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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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behandelt hatte. Pinn lachte sich bereits halbtot, lange vor der Pointe. Harkins prustete und
grinste und zeigte seine gebräunten Zähne. Ihre Gesichter leuchteten warm, gerötet vom Feuerschein und den Farben der hereinbrechenden Dämmerung. Frey verspürte eine Aufwallung alkoholgeschwängerter Zuneigung zu ihnen allen. Er war stolz auf sie. Er war stolz auf sich selbst.
    Es war ihm nicht leichtgefallen, Jez den Zünd-Code für die Ketty Jay anzuvertrauen. Der Code wurde schon bei der Herstellung des Schiffes einprogrammiert, und weil er von diversen komplexen Mechanismen abhing, konnte er nicht ohne langwierige und teure technische Prozeduren geändert werden. Jez würde nun für immer die Macht haben, die Ketty Jay zu aktivieren und zu fliegen. Selbst jetzt musste Frey gegen den Argwohn ankämpfen, dass sie sich gerade ins Cockpit schlich, um die Zahlen einzutippen und mit seinem Schiff wegzufliegen, bevor jemand sie aufhalten konnte.
    Es ist nun mal geschehen, dachte er. Lebe damit.
    Für das Gelingen seines Plans war es unumgänglich gewesen, dass jemand anders die Ketty Jay flog. Jez hatte ihm versichert, dass sie es konnte, weil sie in ihrer Jugend alle möglichen Luftfahrzeuge geflogen hatte. Anfangs war er jedoch trotzdem nicht fähig gewesen, ihr den Code zu verraten. Es fühlte sich an wie bei einer Hochzeit, als würde er einer Fremden zu viel von sich selbst opfern.
    Letztendlich hatte er sich jedoch mit Hilfe einer Rake-Analogie dazu durchgerungen. Er fand, dass sich bei den meisten Dingen im Leben ein Bezug zu Spielkarten herstellen ließ, wenn man nur gründlich genug darüber nachdachte.
    Beim Rake konnte man durchaus zu vorsichtig spielen. Wenn man immer nur auf die perfekte Hand wartete, würden einen die obligatorischen Mindesteinsätze in jeder Runde
allmählich ruinieren. Die Zeit wurde knapp, und man verlor sein Geld, während man auf eine Gelegenheit wartete, die nie kam. Früher oder später musste man ein Risiko eingehen.
    Also hatte er auf Jez gesetzt und dabei erfreulicherweise den großen Preis gewonnen. Sie war ein komischer Kauz, aber er mochte sie, und er wusste, dass sie tüchtig war. Er musste sogar zugeben, dass es ihm eine gewisse Erleichterung bereitet hatte, den Geheimcode mit ihr zu teilen, obwohl er nicht genau wusste, weshalb. Es fühlte sich an, als hätte er ein wenig Druck abgelassen.
    Malvery kam zur Pointe seiner Geschichte, und sie brüllten vor Lachen. Frey hatte nicht aufgepasst, aber er lachte trotzdem, mitgerissen von ihrer guten Laune. Er gab die Flasche weiter, und Malvery trank daraus. Später würde Frey an andere Dinge denken: an die Aufgabe, die noch vor ihnen lag, an den bitteren Stich, den ihm der Anblick von Trinicas Gesicht versetzt hatte. Doch im Moment trank er mit seinen Männern und war glücklich, und das genügte.
     
    Crake war alles andere als glücklich. Ihr knappes Entkommen hatte ihm kein belebendes Triumphgefühl verschafft, sondern ihn vielmehr deprimiert. Ihm war nur allzu klar, dass sie es nur geschafft hatten, weil Jez zu früh dran gewesen war. Von einer großen Übermacht zur Ketty Jay zurückgetrieben, hatte sie eher als geplant starten müssen und war dann direkt zu dem vereinbarten Treffpunkt beim Hangar geflogen. Bei ihrem Eintreffen hatte sie das Durcheinander im Innern gesehen und erkannt, dass es Probleme gab. Sie hatten sich verschätzt, was die Dauer der Operation betraf, und viel zu viel Zeit dafür veranschlagt.
    Letztendlich hatten sie Glück gehabt.

    Zu seiner nicht geringen Überraschung war Silo aus dem Maschinenraum gekommen, um ihm zu helfen, Bess wieder zusammenzuflicken. Der Murthianer war eine stille, starke Präsenz auf der Ketty Jay, doch da er nur selten eine Meinung äußerte und keinerlei geselligen Umgang mit dem Rest der Crew pflegte, hatte Crake ihn unbewusst zu ignorieren begonnen, als wäre er einer der Diener in seinem Elternhaus. Vermutlich war Silo einfach nur neugierig und sah eine Gelegenheit, sich den Golem näher anschauen und herausfinden zu können, was in ihm vorging. Was auch immer seine Motive sein mochten, Crake war froh über die Hilfe und die schweigsame Gesellschaft. Gemeinsam holten sie Kugeln heraus, nähten Leder und verlöteten Bess’ Wunden.
    Obwohl sie nur rein äußerliche Schäden davongetragen hatte, wurde Crake von Schuldgefühlen gemartert. Er hatte zugelassen, dass sie als Objekt benutzt wurde. Was, wenn ihre Gegner Dynamit gehabt hätten? Oder eine wirklich große Kanone?

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