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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Jemand riß an meinem Haar, schleifte mein Gesicht über den harten Boden, und der süßliche, widerliche Moschusgeruch von Aftershave kroch über mich hinweg. Das war eine Botschaft, eine geheime Botschaft für mich inmitten des Geklimpers von Kleingeld in Hosentaschen. Ich erschrak, als die Stationstür sich öffnete und wieder schloß. Draußen regnete es heftig. Ein Abflußrohr war verstopft, und das Wasser prasselte außen auf das Fenstersims. Jemand schrieb etwas auf ein Clipboard und hängte es ans Fußende meines Bettes. Mein Vater hatte auch ein Clipboard. Stets organisiert. Genau wie Julian. Der arme, törichte Julian. Eddie, mein Gatte, hat Julian, meinen Cousin, umgebracht. Sie waren so lange Freunde gewesen. Wiedersehen, Julian. Oh, Eddie... ich habe Eddie geliebt, wirklich. Nein, ich habe jemand anderen geliebt... aber wen...? Ich wußte es nicht mehr. Jemand sang. »Swing it. Swing it.«
    So grausam. Mein Junge hat meine Hand genommen und hineingeschnitten. Nein. Ich habe die Hand hochgehoben - so ist es passiert. Ich habe die Hand nach Warren ausgestreckt, aber er hatte ein Messer. Er war mit einem Messer auf mich zugekommen. Ein Schweizer Armeemesser? Nein, es hatte eine glänzende, lange, scharfe Klinge: ein Stilett. Warum wollte er mich umbringen? Warren war mein Freund. Nein. Wer sang da? »Und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht; und MacHeath, der hat ein Messer, doch das Messer sieht man nicht...«
    Wer hat perlweiße Zähne? Der Haifisch. Und warum sang da jemand dauernd? War ich das?
    Warren kam mit einem Messer auf mich zu. Oder auf sie? Ich hob die Hand gegen die Klinge. Der Schmerz - ich bekam keine Luft, so schrecklich war der Schmerz. Die brachten mich um. Ja, meine Hand hat die Klinge erwischt. Metallisches Blut an meinen Zähnen. Wo war mein Freund?
    Etwas rasselte, wie wenn ein Kühlschrankmotor sich abschaltet. »Tee... guten Morgen... Tee.«
    Anderthalb Stunden später streckte ich vorsichtig und leicht benommen die Hand nach dem Spind aus. Wunderbarerweise war meine Tasche drin, und auch meine zerrissenen Kleider. Sie würden zunächst genügen müssen. Dieser Trip kostete mich ein Vermögen. Schlaftrunken ließ ich mich zurücksinken, als eine andere Krankenschwester mir den Puls fühlte.
    »Kann ich dann gehen?«
    »Nein. Der Arzt muß die Wunde untersuchen.«
    »Und das ist alles?«
    »Sie haben einen bösen Schlag auf den Kopf bekommen. Ihre Hand ist in einem schlimmen Zustand. Wir müssen noch weitere Untersuchungen machen. Sie können nicht gehen.«
    »Ah, aber ich muß«, sagte ich müde.
    »Lassen Sie mich jetzt den Verband erneuern, dummes Ding.« Als sie fertig war, zog ich die Vorhänge rund um mein Bett zu und band mir unter Schmerzen das blutbefleckte Baumwoll-hemd ab, in dem ich geschlafen hatte. Dann kümmerte ich mich um meine Tasche: Das Foto war noch da, und außerdem ein paar Schlüssel. Sie sahen aus wie die Schlüssel zu Warrens Wohnung, aber ich konnte mich nicht erinnern, woher ich sie hatte.
    An der Innenseite der Spindtür war ein kleiner Spiegel. Ich erkannte kaum wieder, was ich darin erblickte: Mein geschwollenes, jammervolles Gesicht mit frischen Schrammen und blaublühenden Veilchen starrte mir traurig entgegen. Am liebsten hätte ich mich hingelegt und geheult, aber dazu hatte ich keine Zeit.
    Es erforderte mehr Mumm, diese Station zu verlassen, als ich in mir je vermutet hätte. Brave Middle-Class-Mädchen taten so was nicht. Verrückte Säufer, Straßenbengels, Geisteskranke, Junkies, jugendliche Straftäter, hysterische Mütter, Senile und Selbstmordgefährdete taten es. Die gingen, rannten, sprangen hinaus, jeden Tag, und sie pfiffen auf gute Erziehung oder Krankenhausvorschriften. Es erfordert wirklich Angst, Mut oder Wahnsinn, der Oberschwester nicht zu gehorchen. Draußen auf der Straße regnete es heftig. Daß Haar und Kleider naß wurden, machte meine schäbige Erscheinung noch schlimmer. In drei Cafés, die Croissants verkauften, wurde ich abgewiesen, aber in einer Imbißbude in der Nähe der Oxford Street konnte ich eine Tasse süßen Tee und Toast mit Butter ergattern. Geld hatte ich keins, aber in meiner Tasche war ein ganzer Köcher voller Plastikkarten, und so stand ich um zehn vor der Glastür einer großen Textilkette in der Oxford Street und wartete, daß sie öffneten.
    Ich hatte Kopfschmerzen, und meine Hand pochte erbarmungslos, als ich mich einkleidete: neue Unterwäsche, eine neue Levis, ein cremefarbener

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