Paula geht
zurückkam, hatte Simone ihre Jacke abgelegt. Sie nickte kurz, als er ihr das Bier hinstellte. „Und wie läuft es bei dir so?“, fragte sie.
„Gut, meine Mitarbeiterin und ich arbeiten auf Hochtouren, damit wir im Frühling den Hofladen aufmachen können.“
„Und was wollt ihr da verkaufen?“, fragte sie mäßig interessiert.
„Oh, es gibt Gemüse, Eier, Rind- und Hühnerfleisch. Ich habe eine Zulieferin für Marmelade und selbstgemachten Kuchen und Kekse. Vielleicht nehmen wir auch noch andere Sachen mit ins Programm, aber jetzt muss man erst mal sehen, wie das angenommen wird. Bei uns gibt es nicht so viele Angebote dieser Art, die Leute müssen sich da erst mal dran gewöhnen.
Sie nickte und strich gedankenverloren das Kondenswasser am Bierglas nach unten.
„Du hast gesagt, du singst in einem Chor?“, versuchte er, das etwas mühsame Gespräch in Gang zu halten.
„Ja“, sie wurde langsam lebendiger, „wir singen Gospel und Spirituals. Ich bin sogar manchmal die Vorsängerin. Klangvolumen habe ich ja.“ Lachend klopfte sie sich auf den mächtigen Busen.
Mhm, ihr Lachen hatte sich am Telefon auch besser angehört. Ralf schaute sie nachdenklich an. Alles nicht so einfach mit diesem Dating. Er war inzwischen schon wieder etwas ernüchtert. Wie hatte er nur glauben können, dass sich da ein Eldorado für ihn auftun könnte?
Sie musterte ihn auch. Kurz maßen sich ihre Blicke. Es war wie ein gegenseitiges Abschätzen, ob man noch mehr Energie in diese Sache investieren sollte. Ralf merkte, wie er müde wurde und keine Lust mehr auf dieses zähe Gespräch hatte.
„Und du suchst also eine Frau, die mit dir auf dem Hof lebt?“ Simone schien es nochmal probieren zu wollen und ging gleich ganz schön ran. Ehrlich erwiderte er: „Ja, wenn es passt schon. Aber man muss es mögen. Es ist etwas Besonderes, aber nicht immer leicht.“
Sie schaute sich um, als wenn das, was sie jetzt sagen wollte, niemand hören durfte. „Als Kind war ich gerne auf dem Bauernhof. Wir haben immer Ferien auf dem Bauernhof gemacht. Ich durfte Reiten und hatte ein eigenes Kaninchen dort, das das ganze Jahr auf mich gewartet hat.“ Ihre Gesichtszüge wurden etwas weicher, als sie das sagte.
„Ja, so fing es bei mir auch an. Ich war jede Ferien auf dem Hof meiner Großeltern. Der wurde dann leider verkauft und ich war noch zu jung, um ihn übernehmen zu können.“
„Dann kam ich wieder, als ich, glaube ich, so elf war. Sie hatten mein Kaninchen geschlachtet. Seitdem habe ich nie wieder einen Bauernhof betreten. Aber vielleicht könnte ich mir deinen ja mal anschauen.“
„Nein, das musst du nicht.“ Ralf hatte sich entschieden, dass die Dame ihm schlichtweg unsympathisch war. Er wollte nur noch weg. Aber wie zog er sich nun aus der Affäre, nachdem sie sichtlich beschossen hatte, ihm eine Chance zu geben.
Er beschloss, die harte Tour zu fahren. „Simone, ich geh jetzt besser, glaube ich. Ich habe mir das alles etwas anders vorgestellt. Tut mir leid.“
Sie nickte deprimiert. „Es ist mein Aussehen, oder?“
„Man merkt doch einfach, ob es geht oder nicht. Ich denke, das ist bei dir auch so.“
Sie nickte. Mit einem schiefen Grinsen sagte sie: „Dann werde ich mich jetzt mal in die Mönckebergstraße stürzen. Ein bisschen Shopping würde mir jetzt, glaube ich, guttun.“
Ralf nickte und half ihr in die Jacke, der kräftige Geruch ihres Parfüms ließ ihn erschaudern. „Ich geh mal hier noch gucken.“ Er machte eine unbestimmte Bewegung in den Kuppelraum.
„Also dann, viel Glück.“
„Ja, danke, dir auch.“
Sie trank noch schnell ihr Bier im Stehen aus und watschelte davon.
Nachdenklich war er durch die Säle der klassischen Moderne geschlendert. Er mochte die lichtdurchfluteten Landschaften des Impressionismus und die klar umgrenzten farbigen Porträts des Expressionismus. Vielleicht bin ich einfach ein paar Jahrzehnte zu spät geboren. Früher hätte ich vielleicht eher noch jemanden finden können, der dieses Leben, das ich so liebe, mit mir teilt. Oder die Frau wäre gar nicht gefragt worden und hätte einfach mitgemacht. Das wollte er auch nicht. Er wollte schon eine, die sich auch begeistern konnte.
Er spürte, wie ihn die gelangweilte Museumsdame musterte. Immerhin, er wurde noch gemustert. Er schenkte ihr ein schnelles Lächeln. Sie leckte sich die Lippen und öffnete leicht den Mund. Was war das jetzt? Eine Einladung? Oder machte sie sich vielleicht lustig über ihn, weil auf seiner Stirn
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