weiterzugehen, als ihm noch etwas einfiel:
    »Für die Untersuchung der Heiligen Lanze durch den Metallurgenkongress machen Sie wohl eine Ausnahme, was?«
    Stockingers Gesichtszüge entgleisten für einen Moment, bevor er antwortete: »Die Heilige Lanze ist eine vom Vatikan anerkannte Reliquie. Meiner Meinung nach sollte man diesen Status also respektieren. Mir ist es schleierhaft, warum ihre Unantastbarkeit für diesen Haufen überehrgeiziger Wissenschaftler auf einmal aufgehoben werden soll.« Stockinger bemerkte offensichtlich, dass er übers Ziel hinausgeschossen war, und schwieg.
    »Sie sind der Ansicht, dass die Lanze nicht für Untersuchungen freigegeben werden sollte?«, hakte Paul nach.
    Stockinger sah ihn betreten an: »Nein, das darf. . ., äh, will ich nicht sagen. Aber Sie müssen verstehen: Eine externe Untersuchung stellt für uns ein enormes Sicherheitsrisiko dar. Ich frage mich ganz einfach, ob das wirklich nötig ist.« Paul wollte gerade antworten, als er bemerkte, dass der alte Zeitzeuge nun wirklich drauf und dran war, aus seinem Blickfeld zu verschwinden. Das konnte er keinesfalls zulassen. Also verabschiedete er sich freundlich, aber knapp von dem Sicherheitschef und heftete sich wieder an die Fersen Heinrich Bartels, dem mittlerweile auch die übrige Presse auflauerte.
    Bartel hatte inzwischen mit dem Studium der Ausstellungsstücke begonnen. Studium deshalb, weil er sich für jede der Vitrinen sehr viel Zeit ließ und die kostbaren Artefakte von allen Seiten aufmerksam betrachtete.
    Den anderen Fotografen wurde das unbewegte Motiv des Alten sehr schnell langweilig, und sie überließen wieder Paul allein das Feld. Dieser nutzte seine Chance: Zunächst lichtete auch er nochmals den Zeitzeugen ab, umkreiste ihn und drückte ein weiteres Mal auf den Auslöser. Dann trat er auf Bartel zu und setzte seine Befragung fort:
    »Wenn ich so neugierig sein darf: Sie wirken sehr ergriffen und mustern jedes Stück, als würden Sie es das erste Mal sehen.. Waren Sie denn in all den Jahren wirklich nie in Wien, um sich die Reichskleinodien noch einmal anzusehen?«
    Bartel blickte von den Samtkissen mit ihrem goldfunkelnden Exponaten auf und sagte mit brüchiger Stimme: »Nein, nein, junger Mann. Niemals. Es ist heute das erste Mal, in der Tat, das erste Mal seit. . .«
    »1945«, vollendete Paul den Satz. »Hat es Sie nie gereizt, Ihren Schatz noch einmal aus der Nähe zu sehen? Immerhin waren Sie ja mal einer der Hüter der Reichskleinodien.«
    Bartel sah Paul aus wässrig blauen Augen an. Sein Blick flatterte unruhig. »Doch, es hat mich gereizt. In der Tat, sehr sogar. Aber die Krone, das Schwert, das Zepter, die Lanze, den ganzen Kronschatz – all das wollte ich, wenn überhaupt, nur hier in Nürnberg Wiedersehen und in keiner anderen Umgebung. Ich bin sehr glücklich, dass ich diesen Tag noch erleben darf.«
    »Da kommen sicher starke Erinnerungen auf, wenn Sie diese Lieblingsstücke nun wieder so nah vor sich haben«,

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