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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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deutlich: Und auch Euch nicht.
    Lord Robert erwiderte: » Mich wird die Königin empfangen«, und machte sich zur Tür auf.
    Ich rief: » Lord Robert! Lord Solek ist bei ihr!«
    Er wandte sich langsam zu mir um. Alle Hofdamen starrten voller Entsetzen. Ich fuhr fort: » Auch mir hat sie gesagt, dass sie nicht gestört werden darf. Sie beraten über die Zukunft der Armee des Lords. Es ist eine … eine delikate Verhandlung.«
    Er schnaubte. » Und was weiß ein Narr von Verhandlungen?«
    » Nichts, mein Lord. Ich wiederhole nur, was man mir aufgetragen hat. Sie sprechen über die Armee.«
    Das war nicht das, was ich hätte sagen sollen. Lord Robert war angeblich der Anführer der Armee der Königin. In drei Schritten war er an der Tür und zerrte am Griff. Die Tür war von innen verriegelt.
    Lord Roberts Hand zuckte zu seinem Schwert. Aber ein Schwert richtet gegen schwere Eiche nichts aus. Er trat gegen die Tür und brüllte: » Caroline!«
    Ich sagte mit leiser Stimme zu den fünf Frauen: » Geht hinaus. Rasch. Sie wird Euch nie vergeben, dass ihr hiervon Zeugen geworden seid, wenn sie es herausfindet.«
    Lady Margaret, die Älteste und Klügste, antwortete: » Ja! Kommt jetzt.« Sie musste Cecilia auf die Beine zerren, aber der letzte Rest ihrer grünen Röcke war durch die Tür zur Audienzkammer verschwunden, die Lady Margaret hinter sich schloss, kurz bevor die Königin die Tür an der gegenüberliegenden Seite des Raumes aufriss.
    Ihr Blick fegte rasch durch den Raum, fand nur mich, und sie befahl rau: » Geh.«
    Das musste man mir nicht zweimal sagen. Ich flitzte vornübergebeugt aus dem Raum, und versuchte dabei so gut wie möglich, wie ein kleines Tier auszusehen, harmlos und stumm. In der Audienzkammer drängten sich die Hofdamen der Königin an die gegenüberliegende Tür, zu sehr von Angst vor den Wilden besessen, als dass sie sich auf den offenen Hof dahinter gewagt hätten. Als ich näher kam, fragte Lady Margaret scharf: » Nun?«
    Was sollte ich sagen? » Sie … sie hat mich weggeschickt.«
    Lady Jane sagte. » Ist Lord Solek da gewesen?«
    » Natürlich ist er da gewesen«, entgegnete Lady Sarah. » Das haben wir doch schon gewusst. Nur – weshalb hat Lord Robert ihn nicht herausgefordert? Nein, Lord Solek muss die Königin bereits verlassen haben.«
    » Wir hätten ihn gehen sehen«, merkte Lady Jane an. » Außer … Oh! Es muss einen Geheimgang aus dem Schlafgemach der Königin geben!«
    » Das reicht«, sagte Lady Margaret, und nicht einmal diese beiden wagten es, sich bei diesem Tonfall zu widersetzen. Lady Margaret blickte mich mit neuem, zögerlichem Respekt an. » Das hast du gut gemacht, Narr.«
    Lady Sarah sagte: » Aber hast du ihn gesehen? Werden der Wilde und Lord Robert um sie kämpfen … später, meine ich?«
    Ich sagte: » Lord Solek und die Königin hatten Angelegenheiten des Königinnenreichs zu besprechen.«
    Lady Jane schnaubte mit zarter Lüsternheit.
    Lady Margaret sagte: » Der Narr hat recht. Lord Solek musste mit der Königin über die Armee sprechen, und das ist es, was wir jedem erzählen werden, der uns danach fragt. Habt ihr das alle verstanden? Wirklich?«
    Eine nach der anderen bestätigte es. Lord Solek war wegen Staatsangelegenheiten hier gewesen. Es war eine Verhandlung, zu der Lord Robert zu spät gekommen war, weil er die fliehende Armee verfolgt hatte. Die drei hatten Angelegenheiten des Königinnenreiches diskutiert, etwa die Verlobung der Prinzessin mit dem Sohn von Lord Solek. Bei dem Treffen der drei war es um wichtige Angelegenheiten des Königinnenreiches gegangen. Lady Margaret wiederholte das immer wieder.
    Aber es war Cecilia, die wusste, welche Frage man wirklich stellen musste. Als sich die Hofdamen schließlich unter Bewachung in ihre jeweiligen Gemächer begaben, bis man wieder nach ihnen schicken würde, fasste mich Cecilia am Arm. » Roger – was hat die Königin getragen, als sie die Tür geöffnet hat?«
    » Begebt Euch in Eure Gemächer, meine Lady«, sagte ich. Sie verzog den Mund und rauschte fort, von zwei Grünen eskortiert.
    Die Königin hatte über ihren bloßen Füßen nicht mehr getragen als ein kurzes Unterkleid, und ihr dunkles Haar war offen um ihre nackten Schultern geflossen.
    Am nächsten Tag ritt Lord Robert auf seinem großartigen schwarzen Schlachtross aus dem Palast, fort zu seinem Gut auf dem Land, und kehrte nicht zurück. Er war, wie Königin Caroline ihrem Hofstaat verkündete, auf ihre Bitte hin gegangen, um eine

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