Peter Voss der Millionendieb
Schiff wagt, wo Sie doch an Bord sind.«
»Ich sagte Ihnen schon«, klärte ihn Peter Voss auf, »daß wir es hier mit einem äußerst raffinierten Menschen zu tun haben. Seine Frau ist seine Komplicin und hält sich immer in seiner Nähe auf. Ich habe seine Spur manchmal nur wiederfinden können, indem ich seine Frau verfolgte. Sie ist übrigens keine unebene Person und hübsch obendrein. Aber sie steht ganz unter seinem Einfluß. Es soll mich gar nicht wundern, wenn sie bei seiner Verhaftung schlankweg seine Identität leugnet. Das hat sie übrigens schon einmal versucht. Es ist ihr allerdings nicht geglückt. In Yokohama kam ich den beiden auf die Spur. Sie wollten nach Valparaiso, um die zwei Millionen abzuholen. Ich fing ein chiffriertes Telegramm auf, aber ich versah mich im Dampfer. Ich nahm den Japaner, der gestern hier angekommen ist, während das Verbrecherpaar die Klondyke benutzte. Das Raffinierteste dieses Burschen ist nämlich, daß er sich für mich ausgibt. Er ist unter meinem Namen auf die Klondyke gegangen.«
Kapitän Flintwell sperrte den Mund auf.
»Jawohl!« bestätigte Peter Voss todernst. »Die beiden schrecken vor nichts zurück. Sie haben mir sogar etliche wichtige Papiere gestohlen, aber Gott sei Dank nicht alle.«
»Aber das geht ja auf keine Kuhhaut!« brüllte der Kapitän los.
»Man muß dafür schon eine Elefantenhaut nehmen«, nickte Peter Voss und öffnete die vierte Flasche.
»Und die Koffer, die hier an Bord gekommen sind?«
»Ich reise nur mit einer Handtasche!« versetzte Peter Voss, holte sie heran und griff hinein. »Am besten ist wohl, ich weise mich Ihnen gegenüber erst einmal aus. Denn wenn die Frau wirklich die Identität leugnet, dann bin ich so gut wie machtlos. Ich habe zwar Fotografien und Fingerabdrücke, auch verschiedene Steckbriefe. Aber das sind alles unzuverlässige Beweismittel.«
»Lassen Sie nur stecken!« wehrte der Kapitän ab.
Polly saß unterdessen auf dem Sofa ihrer Kabine und flirtete mit Bobby Dodd. Und wie sie flirtete! Die Zeit verging im Fluge. Er brannte schon seit anderthalb Stunden lichterloh.
»O Mrs. Voss!« schwärmte er sie an. »Sie lassen mich hoffen, alles hoffen.«
»Machen Sie keinen Kniefall vor mir, Mr. Dodd!« lächelte sie ihn verlockend an. »Mein Mann hat auch damit angefangen. Hoffen dürfen Sie, aber hoffen Sie nicht zuviel.«
»Oh, ich bin so bescheiden«, sprach er und haschte nach ihrer Hand.
»Mr. Dodd!« warnte sie ihn und legte die Hände in den Nacken, wobei sie ihm einen schmachtenden Blick zuwarf.
»Über den Punkt, wo die Bescheidenheit anfängt unbescheiden zu werden, läßt sich streiten. Ich habe Ihnen nur eine Plauderstunde gewährt. Das ist alles.«
»Das ist alles!« wiederholte er mit anderer Betonung.
»Oder nichts!« lachte sie.
In diesem Augenblick sprang die Tür auf. Draußen standen Peter Voss, Kapitän Flintwell und zwei handfeste Matrosen.
»Peter Voss, Sie sind verhaftet!« rief Peter Voss mit starker Stimme.
Polly schrie gellend auf und preßte die Hände gegen ihre Wangen. Dodd prallte zurück. Dann packten sie sich beide am Kragen, um sich gegenseitig zu verhaften. Dabei brüllten sie sich unausgesetzt an, daß man kein Wort verstehen konnte, und zogen sich hin und her.
»Gib Ruhe, du verdammter Millionendieb!« schrie Kapitän Flintwell und packte Bobby Dodd vor der Brust.
Gleich darauf sah er sich in der Gewalt der Matrosen.
Es trat ein Augenblick völliger Ruhe ein.
»Hab ich dich endlich, du hundsgemeiner Lump!« schnaubte Peter Voss. »Jetzt sollst du mir nicht wieder entwischen. Fort mit ihm!«
»Betrug!« röchelte Bobby Dodd. »Infamer Betrug. Er ist Peter Voss, ich bin Bobby Dodd. Ich habe Ausweise!«
»Kenn ich«, schnauzte ihn der Kapitän an. »Ich bin über die ganze Geschichte vollständig informiert. Geben Sie sich keine Mühe. Sie sind der Millionendieb Peter Voss, und das da ist Ihre Frau. Wie sind Sie überhaupt hier an Bord gekommen?«
»Ich bin auf die schmachvollste Art und Weise hintergangen worden!« stöhnte Bobby Dodd. »Dies ist Mrs. Voss. Ich bin gar nicht verheiratet. Sie hat mich hier in die Kajüte gelockt. Sie ist mit im Komplott.«
»Mrs. Voss!« wandte sich jetzt Peter Voss an seine Frau, die mit dem Anschein völliger Gebrochenheit an der Wand lehnte und das Taschentuch gegen die Augen preßte. »Wollen Sie endlich vor diesen Zeugen hier gestehen, daß dies Ihr Mann ist. Es ist das letzte Mal, daß ich diese Frage an Sie richte. Sollten Sie
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