Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
ausdruckslos. Schließlich ergriff Sjöberg das Wort.
»Ich heiße euch alle an diesem Morgen herzlich willkommen. Das gilt ganz besonders auch für die Kollegen, die uns in Katrineholm, Sigtuna und Skärholmen lauschen. Wir werden uns bemühen, laut und deutlich zu sprechen. Könnt ihr uns so verstehen?«
Aus den Lautsprechern auf dem Tisch hörte man knisternde Stimmen die Frage bejahen.
»Zunächst einmal hoffe ich, dass alle, die nicht zu Hammarby gehören, ihre Fingerabdrücke per Eilboten nach Stockholm geschickt haben?«
Das hatten sie; die Fingerabdrücke würden im Laufe des Vormittags bei Hansson im Labor eintreffen.
»Dann schlage ich vor, dass wir die Namen in der Reihenfolge durchgehen, wie sie auch auf der Liste stehen, und der jeweils Verantwortliche fasst die Ergebnisse seiner gestrigen Befragung der entsprechenden Person zusammen. Sind alle damit einverstanden?«
Es wurden keine Widersprüche laut, und die Besprechungsteilnehmer lieferten ihre mündlichen Berichte in der vorgeschlagenen Reihenfolge ab. Ein Name nach dem anderen wurde abgehakt. Es stellte sich heraus, dass bis auf zwei Personen aus Katrineholm sowie einer weiteren aus Stockholm alle zu Hause gewesen waren. Es waren keine Versuche unternommen worden, die drei aus Göteborg, Oslo und Lund zu erreichen. Somit waren – wenn man die vier Toten abzog – dreizehn Personen am vorhergehenden Abend befragt worden, während sechs Befragungen noch ausstanden.
Von diesen dreizehn hatten sich die meisten als vollkommen unauffällig entpuppt. Sie hatten zwar überrascht auf den Besuch der Polizei reagiert, aber anscheinend nichts zu verbergen. Ein paar von ihnen konnten sich an das ein oder andere Detail aus der Vorschule erinnern, aber die Mehrzahl der Befragten erinnerte sich an praktisch nichts. Einige von denen, die noch in ihrer Heimatstadt wohnten, kannten einander oder wussten zumindest von den anderen, erinnerten sich aber nicht daran, gemeinsam zur Vorschule gegangen zu sein.
Einer der Männer, die in Katrineholm wohnten – Peter Broman in der Rönngatan –, war schwer alkoholisiert gewesen. Als die Polizisten in seine Wohnung kamen, stießen sie dort auf weitere zwanzig alkoholisierte Personen, die offensichtlich ein Wetttrinken veranstaltet hatten. Die Ankunft der Polizei sorgte nicht gerade für Begeisterung, und ein Tumult brach aus, bei dem aber glücklicherweise niemand zu Schaden kam. Später stellte sich heraus, dass sich der Mann bereits mehrere Vorstrafen für kleine Diebstähle und ähnliche Verstöße eingehandelt hatte, eines Gewaltverbrechens hatte er sich allerdings nie schuldig gemacht.
Als die Reihe an Thomas Karlsson kam, übernahm zunächst Hamad das Wort.
»Thomas Karlsson reagierte sehr merkwürdig auf unseren Besuch. Erst stand er wie versteinert da, und im nächsten Augenblick zitterte er wie Espenlaub. Er schwitzte stark und war verwirrt. Er hatte Schwierigkeiten, unsere Fragen zu verstehen und zu beantworten, und sah uns nicht in die Augen. Als wir gehen wollten, sah es fast so aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Zu Beginn behauptete er, sich an nichts erinnern zu können, was die Vorschule betraf, aber am Ende rückte er damit heraus, dass er öfter mit einer Katarina gespielt habe. Dabei muss es sich um diese Katarina Hallenius in Sundbyberg handeln.«
»Die wir noch nicht erreicht haben, aber wir werden das anhand ihrer Aussage überprüfen«, warf Sandén ein.
»Ich hatte das Gefühl, dass er log«, fuhr Hamad fort. »Aber nicht nur das, er war irgendwie … verdammt seltsam, findest du nicht auch, Petra?«
»Doch, das war er«, bestätigte Westman. »Er ist nicht ganz richtig im Kopf, glaube ich.«
»Und Freunde hat er auch nicht«, sagte Hamad. »Keine Familie. Niemand, der bezeugen könnte, was er zur Zeit der Morde getrieben hat. ›Ich bin immer allein‹, hat er irgendwann fast gebrüllt.«
»Hat der Typ irgendeine Arbeit?«, fragte Sjöberg.
»Er arbeitet in der Poststelle irgendeines Unternehmens in Järfälla. Mal sehen, was sie dort über ihn erzählen können. Also, insgesamt ein ziemlich schräger Vogel, dieser Thomas Karlsson.«
»Wir haben Abdrücke von seinen Schuhen genommen«, sagte Westman. »Es stand nur ein einziges Paar in seiner Diele. Überhaupt scheint er fast nichts zu besitzen. Die Wände waren ganz kahl. Keine Bilder, keine Blumen, keine Gardinen, nichts. Nur das Allernotwendigste, ein paar Bücher und Zeitschriften, das war alles.«
»Hat er in
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