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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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Tellerrock verschwinden. Noch ehe ich mich an dem stattlichen Füllmaterial im V-Ausschnitt ihres Pulli ergötzen kann, geht Tuesday vor mir in die Hocke und schaut mich an. Allerdings ist sie jetzt keine Brünette mehr, sondern eine Blondine.
    »Tut mir leid, dass ich deinen Kopf auf den Bordstein geschlagen habe«, meint sie. »Da war wohl zu viel unterdrückte Feindseligkeit im Spiel.«
    »Mir ist nicht entgangen, dass du nicht bereust, mich zum Eunuchen gemacht zu haben.« Meine Worte sind kaum mehr als ein heiseres Flüstern. Ich klinge wie Louis Armstrong mit einer Kehlkopfentzündung. Oder wie Don Corleone mit einer Racheninfektion.
    »Stimmt. Das hattest du dir verdient.« Tuesday steht auf, entfernt sich und kehrt kurz darauf mit einem Klappstuhl aus Metall zurück, den sie vor mir aufstellt. Dann setzt sie sich und überkreuzt die Beine.
    Ich liege immer noch reglos auf der Seite, mein Kopf nur wenige Zentimeter entfernt von dem hochgewürgten Guinness und etwas anderem, das nach Erdnüssen aussieht. Ich kann mich nicht daran erinnern, Erdnüsse gegessen zu haben, was mich ein bisschen beunruhigt, aber ich schätze mal, dass ich mir momentan um andere Dinge Sorgen machen sollte als um mein letztes Abendessen.
    Tuesday sitzt derweil einfach nur da und betrachtet mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ihre Fußspitze wippt dabei im Takt einer weit entfernten, für mich unhörbaren Musik.
    »Ist das nicht irgendwie ziemlich klischeehaft?«, frage ich mit langsam wieder fester werdender Stimme.
    »Welcher Teil davon?«
    »Guter Einwurf. Ich meine den Teil mit dem gefesselten Helden im leeren Lagerhaus. Wo sind die Folterinstrumente und der Koffer voller Geld?«
    Tuesday schüttelt den Kopf. »Zunächst einmal bist du kein Held«, erwidert sie. »Was die Folterinstrumente angeht, sage ich nur so viel: Du wirst schon bekommen, was du verdienst. Und falls du denkst, du könntest dich aus dieser Sache freikaufen – vergiss es. Dein Weg ist hier zu Ende.«
    Ich hoffe, dass sie sich irrt, denn ich habe Tickets für das Spiel der Giants gegen die Dodgers am Freitagabend. Und ich war auch immer noch nicht in Starlight Express.
    »Als Brünette hast du mir besser gefallen«, sage ich.
    Sie lächelt und fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Dann hat die Scharade ihren Zweck ja erfüllt. Aber Blondinen haben einfach mehr Spaß.«
    Ihre blonden Augenbrauen hätten mir schon bei unserem ersten Treffen verraten sollen, dass sie eine Betrügerin ist, aber vermutlich war ich zu abgelenkt von ihren Brüsten. Und in diesem möglichen Betrugsfall haben die Richter noch kein Urteil gefällt.
    »Also, wer bist du?«, will ich wissen.
    »Das spielt keine Rolle. Es würde dir eh nichts sagen.«
    Mit dem ersten Teil hat sie in gewisser Weise recht, denn derzeit ist das Einzige, das eine Rolle spielt, dass ich meinen nächsten Geburtstag erlebe.
    »Dann vermute ich mal, dass du kein Interesse daran hast, dass ich das Glück deines angeblichen Vaters finde.«
    »Gordon Knights politischer Absturz hat mir nur Deckung geboten. Falls dich jemand mit mir zusammen gesehen hat, wird er mich als Tochter des Bürgermeisters identifizieren. Niemand würde wissen, wer ich wirklich bin.«
    »Also, was willst du von mir?«, frage ich halb in den Beton hinein. Es ist gar nicht so leicht zu reden, wenn man mit gefesselten Händen und Füßen auf der Seite liegt und sich die eigenen Hoden wie mit dem Fleischklopfer bearbeitet anfühlen.
    »Für einen Detektiv bist du nicht sehr aufmerksam.«
    »Nun ja. Für ein ziemlich heiß aussehendendes Mädchen bist du auch nicht sehr freundlich«, gebe ich zurück. Das ist die beste Antwort, die mir auf die Schnelle einfällt.
    Tuesday lacht, und es klingt nicht, als hätte ich sie mit meiner Retourkutsche sonderlich beeindruckt.
    »Okay, zunächst einmal«, füge ich hinzu und versuche das bisschen Würde zu retten, das mir noch geblieben ist. »Ich weiß, dass du mit dem Roller-Mädchen zusammenarbeitest.«
    »Roller-Mädchen?«
    Irgendwo hinter mir öffnet und schließt sich eine Tür, woraufhin das Geräusch von sich nähernden Schritten ertönt, und wenig später steht das Roller-Mädchen in Jeans, Pulli, Tennisschuhen und mit einem kleinen Rucksack neben der falschen Tuesday.
    »Ist alles bereit?«, fragt Tuesday.
    Das Roller-Mädchen nickt, schaut dann mich an und legt den Kopf schief, als hätte sie Mitleid mit mir in meiner horizontalen Position. »Wie geht’s dir?«
    »Ging mir schon

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