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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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waren noch Zeiten, als er mit seiner Großmutter Äpfel verlesen und sie fast beiläufig mit dem pubertierenden Jungen über solche Themen gesprochen hatte. Er erinnerte sich noch, wie er angestrengt nach fauligen Äpfeln Ausschau gehalten und so getan hatte, als würde er nicht zuhören. Schließlich, hatte seine Großmutter gesagt, sei es das schönste Geschenk, das ein Mann einer Frau machen könnte, wenn er sie von ganzem Herzen liebte.
    Die Ehe seiner Großeltern war glücklich gewesen, soweit er das beurteilen konnte. Sie hatten sich ohne Worte verstanden und dabei noch den ganzen Tag zusammengearbeitet. Zwischen seinen Eltern hatte es auch wenig Worte gegeben, aber das war eine komplett andere Stimmung gewesen. Keine wortlose Fülle, sondern eine Leere, in der alles schon gesagt worden war.
    Ralf kraulte Nathan. „Wie schaut‘s eigentlich mit dir aus. Sitzt du auch auf dem Trockenen?“ Nathan jaulte ein wenig. Schau, da muss ich selbst verliebt sein, damit ich darüber nachdenke, ob mein Hund ein weibliches Gegenstück braucht. „Na, was meinst du, sollen wir mal nach der kleinen Irish-Setter-Hündin schauen?“ Ralf blickte zum Sonnenstand. Wenn er sich beeilte, konnte er Nathan und sich selbst einen Gefallen tun. Meistens war Paula montags beim Tante-Emma-Wagen anzutreffen. Er konnte auch ein paar Lebensmittel gebrauchen, auch wenn er diese Dinge sonst im Supermarkt kaufte, weil sie ihm hier absolut überteuert schienen.
    Schnell zog er seine dreckverkrusteten Stiefel aus, spritzte sich ein wenig Wasser ins Gesicht und warf einen Blick in den Spiegel. Unrasiert wie immer. Und die abendlichen Gläser zu viel ließen ihn immer schwammiger aussehen. Das musste aufhören. Würde es auch, wenn er Paula endlich an seiner Seite hatte.
    Er pfiff Nathan und legte ihn an die Leine. „Komm, Nathan, auf zu den Frauen.“
    Was würde er sagen, wenn er sie traf? Ach was, das würde ihm dann schon einfallen. Ein klassisches „Wie geht’s dir?“ würde er schon noch über die Lippen bringen. Frauen mochten doch einfühlsame Typen, oder? Und er würde sie fragen, ob sie Lust auf einen Spaziergang mit ihm hätte, ganz unverbindlich, nur so als Freunde.
    Er rieb sich die Hände. Genau, Freunde sein, das wäre erst mal der Plan. Er hatte Zeit. Nachdem die Kinderfrage durch Paula in den Hintergrund gedrängt worden war, hatte er alle Zeit der Welt. Vielleicht könnte er sich ja zusätzlich die Zeit mit Elli vertreiben? Mal sehen, wenn er es mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, warum nicht?
     
    Paula stand vor dem Wagen von Frau Hansen und zählte auf, was sie brauchte: „Ein Glas Nutella und bitte ein Netz von den Zwiebeln da.“ Sven hatte versprochen, sie ein wenig ans Kochen heranzuführen. Kopfschüttelnd schaute er jedes Mal zu, wenn sie versuchte, in der Küche etwas Essbares außer Pizza hinzubekommen. „Spaghetti, Brokkoli und ... haben Sie Salbei?“ Frau Hansen schüttelte den Kopf. Natürlich, wer brauchte hier schon Salbei, den hatte man doch sowieso im Garten. „Ein Paket Klopapier und Reinigungsmilch von Frosch.“ Wortlos reichte ihr die Verkäuferin eine Dose Ata. Paula nickt ergeben. Man durfte nicht wählerisch sein ohne Auto.
    Apropos Auto, wie gerufen quietschten die Bremsen des silbernen BMWs mitten auf dem Platz, auf dem natürlich absolutes Parkverbot herrschte. Paula schaute sich um. Huldvoll nach allen Seiten nickend schob sich Frau Reichenstein durch die Wartenden. Da hörte Paula ein aggressives Bellen, das ihr bekannt vorkam. Sie erblickte Ralf weiter hinten in der Schlange, der ihr freundlich zunickte.
    „Ihr Hund hat meinen Mantel vollgesabbert“, lamentierte die Bürgermeistersgattin. „Die Reinigungskosten schicke ich Ihnen dann.“
    Ralf stand da wie ein Fels in der Brandung. „Gibt es irgendeinen Grund, dass Sie hier an uns allen vorbei nach vorne durchgehen müssen?“, fragte er betont höflich. „Stoppt Ihr Mann zuhause die Zeit und Sie sind spät dran mit dem Mittagessen, dann hätten wir hier sicher alle Verständnis.“
    Die Frau Bürgermeister erbleichte unter der dicken Schicht Make-up ob dieser Unverschämtheit. Einige der älteren Damen wandten sich dezent ab, entweder um ihr Lächeln zu verbergen oder aus dem Drang heraus, sich bei Konflikten unsichtbar zu machen.
    „Oder warten drei kleine Kinder zuhause auf die Mami und Sie müssen schnell heim, damit sie nicht die Bude auf den Kopf stellen?“, fuhr Ralf unbeirrt fort. Jeder wusste, dass der einzige Sohn der

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