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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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fort, während Rebecca sie in ihr Zimmer schob. »Kommt dir die Schrift bekannt vor?«
    Rebecca setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl, hielt den Zettel unter die Lampe und musterte das Gekrakel eindringlich.
    »Also, Lolle schreibt anders. Und Rita schreibt zwar auch wie ein Kleinkind, aber nicht so. Es könnte von Kim sein. Aber sicher bin ich mir nicht.«
    Resigniert ließ sich Senta in Rebeccas Sitzsack fallen. So schnell würden sie also nicht herausfinden, wer ihr diese Drohung geschrieben hatte.
    Aber Rebecca hatte eine Idee: »Wir könnten uns freiwillig melden, wenn die Vokabelhefte eingesammelt werden. Frau Oschau will doch immer, dass man sie direkt zum Lehrerzimmer bringt. Genug Gelegenheit, um die Schriften zu vergleichen.«
    »Super Idee«, freute sich Senta und konnte auch schon wieder lächeln. »Ich gehe einmal davon aus, dass der Zettel von der Clique kommt. Aber wofür steht das P.?«
    »Pickelgesichter, Pupstanten, Pissnelken?«
    Senta lachte. Rebecca konnte richtig komisch sein.
    »Plumpsklotaucherinnen vielleicht?«, ulkte sie mit.
    »Oder es steht einfach nur für Pest. Und die, finde ich, gehört ausgerottet!«, sagte Rebecca voller Ernst und warnte Senta zum wiederholten Mal vor Miriam und ihren Hofdamen. Auch wenn sie nun Zehka als persönlichen Beschützer hatte, sollte sie weiter auf der Hut sein.
    »Zehka ist Miriams krimineller Energie nur körperlich gewachsen«, meinte Rebecca. »Geistig kann er ihr niemals das Wasser reichen. Das müssen wir tun.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Keine Ahnung«, Rebecca zuckte mit den Schultern.
    »Ich hätte da vielleicht eine Idee«, überlegte Senta laut. »Ich bin darauf gekommen, als du von der Klassenfahrt erzählt hast. Du meintest, dir hätte doch eh keiner geglaubt, weil die anderen zu viert waren.«
    Rebecca nickte eifrig.
    »Ich denke, was ihnen so viel Macht gibt, ist ihr Zusammenhalt. Vor allem Miriam ist doch so dahinter her, dass die anderen ihr gegenüber ›loyal‹ sind. Das hat man auch bei der Mutprobe gemerkt…«
    »Ja, da hast du sicher recht«, fand Rebecca. »Aber was bringt uns das?«
    »Nun, wenn wir es hinbekommen, dass die vier sich gegenseitig misstrauen, schwächen wir sie bestimmt. Dann sind sie angreifbar.«
    »Und wie willst du das hinbekommen?« Rebecca sah immer noch skeptisch aus.
    »Eifersucht«, war alles, was Senta sagte. Sie grinste triumphierend. »Die Giftspritzen müssen eifersüchtig aufeinander werden.«
    Rebecca pfiff anerkennend durch die Zähne. »Wie bist du denn darauf gekommen?«
    »Nun ja, Eifersucht ist doch das beste Mittel, um Zwietracht zu sähen. Das sagt meine Oma jedenfalls immer.«
    Rebecca stimmte begeistert zu. Den restlichen Nachmittag verbrachten sie damit zu überlegen, wie sie es anstellen konnten, die Clique auseinanderzubringen.
    Als Senta wieder vor Rebeccas Haus stand und ihr Fahrrad aufschloss, fühlte sie sich so gut wie schon lange nicht mehr an einem Schultag. Wenn sie auch Rebecca nichts von ihrem anstehenden Date mit Mo verraten hatte, so fühlte sie sich trotzdem ein bisschen wie nach einem Treffen mit Leni.

11
    Von der Titelseite der Hartinger Lokalzeitung lachte Senta Bettina Horicek entgegen. Das Foto zeigte sie inmitten einer Schar Brieftauben.
    Senta ließ ihre Schultasche fallen und setzte sich, um den Zeitungsaufruf zu lesen. Schülerin vermisst – Zeugen gesucht, lautete die Überschrift. Personen, die Bettina in den letzten Tagen begegnet waren, wurden aufgefordert, sich bei der Polizei zu melden. Alle sachdienlichen Hinweise waren erwünscht, die geeignet waren, damit sich die Polizei ein umfassendes Bild vom Leben der Schülerin machen konnte.
    Nachdenklich legte Senta die Zeitung aus der Hand. Hoffentlich ist Bettina nur abgehauen, dachte sie. Wie furchtbar musste es für ihre Eltern sein, mit der Ungewissheit fertig zu werden? Ausgerechnet nachdem man ein paar Tage zuvor den Leichnam der ermordeten Frau Polsterschmidt gefunden hatte. Senta bekam eine Gänsehaut und versuchte, die Fantasien, die sich in ihrem Kopf ausbreiten wollten, zu verscheuchen. »Bettinas Verschwinden hat bestimmt überhaupt nichts mit dem Tod von Zuckerwatte zu tun«, sagte sie laut in den leeren Raum hinein und machte sich ein Müsli. Erst jetzt bemerkte sie, wie hungrig sie war.
    An diesem Wochenende konnten sich in Sentas Kopf keine erschreckenden Szenarien mehr einnisten. Unzählige Englischvokabeln, Grammatikregeln und dämliche Texte mit Sally, Gordon, Teacher Goodwill und Kitty,

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