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Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Titel: Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vazquez Montalban
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angesichts der Menge der Gewürze oder der Intensität der Saucen Anzeichen von Reizung zeigte, war sie nach einem halben Glas dieses Bieres wieder frisch gewaschen und gestärkt, um ihre magische Entdeckungsreise fortzusetzen.
    Viele Häuser des jüdischen Viertels sind bloße dekorative Fassaden, um den optischen Rhythmus der Stadt zu erhalten. Im Innern stehen sie leer, andere sind im Zerfall begriffen, und nur die Fassade wird abgestützt, damit sie nicht vor dem Ende der Komödie zusammenfällt. Nicht so dieses hier: ein nobles Gebäude mit Schildern von Silberschmieden und dem Geruch von Geld und effizient arbeitenden Büros. Carvalho stieg zum zweiten Stock hinauf und kam zu einer Tür, die von einer strahlenden Neonröhre umrahmt wurde. In der Mitte prangte das Schild: ›Mr. Cooplan, Import – Export‹. Ohne die Tür aus den Augen zu lassen, streckte er den Arm aus, bis seine Hand an eine große Ziervase aus Delfter Porzellan stieß. Er hob sie mit den Fingerspitzen so weit an, bis er fand, was er suchte. Einen Schlüssel. Entschlossen steckte er ihn ins Schloß. Er betrat einen kleinen, hellgrün gehaltenen und sehr hell erleuchteten Flur. Von einer Glastür am anderen Ende kam ihm ein Mann entgegen, der wie eine Schaufensterpuppe aus einer Herrenboutique der Champs-Élysées gekleidet war. Als er näher kam, sah man, daß seine Gesichtszüge ebenfalls den leblosen, feingeschnittenen Zügen solcher Puppen entsprachen. Seine trotz der Überraschung, die sie verrieten, wohlgemessenen Schritte kamen zwei Meter vor Carvalho zum Stehen. Selbst das weiße Haar, das sein gebräuntes, jugendliches Gesicht umrahmte, wirkte künstlich.
    »Du?«
    Sein Blick wanderte zu Carvalhos Hand, die den Schlüssel hielt.
    »Du hast den Schlüssel noch?«
    »Nein. Es ist der, der unter der Vase liegt.«
    Die Puppe hob eine Braue, nur eine, aber mit der Präzision eines Schauspielers genau im passenden Moment. Er drehte sich auf dem Absatz um und wandte Carvalho den Rücken zu, während er zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrte. »Komm mit!« Carvalho gehorchte nicht. Er setzte sich gemächlich in Bewegung und öffnete Türen zu wohlgeordneten Büros, die den nächsten Arbeitstag erwarteten. Er betrat ein Zimmer voller Karteischränke. Die Schubfächer waren verschlossen. »Du verschwendest deine Zeit.« Die Schaufensterpuppe stand in der Tür. Was ihr Gesicht ausdrückte, war zweifellos Ironie.
    »Davon habe ich mehr als genug.«
    »Was suchst du?«
    »Eine Information.«
    »Ich sehe keinen Grund, warum ich sie dir geben sollte. Du gehörst nicht mehr zur Firma.«
    Wie immer sprach Max Blodell mit Carvalho in einer Mischung aus Harvardenglisch und kolumbianischem Spanisch: Es waren die einzigen Orte dieser Welt gewesen, wo er sich genötigt gesehen hatte, Sprachen zu lernen.
    »Ich sage dir noch etwas. Verschwinde so schnell wie möglich, Pepe! Dein Besuch ist hier nicht willkommen. Die wenigsten gehen und schlagen die Tür hinter sich zu. Was machst du da? Was soll das?«
    Blodell ging auf Carvalho zu. Der hielt eine Pistole in der Hand und zielte auf das Vorhängeschloß eines Karteischrankes. Blodell unterdrückte den Impuls, Carvalhos Pistole zu packen, und seine Hand schnellte zur Achselhöhle. Carvalho ließ ihm jedoch keine Zeit. Er bohrte ihm den Lauf seiner Waffe in den Bauch.
    »Hysterisch wie immer. Ist Cor da?«
    »Nein, er arbeitet in Indonesien.«
    »Wie hast du es geschafft, dich von deiner großen Liebe zu trennen?«
    »Die Geschichte ist aus und vorbei!«
    »Hat euer Vorschlag, eine homosexuelle Abteilung in der CIA zu gründen, keinen Erfolg gehabt?«
    Max zog sich ein paar Schritte zurück. Er schien angewidert zu sein. »Geh, Pepe, und ich vergesse, daß du hier warst.«
    »Ich bleibe nicht lange. Aber ich brauche ein paar Informationen.«
    »Ich kann sie dir nicht geben.«
    »Eine Hand wäscht die andere.«
    »Was könntest du für mich tun?«
    »Was ich schon immer für dich und deinen Cor getan habe: der Zentrale verschweigen, daß ihr euch liebt, bis daß der Tod euch scheidet.«
    »Das Privatleben …«
    »Das glaubst du nicht mal betrunken! Du weißt genau, daß die Zentrale jedem Homosexuellen, den sie in ihren Reihen entdeckt, einen anderen Status verleiht und ihn bei Gelegenheit auch zwingt, als solcher zu arbeiten.«
    »Du warst schon immer ein dreckiger Schnüffler.«
    »Es sind nur ein paar Daten, und niemand wird erfahren, daß ich sie hier bekommen habe. Es geht um eine Bagatellsache. Leitest du

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