Peter Voss der Millionendieb
abgelegt und war wieder zu seinem alten Maschinistenanzug zurückgekehrt. Da er nur ein echtes, aber kein falsches Legitimationspapier hatte, mußte er darauf verzichten, ordnungsgemäß anzumustern, und sich damit begnügen, sich ohne Heuer hinüberarbeiten zu dürfen. Sein einziges Gepäck war sein japanisches Kostüm, das er seinem Gastfreund abgekauft hatte.
Peter Voss beobachtete durch das Bullauge seiner Koje unter Back, wie die Passagiere an Bord kamen. Sein Kojengenosse hatte jetzt Wache. Als Peter Voss Dodd und Polly das Fallreep heraufkommen sah, legte er sich aufs Ohr, denn er hatte Freiwache.
Gleich darauf ging der Dampfer in See.
Polly umgab dickste Finsternis. Sie wußte weder, wo Peter Voss war, noch hatte sie eine Vorstellung davon, welche Tollheit er beabsichtigte.
Peter Voss hatte weder Gelegenheit noch Zeit, ihr einen nächtlichen Besuch abzustatten. Wenn er nicht in den Bunkern herumkroch, mußte er an seinem Plane schmieden, der ihm alle Entbehrungen des letzten Jahres hundertfach vergelten sollte. Tausendmal drehte er ihn um und um, um gegen jeden Zufall gewappnet zu sein. Er stellte ganz genau fest, wie sich Dodd an Bord der Klondyke die Zeit vertrieb. Bis zum Dinner flirtete er mit Polly, dann pokerte er im Rauchsalon und trank Whisky mit Soda. Vor Mitternacht pflegte er selten seine Kabine aufzusuchen, während Polly meistens gleich nach dem Dinner verschwand. Ihre Kabine lag auch nicht neben der seinen. Offenbar hatte sich Bobby Dodds Argwohn bis Honolulu schlafen gelegt.
Am letzten Abend der Überfahrt war Peter Voss mit seinem Plan völlig im reinen. Um acht Uhr kam er von der Wache, und sein Kollege nahm seine Stelle bei den Kohlen ein. Rasch schlüpfte er in den Kimono und schlich sich, da das Dinner noch nicht zu Ende war, ungesehen durch den Kajütengang in Pollys Kabine. Daß er nicht in die falsche geraten war, sah er an den Toilettengegenständen. Vor dem Steward sicherte er sich durch den Riegel.
Polly erkannte er am Schritt und ließ sie ein. Sie sank ihm wortlos an die Brust und hielt ihn fest. Erst gegen Mitternacht waren sie soweit, daß er sie in seinen Plan einweihen konnte.
»Morgen Abend kommen wir in Honolulu an«, flüsterte er. »Die King Edward wird spätestens übermorgen früh, jedenfalls aber noch in der Nacht in See gehen. Sie wartet schon auf uns. Denn wir haben 24 Stunden Verspätung. Dodd wird sofort an Land stürzen, um mich zu verhaften. Es wird sich aber herausstellen, daß ich mit dem japanischen Dampfer nicht angekommen bin. Nun wird er sich auf die Passagiere der Klondyke werfen, vielleicht gar auf die Besatzung. Aber ich werde nicht mehr auf diesem Schiffe sein.«
»Ja, willst du denn an Land gehen?« fragte sie ganz ängstlich.
»Ich gehe mit dir auf die King Edward!« fuhr er lächelnd fort. »Das ist nämlich der Kniff. An Bord der Klondyke bin ich der Trimmer Ralph Smithson, an Bord der King Edward werde ich der Detektiv Bobby Dodd sein.«
Polly starrte ihn entsetzt an.
»Nichts leichter als das!« sagte er ruhig. »Dodd wird dir in Honolulu nahelegen, an Land zu gehen. Er wird sein Gepäck ebenfalls dahin dirigieren. Sobald er nun fort ist, wirst du Gegenorder geben und mit seinem Gepäck an Bord der King Edward gehen. Du wirst zwei Kabinen belegen und Dodds Gepäck in die eine bringen lassen. Sobald die Sache so weit gediehen ist, werde ich auftauchen und als Bobby Dodd in diese Kabine einziehen.«
»Oh!« rief sie begeistert. »Und dann fährt der Dampfer ab, weil alle Passagiere an Bord sind, und wir beide sind endlich allein.«
»Und Dodd?« fragte er schmunzelnd. »Er riecht sofort den Braten, telegrafiert, kommt uns nach und hat mich schon beim Wickel. Oder wenn er den Dampfer nicht mehr erreicht, telegrafiert er nach Valparaiso, und ich bin erst recht in der Falle. Nein, es gibt nur ein Mittel, er muß unschädlich gemacht werden. Ich werde ihn an Bord der King Edward als Peter Voss verhaften.«
Polly rang nach Atem.
»Diese Verhaftung darf aber erst vor sich gehen, wenn die King Edward auf hoher See ist. Dodd wird sicher erst im letzten Augenblick ankommen, dann musst du ihn sofort in Empfang nehmen und ihn in deiner Kabine festhalten. Flirte mit ihm, mach ihm Hoffnungen, verdrehe ihm den Kopf; sage, daß du entschlossen bist, dich von mir scheiden zu lassen; jedenfalls halte ihn fest. Lass dir von ihm eine neue Liebeserklärung machen. Setz meinethalben schon den Termin der Verlobung fest, nur lass ihn nicht heraus. Traust du
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