Perfekte Manner gibt es nicht
nächstes Mal ein Kondom.«
Stöhnend verdrehte er die Augen. Warum war das so schwierig? Vielleicht, weil sie ständig witzige Bemerkungen auf Lager hatte. Oder vielleicht, weil er emotional und körperlich erschöpft war – allerdings auf angenehme Weise. Vielleicht, weil er daran gewöhnt war, erobert zu werden, statt selber jemanden zu erobern.
Oder vielleicht, weil er zum ersten Mal in seinem Leben Wert darauf legte – viel zu großen Wert -, was eine Frau von ihm hielt.
»Hör mal, ich weiß, wir hatten einige Differenzen. Aber in den letzten vierundzwanzig Stunden hast du wirklich meinen Respekt gewonnen, Lou. In kritischen Situationen bist du vernünftig, tapfer und tüchtig. Von deiner Leidenschaft im Bett ganz zu schweigen. Ich muss zugeben, dass ich beim Sex mit … äh … gewissen Frauen mein geistiges Wachstum behindert habe. Klugheit geht vor Schönheit, das weiß ich jetzt.«
»Wenn du glaubst, ich würde es dir jetzt deswegen mit dem Mund machen«, sagte sie und leckte ihren Löffel ab, »vergiss es.«
»Du weißt schon, was ich meine. Lou, du bist die erste Frau in meinem Leben, die alle Erzeugnisse meiner Kochkunst gegessen und danach sogar das Geschirr gespült hat. Gar nicht zu reden von deiner Lust auf ein kleines Dessert …«
»Offensichtlich hast du deine anderen Freundinnen nicht auf eine achtundvierzigstündige Horrortour geführt. Wenn ein Mädchen vor bewaffneten Meuchelmördern davonlaufen muss, wird es nun mal hungrig.«
»Ich meine das alles ernst, Lou. Wenn wir in die Zivilisation zurückkehren, sollten wir … vielleicht überlegen, nun … ich dachte, wir könnten zusammenziehen.«
Sehr riskant. Das wusste er. Noch nie hatte er eine Frau gefragt, ob sie bei ihm wohnen wolle. Die Frauen hatten das immer irgendwie selbst in die Hand genommen. Manchmal war er vom Studio nach Hause gekommen und hatte all das fremde Zeug in seinem Schrank gefunden.
Und er wollte Lou nicht auf falsche Gedanken bringen. Eine Ehe kam nicht infrage. Nur ein Narr würde eine Frau heiraten, mit der er erst einmal geschlafen hatte. Okay, zwei Mal – wenn man die Spielchen unter der Dusche danach mitzählte … Aber zusammenleben – das war etwas anderes.
Allerdings hatte er das Gefühl, Lou Calabrese wäre nicht der Typ, der eines Morgens mit einem Koffer und einer Box voller CDs auf seiner Schwelle stehen würde. Nein, sie würde ganz sicher auf eine Einladung warten. Die sprach er jetzt aus, bevor jemand anderer auftauchen konnte, um sie ihm vor der Nase wegzuschnappen.
Aber falls er Dankbarkeit für dieses freundliche Angebot erwartet hatte, wurde er bitter enttäuscht.
Sie beugte sich über ihn und tätschelte freundschaftlich seine Schulter. »Danke, Kumpel. Aber bevor wir
künftige häusliche Arrangements erörtern, warten wir erst mal ab, ob wir die nächsten vierundzwanzig Stunden überstehen, ohne einander zu erschießen.«
Unbehaglich schaute er sie an. Verstand sie nicht, was er soeben gesagt hatte? »Lou, ich rede nicht von der Ranch in Salinas. Ich habe auch ein Haus in den Bergen. Sieben Schlafzimmer und ein Pool mit Blick bis zum Horizont …«
Lou übergab ihm die leere Eiscremepackung, beide Löffel und die Flasche mit der Schokoladensauce. »Großartig, Jack. Lass uns erst einmal darüber schlafen, okay? Jetzt sind wir beide todmüde …« Sie stand auf und schlenderte splitternackt ins Bad.
Ein paar Sekunden später hörte er, wie sie wieder einmal Donalds elektrische Zahnbürste benutzte.
Auch das war seltsam. Wie viele Frauen kannte er, die eine fremde Zahnbürste benutzen würden? Keine einzige.
Was geschah mit ihm? Er wusste es nicht genau. Warum fand er den Sex mit Lou so bedeutsam? Nur weil es der beste Sex seines Lebens gewesen war, musste er ja noch lange nicht die Nerven verlieren. Wenn er nicht aufpasste, würde er sich womöglich noch einbilden, er wäre in sie verliebt oder so was. Und das stimmte nicht. Auf gar keinen Fall.
Er wusste nur, dass er jetzt am liebsten immer mit ihr zusammen sein wollte. Aber das musste deshalb ja noch nicht unbedingt Liebe sein, einfach nur …
Interesse. Ja, sie interessierte ihn, so wie ein neues exotisches Auto. Er hatte eine Testfahrt mit ihr absolviert, war zufrieden, und jetzt wollte er sie leasen. Nicht besitzen. Nur leasen .
Eventuell mit einer Kaufoption.
Lou schaltete das Licht im Bad aus und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Hier lag das Problem. Wie sollte er sich vernünftig verhalten, wenn sie ständig
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