Perry Rhodan - 2549 - Feueraugen
Zusammensetzung der
Atmosphäre ließ keine Zweifel aufkommen - das war Terranorm. »Ungewöhnlich steril«, wies das
Armband nach einem zweiten Messgang aus. Kaum Schwebstoffe in der Luft und sehr wenig
Mikroorganismen.
Damit stieg die Wahrscheinlichkeit, dass er eine künstlich erzeugte Atmosphäre atmete.
Zumindest wurde sie permanent umgewälzt und von Filteranlagen gereinigt. Also war er nicht auf
Terra.
Aber wo befand er sich? Auf einem Planeten, in einer Biosphäre, einem künstlich angelegten
Habitat? Für eine Raumstation erschien ihm der Raum zu groß. Das Areal war eher auf einem
lebensfeindlichen Planeten angelegt, vielleicht auch nur auf einem Mond. Solche Stationen gab es
Hunderte ...
... aber eigentlich nur eine einzige, die seiner Vermutung entsprach.
Die rote Dämmerung erschien ihm unverändert. Nicht die letzten Strahlen einer untergehenden
Sonne riefen diese trübe Abendstimmung hervor, sie kam vielmehr von außen.
Diese Erkenntnis überraschte Rhodan - nicht mehr, aber auch nicht weniger, obwohl sie ihm den
eigenen Tod wieder vor Augen führte.
Seine Nahtod-Erfahrung, als er mit dem Schattenmaahk Grek 1 in die Niemandswelt versetzt worden war, lag noch gar nicht lange zurück. Sein sterbender Körper und sein Bewusstsein
waren paramechanisch konserviert und in reflektorische Felder eingebettet worden. Geblieben war
das Gefühl eines Traums, der vielleicht eines Tages verwehen würde wie Nebel in der
Morgensonne.
Und in diesem Moment?
Perry Rhodan war bereits sicher, dass er sich in der Irene-Lieplich-Station auf dem Jupiter
seiner Nahtod-Erfahrung befand. Der rote Widerschein über den Wolken stammte von dem seit
Jahrtausenden währenden Großen Roten Sturm.
Aber warum? Warum ausgerechnet in der Niemandswelt? Diesmal war keine Bombe in seiner nächsten
Nähe explodiert. Keine Druckwelle hatte seine Lunge zerrissen, keine Splitter hatten den Körper
perforiert ...
Was war mit dem Feuer aus Guckys Augen? Die Glut der entfesselten Psi- Materie?
Nein, jenes Feuer hatte ihn nicht verbrannt, es hatte ihn nur an diesen Ort versetzt.
Die Landschaft wirkte real. Rhodan bückte sich und strich mit einer Hand über das kurz
geschnittene Gras. Er fühlte die Nässe auf den Halmen, sah die Regentropfen abperlen. Wie ein
Kaleidoskop waren sie, das ihm in vielfältigen Nuancen den Himmel nahebrachte. Ein dicker Falter
kletterte an einem der Halme empor und schwirrte surrend davon.
Rhodan richtete sich wieder auf. Er zweifelte nicht daran, dass er sich auf einer der neun
terrassenartig angelegten Landschaften befand. Allerdings hatte sich vieles verändert. Als er mit
Grek 1 gemeinsam die Station besucht hatte, waren in den Wiesen rote Rosen zu sehen gewesen und
es hatte nach Frühling gerochen. Menschen hatten unter den weit ausladenden Bäumen gelegen; sie
hatten gegessen und getrunken, gesungen und gelacht. Dazu Spaziergänger, Reiter auf Pferden, eben
eine Freizeitidylle.
Rhodan entsann sich der getragenen Melodie einer Gitarre oder Laute. Von weit her war sie zu
hören gewesen.
Diesmal lauschte er vergeblich. Er sah Bäume und Sträucher in der Ebene, aber keine Menschen.
Stille lag über dem Land wie erstickender Herbstnebel. Der heisere Schrei eines Raubvogels
erklang. Rhodan sah einen Schatten in die Tiefe stürzen und sofort wieder aufsteigen. Ein kleines
Tier, womöglich eine Maus, zappelte in den Fängen des Vogels.
Er ging einfach los. Nach wenigen Minuten stieß er auf einen kleinen Wasserlauf. Munter
plätschernd und in weiten Mäandern verschwand der Bach zur Linken.
Rhodan begleitete den Bach.
Üppiger Pflanzenwuchs säumte das Ufer. Hängende Samenstände lockten Scharen von Insekten an.
Laub trieb auf dem Wasser, große bunte Blätter. Wo die Strömung sie ans Ufer spülte, zersetzten
sie sich schnell. Rhodan schaute zu, wie sie welk wurden und zerfielen. Nur die Blattadern
zeigten sich bis zuletzt widerstandsfähig, ein feines Gerippe, das sogar dem heranschwappenden
Wasser trotzte.
Bleiches Myzel wucherte auf den Adern. Im Zeitraffertempo griff es um sich. An einigen Stellen
reckten sich dünne Fruchtkörper in die Höhe, bunt schillernde Ovale auf hauchzarten Stielen.
Schnee fiel und deckte alles zu.
Rhodan schaute um sich. Nichts hatte sich verändert: der Bach, die grünen Wiesen, die sanft im
Wind wogenden reifen Felder. Nur das schmale Stückchen Uferstreifen vor seinen Füßen war
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