Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
vollgestellt mit bis zu vierzig Jahre alten Illustrierten, sorgfältig chronologisch sortiert in verschiedenen Modellen von Zeitschriftensammlern. Vermutlich ein Eldorado für Sammler. Ingrid Johansson würde bestimmt einen Riesenreibach machen, wenn sie sich entschloss, die Zeitschriften zu verkaufen. Sie waren jedenfalls bisher das Interessanteste, was dieses Haus zu bieten hatte. Irgendeine Verbindung zwischen Ingrid Johansson und Hans Vannerberg hatten sie dagegen noch nicht gefunden.
In langen Phasen arbeiteten sie schweigend, jeder von ihnen in seine eigenen Gedanken versunken. Doch zwischendurch war immer wieder Zeit für ein Gespräch.
»Vielleicht ist Ingrid Johansson selbst ja die Mörderin«, provozierte Hamad, der das Suchen langsam leid war.
»Ihr Alibi ist wasserdicht«, sagte Sjöberg.
»Ihr eigenes, ja, aber sie könnte jemanden beauftragt haben.«
»Du meinst, sie hat eine Anzeige ins Lokalblättchen gesetzt: Siebzigjährige sucht Berufskiller für eventuelle Partnerschaft?«
»Hast du sie gefragt, ob sie einen Freund hat?«, fragte Hamad.
»Nein, da hast du verdammt noch mal recht! Die Alte hat vielleicht tatsächlich irgendwo einen Kerl. Sie muss ja nicht einsam sein, nur weil sie Witwe ist.«
»Aber das hätten wir ja wohl herausgefunden. Dann hätte sie schließlich nicht bei Margit Olofsson wohnen müssen«, sagte Hamad entmutigt.
»Vermutlich nicht. Ich glaube, diese Theorie können wir vergessen.«
Es dauerte ein paar Stunden, bis die beiden Männer das Obergeschoss durchsucht hatten, die Garage und der Keller kosteten zwei weitere. Dann widmeten sie sich dem Erdgeschoss. Hamad war auf einen Küchenstuhl geklettert und wühlte in einem der Fächer über dem Kühlschrank, während Sjöberg am Küchentisch saß und den Inhalt einer Schublade untersuchte, in der Ingrid Johansson offensichtlich allen möglichen Krimskrams aufzubewahren pflegte, der sonst nirgendwo richtig hingehörte. Die Schublade enthielt außer Batterien, Glühbirnen, Gummibändern, einer Rolle Bindfaden, Heftstiften, einer Fahrradlampe, ein paar Schlüsseln und einer Reihe loser Briefmarken auch einen Stapel Papiere. Er blätterte den Stoß langsam durch und studierte sorgfältig alle Kassenbons, Rabattmarken, Rechnungen, Gebrauchsanweisungen, Kontoauszüge und Garantiekarten, die ihm unter die Augen kamen. Ein Kassenbon aus einem Lebensmittelgeschäft in Sandsborg brachte ihn auf die Idee, dass Vannerberg und Johansson ihre Einkäufe vielleicht im selben Laden machten. Er behielt die Sache im Hinterkopf, um ihr später nachzugehen.
»Jamal, erinnerst du dich, wo Pia Vannerberg arbeitet?«, fragte Sjöberg plötzlich.
Er hatte eine Quittung von einem Besuch in Dalens Zahnklinik in der Hand, wo Ingrid Johansson offensichtlich ein paar Monate zuvor gewesen war. Jamal Hamad war auf der ganzen Polizeiwache für sein phänomenales Gedächtnis bekannt. Was er irgendwann einmal gehört oder gelesen hatte, daran konnte er sich meist auch Monate oder gar Jahre später noch erinnern. Sjöberg war sich zwar ziemlich sicher, dass sein eigenes Gedächtnis ihn nicht trog, aber sicherheitshalber wollte er es auch von Hamad hören.
»Sie arbeitet doch als Zahnpflegerin in einer Klinik«, antwortete dieser.
»In welcher Klinik?«, fragte Sjöberg nach.
»Unten in Sandborg«, sagte Hamad mit einer Geste in eine bestimmte Richtung, der Sjöberg allerdings keinen geografischen Mehrwert abgewinnen konnte. »Dalen heißt sie.«
»Ingrid Johansson hat eine Quittung von dort«, sagte Sjöberg. »Vielleicht ist das die Verbindung, nach der wir suchen …«
»Na, so was«, sagte Hamad und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Das können wir wohl morgen erst näher untersuchen, es ist schon zwanzig nach acht.«
»Oje«, sagte Sjöberg. »Wie schnell doch die Zeit vergeht, wenn es so vergnüglich ist. Dabei haben wir noch nicht einmal mit dem Wohnzimmer angefangen.«
»Und da wartet erst die richtige Arbeit«, sagte Hamad mit einem Anflug von Resignation in der Stimme. »Dort bewahrt sie nämlich ihre Fotos auf.«
Sjöberg fiel plötzlich ein, dass er vergessen hatte, sich bei Åsa zu melden, und rief sie mit dem Handy an. Hamad schloss seine Arbeit über dem Kühlschrank ab und kletterte vom Küchenstuhl. Anschließend setzten die beiden Männer schweigend ihre Jagd auf den erlösenden Hinweis fort.
Es war bereits halb zehn, als sie den letzten Raum des Hauses in Angriff nahmen, das Wohnzimmer.
»Ich bin schon ganz neugierig
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