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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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Tuchfühlung zu den Aufstiegsrängen gerät, will Spikker für den Schlussspurt und die erhoffte kommende Erstligasaison weiter investieren. Wieder tritt er an Neururer heran:
    »Peter, du kennst doch den Lothar Matthäus gut, oder?«
    »Ja, klar kenne ich den.«
    »Was meinst du, wollen wir den nicht auch holen?«
    »Nein, Helmut, jetzt hört es aber auf. Mit dem spreche ich nicht über einen Wechsel.«
    Neben dem sportlichen Höhenflug geht es auch abseits des Platzes in Ahlen gern einmal hoch her. Besonders gefürchtet sind die Mannschaftsabende, bei denen Präsident Spikker immer zugegen ist und an denen nach gutem Essen gern mal die Ramazotti-Flaschen die Runde machen. Spätestens wenn der italienische Kräuterlikör ausgepackt wird, verabschiedet sich der Trainer aus der feuchtfröhlichen Runde. Die Geschichten, die Peter Neururer später berichtet werden, sind oft abenteuerlichen Inhalts. Beispiel?
    Zum Abschluss von Neururers erster Spielzeit in Ahlen, der Aufstieg ist im Mai 2001 um sechs Punkte und ein paar Tore verpasst worden, steht die Saisonabschlussfeier an. Auf der unterhält sich Boss Spikker zu vorgerückter Stunde angeregt mit der Frau seines Kapitäns Matthias »Mattes« Hamann, dem Bruder von Nationalspieler Dietmar »Didi« Hamann. Hamann trägt an diesem Abend einen auffälligen roten Designer-Anzug, und auch sein Gesicht wird zusehends röter vor Erregung, weil Spikker unablässig auf Hamanns Frau einredet und die beiden sich freundlich anlächeln. Irgendwann reicht es dem auch nicht mehr ganz so nüchternen Hamann, urplötzlich stürzt er auf Spikker zu, um ihm die Meinung zu geigen, möglicherweise auch, um handgreiflich zu werden. Doch dazu kommt es nicht, weil sich gleich jede Menge Leute zwischen die beiden werfen und eine Eskalation verhindern. Man verträgt sich, und Hamann wird auch in der kommenden Saison für LR gegen den Ball treten.
    Zur Spielzeit 2001/02 hat Peter Neururer die Mannschaft noch einmal nach seinen Vorstellungen verstärken können: Henryk Balüszynki und Karsten Hutwelker kommen - erneut Spieler mit Erstligaerfahrung. Und es geht so schlecht nicht los: Am 5. Spieltag ist LR Ahlen hinter Eintracht Frankfurt Tabellenzweiter. Dann allerdings folgt ein Abschwung mit drei Niederlagen in Serie: Gegen Bochum, Mainz und Hannover kassiert Neururers Mannschaft jeweils fünf Gegentreffer. Doch LR fangt sich wieder und liegt vor dem 14. Spieltag im oberen Mittelfeld der Tabelle, sechs Punkte hinter den Aufstiegsrängen. Es steht das Spiel beim Aufsteiger FC Schweinfurt 05 an.
    An diesem Montagabend sind 3300 Zuschauer ins Willy-Sachs-Stadion gekommen, und nachdem die Gäste aus dem Münsterland, durch ihren Goalgetter Marcus Feinbier in der 13. Minute mit 1:0 in Führung gegangen sind, schlägt die Zeit von Stürmer Ermin Melunovic. Schweinfurts Neuzugang trifft viermal ins Ahlener Gehäuse, am Ende steht es 2:4 aus Ahlener Sicht. Es ist kein schöner Abend, aber Helmut Spikker, der wie immer neben Neururer auf der Bank sitzt, tut keine Äußerung, außer dass er sich über die beiden Tore für seine Mannschaft gefreut hat. Auch in der Kabine, in der Spikker dabei ist, sagt der Boss nichts.
    Die über 300 Kilometer lange Nachhausefahrtim Bus zieht sich, und als die Ahlener mitten in der Nacht auf Dienstag zu Hause ankommen, sind alle matt. Neururer setzt sich in sein Auto, fahrt in sein Haus im 80 Kilometer entfernten Gelsenkirchen und will nur noch ins Bett fallen, da klingelt sein Telefon. Spikker ist dran:
    »Trainer, ich will deinen Vertrag verlängern.«
    »Obwohl wir heute verloren haben?«, fragt Neururer.
    »Vier Jahre«, antwortet Spikker. »Über Bezüge müssen wir nicht reden.«
    »Präses, ich sag dir morgen früh Bescheid. Ich bespreche das erst mal noch mit meiner Frau.«
    Neururer hat noch einen laufenden Vertrag, außerdem ist nicht völlig ausgeschlossen, dass man mit der Mannschaft und ein bisschen Glück in die Erste Liga aufsteigen kann. Aber er weiß zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon, dass er seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern will. Er will wieder in die Erste Liga zurück - und am Ende hat er nicht das Gefühl, dass ihm das mit Ahlen gelingen wird. Neururer schläft ein.
    Vom Klingeln seines Telefons wird er geweckt. Ein kurzer Blick auf die Uhr, knappe zwei Stunden hat er geschlafen, Neururer nimmt das Gespräch an. Erneut ist Spikker dran:
    »Peter, ich hab es mir überlegt - du bist gefeuert!«
    »Was?«
    »Ja, gefeuert. Wer

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