Planeten-Bernsteinfeuer (German Edition)
beobachtete die Prinzessin ihren Gast. Gefühle so offen zu zeigen , wie diese Frau es tat, war in ihrer Gesellschaft nicht üblich. Schon auf der Einladung hatte sie die Blicke bemerkt, die Elexia ihrem Onkel zugeworfen hatte. Sie liebte ihn und jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte es sehen. Außer diesem Trottel, der sich ihr Onkel nannte.
Elexia öffnete ihre Augen wieder und blickte sie direkt an.
„Dieser Mistkerl Laleikos will seine Tochter mit ihrem Onkel verheiraten. Er hat Kemar an seine Pflichten als Ma'kaa erinnert und sich auf eine Zusage vom vergangenen Jahr bezogen. Ich weiß, es gibt hier Regeln, die die Reinheit des Blutes betreffen, aber ich bin so wütend.“ Jetzt kamen ihr doch die Tränen. Marina ergriff ihre Hand und zeigte ihr so ohne Worte, dass sie ihren Kummer verstand. In der nächsten Stunde erzählte Elexia der Prinzessin alles, was sie belauscht hatte und tobte und weinte ohne Unterlass. Marina stellte nur wenige Fragen, das war auch gar nicht notwendig, da ihre Gefühle und Befürchtungen beinahe ohne Unterlass aus ihr heraus strömten.
„So, jetzt wissen sie alles und ich mache mich wohl völlig zum Narren, wenn ich ihn immer noch will, obwohl ich so unpassend bin.“
„Erstens will ich mich mit dir duzen, da ich nun deine finstersten Geheimnisse kenne und zweitens ist die Liebe immer dumm, aber nur, wenn man sie verleugnet und so tut, als wäre sie lästig.“
Marina ergriff Elexias Hand. Im stillen Einverständnis schlossen sie einen Pakt. „Elexia, ich werde helfen, wo ich kann, aber, wenn die Heirat beschlossen ist, kann man das weitere Geschehen kaum aufhalten. Nur mein Vater könnte die Ehe noch verhindern, indem er sie schlicht verbietet. Aber dazu müsste ihn ein sehr guter Grund veranlassen.“
„ Was wäre denn ein guter Grund?“
„Das weiß ich leider nicht, ist die letzten zweihundert Jahre nicht mehr vorgekommen. Damals hat der Vater meines Vaters...“
„Moment Mal, der Vater deines Vaters ? Nicht der Urgroßvater?“
„Na ja, Vater ist immerhin schon 150 Jahre alt, aber so alt nun doch noch nicht.“ Elexia sank in die Kissen zurück. So alt, wie alt war dann Kemar?
Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, ergänzte Marina,“Mein Onkel ist zehn Jahre jünger.
Elexia schnaubte, jünger, war hier relativ. Wie konnte sie mit ihrer begrenzten Lebensdauer da mit halten.
„Wieso lebt ihr so lange ? Gibt es einen Trick ?“
„ Die Kriegerkaste wird so alt, weil wir regelmäßig den Saft des Ortivabaumes zu uns nehmen. Du weißt sicherlich inzwischen, dass dieser Baum auch der Baum von Ha'arataa , unserer mächtigsten Gottheit ist. Er schenkt uns kein ewiges, aber ein langes Leben. Wir können zwar durchaus durch Krankheiten oder Unfälle sterben, aber ersteres ist selten und dem zweiten versuchen wir vorzubeugen.“ „Würde der Saft auch mein Leben verlängern?“
Marina runzelte die Stirn und schwieg lange. Schließlich antwortete sie. „Ich habe noch nie davon gehört, dass es versucht worden wäre, aber auch nicht, dass es nicht möglich wäre. Willst du denn diesen Weg gehen ?“
Elexia schüttelte den Kopf. Sie begann wieder, sich schwach und übel zu fühlen. „Nein, eigentlich wollte ich nur erfahren, ob es für Kemar und mich Hoffnung gibt, auch wenn ich mir noch überlege, ob ich ihm jemals verzeihe, dass er Laleikos nicht das Maul gestopft hat, als er mich eine Hure nannte. Ich wollte dich bitten, mir beizubringen, mich wie eine gute Ma'kaa zu benehmen. Du weißt schon, die Haare, die Klamotten und das ganze Chichi. Wer wäre besser dazu geeignet, als eine Prinzessin?“
Marina lachte, bis sie Schnappatmung bekam.
„Tja, da ergänzen wir uns ja bestens, denn ich wünsche mir nichts sehnlicher, als so kämpfen und für mich selbst einstehen zu können, wie du. Wir können uns also austauschen. Du solltest hier einziehen, dann bist du erst mal aus der Schusslinie und Kemar muss sich ein wenig anstrengen.“
„ Exakt, dass war es, worauf ich gehofft hatte. Wenn alle Stricke reißen, kehre ich eben zur Erde zurück und überlasse den Rest der Diplomatie denjenigen, die was davon verstehen.“
Marina hoffte inständig, dass es dazu nicht kommen würde und Ihr Volltrottel von Onkel rechtzeitig erkannte, was für ein Juwel ihm da in den Schoß gefallen war. Vielleicht änderte sich die Gesellschaft auf Estoria , wenn deren führende Mitglieder gegen die uralten Regeln verstießen ?
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Das Knurren und Schreien hatte wieder begonnen. Der gesamte Haushalt der
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