Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 02 - Die Suche der Drachen

Pern 02 - Die Suche der Drachen

Titel: Pern 02 - Die Suche der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
das Okular zu erreichen. Einen Moment lang ärgerte sie sich, daß niemand daran gedacht hatte, einen Schemel oder zumindest einen großen Stein herbeizuschaffen. Doch diese Äußerlichkei-ten waren vergessen, als sie den Roten Stern sah, scheinbar nur eine Armlänge von ihr entfernt.
    Er schwamm wie eine riesige vielfarbige Kindermurmel am dunklen Himmel. Die sonderbaren rosaweißen Schlieren – das mußten Wolkenfelder sein. Dazwischen konnte sie graue Massen erkennen, ein kräftiges, sattes Grau, das an manchen Stellen glitzerte. Die Pole des leicht ovalen Himmelskörpers waren weiß und frei von Wolken. Sie erinnerten Lessa an die Eisregion im hohen Norden von Pern. Dunkle Flecken durch-setzten das Grau. Landgebiete? Meere?
    Verwirrt wandte sie sich von dem Fernrohr ab und warf einen Blick auf den winzigen roten Punkt am Horizont…
    Baron Groghe spielte sich wieder als Vermittler auf.
    »Sangel, Sie sind an der Reihe!«
    Lessa zog sich zu Robinton zurück. Die Nähe des Harfners beruhigte sie immer.
    »Ich sehe nichts!« beschwerte sich Sangel.
    »Einen Augenblick, Sir!«
    Wansor trat vor und verstellte einen winzigen Drehknopf.
    »Sagen Sie mir Bescheid, sobald das Bild klar wird!«
    »Was für ein Bild?« Sangel war sichtlich nervös. »Da ist doch nur ein heller oh!« Er zuckte zurück, als hätte er in ein Fädengespinst gegriffen. Aber dann beugte er sich eifrig über das Okular.
    Lessa bereitete es fast ein wenig Schadenfreude, als sie die Angst der Barone sah. Mit kühnen Worten waren sie schnell 222
    bei der Hand, besonders wenn es nicht um ihre eigene Haut, sondern um die der Drachenreiter ging … Als nächster kam Oterel an die Reihe.
    »Einen Moment«, murmelte Wansor, »ich muß die Schärfe noch verändern.«
    »Tun Sie das«, spöttelte der Baron von Tillek. »Ich bin nicht halbblind wie Sangel.«
    Auch er konnte sich kaum von dem Instrument lösen.
    »Welches sind nun die Landgebiete – die grauen oder die dunkleren Massen?«
    »Das wissen wir noch nicht«, erklärte Fandarel ruhig. Zum erstenmal meldete sich P’zar, der Weyrführer von Fort.
    »Wenn man mit den Drachen hoch über Pern schwebt, ver-
    ändert sich die Landschaft auch. Aber sie hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem da!« Und er deutete zum Okular hin.
    »Weil die Entfernungen viel, viel größer sind«, entgegnete Wansor. Er winkte den nächsten Mann an das Fernrohr.
    Lessa stieß Robinton an und deutete unauffällig zu Meron hinüber, der seinen Platz abseits der Gruppe verlassen hatte und langsam näherschlenderte. Die Verachtung, welche die anderen ihm entgegenbrachten, schien ihn nicht zu stören.
    »Warum verschwindet er nicht«, flüsterte sie dem Harfner zu. »Seine Nähe macht mich nervös.«
    Robinton zuckte mit den Schultern.
    »Er kann nicht viel Schaden anrichten.«
    Aber Lessa merkte, daß der Harfner den Baron von Nabol scharf im Auge behielt.
    Und dann war er selbst an der Reihe. Lessa beobachtete ihn, sah, daß auch er beim Anblick des Erzfeindes leicht zusam-menzuckte. Robinton blieb nicht lange an dem Instrument. Als er sich aufrichtete, warf er einen nachdenklichen Blick zum Horizont hinüber.
    »Nun, Harfner?« fragte Meron arrogant. »Sie sind doch sonst nie um ein passendes Wort verlegen?«

223
    Robinton starrte den Baron durchdringend an. Dann deutete er auf den roten Punkt am Nachthimmel und sagte: »Ich halte es für klüger, wenn wir diesen Abstand wahren.«
    »Hah!« triumphierte Meron. »Das dachte ich mir fast.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie denken«, stellte Robinton ruhig fest.
    »Was meinen Sie mit dieser Bemerkung, Meron?« fragte Lessa. Ihre Stimme klang schneidend.
    »Ist das nicht offensichtlich?«
    Wieder streifte der Herr von Nabol sie mit einem gering-schätzigen Blick.
    »Der Harfner tut, was Benden anordnet. Und da Benden sich nic ht bereit zeigt, das Übel an der Wurzel zu packen …«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Lessa kalt.
    »Und worauf, Baron Meron, gründen Sie Ihre Behauptung, daß der Harfner von Pern tut, was Benden anordnet? Entweder Sie beweisen Ihre Worte, oder Sie nehmen sie auf der Stelle zurück!« Robintons Hand lag auf dem Gürtelmesser.
    Die Bronzeechse auf Merons Arm begann zu fauchen und zu zischen. Meron streichelte sie, bis sie wieder ruhig war.
    »Wir warten auf Ihre Antwort, Meron!« sagte Oterel.
    »Aber seid ihr denn alle blind?« entgegnete der Baron mit gespielter Überraschung.
    »Der Mann besitzt eine glühende Leidenschaft für die Weyrherrin von

Weitere Kostenlose Bücher