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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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schlecht sagen, dass sie seinem Töchterchen in diesem Zustand eben noch Arsen verabreicht hatte.
    Die Mutter kam mit dem Wasser. Paula holte ein Klistier aus ihrer Tasche und zog das Wasser darin auf. Dann bat sie um ein Handtuch und gemeinsam mit der Mutter drehte sie Annemarie auf die Seite. „Susanne, das fühlt sich jetzt ein bisschen komisch an. Aber wenn der Mund nicht trinken kann, muss der Popo ausnahmsweise trinken, ok?“
    „Bleibt das denn drin?“, fragte die Mutter besorgt.
    Paula nickte. „Ich lasse Ihnen noch eins da. Wenn sie morgen noch nichts bei sich behalten kann, dann braucht sie noch einen kleinen Einlauf. Ich vermute aber, dass sie jetzt schlafen wird und dass es ihr morgen gleich deutlich besser geht. Wenn nicht, dann sollten sie mit ihr morgen früh in die Klinik fahren.“
    Die Eltern nickten stumm und Paula verabschiedete sich.
    „Danke“, sagte die Mutter leise, „ich bin froh, dass Sie hierhergezogen sind.“
    Jetzt war es an Paula, stumm zu nicken. Müde schlurfte sie nach Hause und hoffte inständig, dass es Susanne morgen deutlich besser gehen würde.
     
    Ralf stand in der Tür zu seinem kleinen Arbeitszimmer und musterte zufrieden die aufgeräumte Schreibtischoberfläche. Paula war toll. Sie hatte innerhalb weniger Mittwoche Struktur in sein Verwaltungschaos gebracht. Sicher, er hatte ihr viel erklären müssen, aber sie hatte es geschafft, das neu Gelernte dann auch schnell umzusetzen. Zwischendurch war sie ihm immer wieder auch draußen zur Hand gegangen. Den ganzen Februar hatten sie gebraucht, um den großen Schuppen aufzuräumen, der der überdachte Teil des Hofladens und Hofbiergartens werden sollte. Sie hatte auch ein Händchen für Tiere und keine Angst vor seinen Kühen. Nathan begrüßte sie jedes Mal schwanzwedelnd, wenn Mittwoch war und sie morgens um acht klingelte. Und auch er selbst merkte, dass er an diesen Morgen viel lieber aufstand, sich sogar pfeifend rasierte, was er ansonsten unter der Woche vernachlässigte. Für wen auch?
    Er dachte an letzten Samstag. Da hatte er sich den Tag freigeschaufelt und war nach Hamburg gefahren zu seinem zweiten Date. Das erste Date hatte genau fünf Minuten gedauert, dann war die Frau mit einem höflichen Lächeln wieder gegangen, keine schöne Erinnerung.
    Dann hatte er seine Hoffnungen auf Simone gesetzt. Sie war in seine Liste gerutscht, obwohl sie nicht in der Nähe wohnte. Sie hatten wirklich gute Telefonate gehabt. Er war ja nicht so der große E-Mail-Schreiber und es war schon nicht einfach, Frauen zu finden, die ziemlich bald aufs Telefonieren umstiegen. Simone war Erzieherin, also Kindergärtnerin, wie das zu seiner Zeit noch hieß. Sie war Mitte dreißig, schien recht unkompliziert zu sein. Sie war sehr kräftig gebaut, vielleicht ein bisschen zu kräftig, aber im Gegensatz zu anderen Männern störte ihn das nicht. Und er mochte ihr lautes, herzliches Lachen.
    Sie kam aus Emden und so hatten sie sich in der Mitte getroffen. Er saß schon im Café der Hamburger Kunsthalle und seine Hände zitterten ein wenig, so aufgeregt war er. Er versuchte sich möglichst lässig hinzusetzen, sah nochmal an sich herunter. Immerhin, er hatte sein Hemd gebügelt. Paula würde ihn nicht wiedererkennen.
    Da stand Simone schon vor seinem Tisch. Er erhob sich und gab ihr die Hand. Nun, sie musste irgendwas mit ihren zwei Bildern in der Partnerbörse gemacht haben. Live sah sie doch sehr unscheinbar aus, obwohl sie versucht hatte, sich ein wenig zu schminken, was sie mal lieber hätte lassen sollen. Aber Aussehen war nicht alles. „Hattest du eine gute Fahrt?“
    „Ja, war prima, bis auf die Mutter mit den zwei Gören am Tisch gegenüber. Die hätte ich wirklich an die Wand klatschen können.“
    „Ich dachte, du magst Kinder?“
    „Ja, aber keine unerzogenen Rotzlöffel, die mich mit ihrem Nintendo beschallen.“
    Also, dann hätten wir das mal geklärt. Im Falle eines Falles würde Simone also wohlerzogene Kinder haben, dagegen war ja eigentlich nichts einzuwenden. „Was möchtest du trinken?“
    „Ich nehme ein Bier.“
    Ralf ging leicht verwundert zur Selbstbedienungstheke und bestellte für sich einen Tee und für Simone ein Bier. Er hatte vorgehabt, sie gleich am Anfang zu fragen, ob sie mit ihm noch eine Runde durch die Kunsthalle gehen wollte, wenn sie schon mal hier waren. Er kam sehr selten raus und freute sich über die Gelegenheit, mal was anderes zu sehen. Aber jetzt würde er doch noch ein wenig abwarten.
    Als er

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