Planlos ins Glueck
Herzinfarkt zu bekommen. „Aber du warst doch noch ein Kind!“
„Klar, mit zwölf war ich noch ein Kind. Aber irgendwann war ich alt genug, um es besser zu wissen. Irgendwann konnte ich die Schuld nicht mehr meiner Mom oder meinem Dad oder meiner Vergangenheit in die Schuhe schieben. Da waren nur noch ich und meine Trinkerei und die Drogen und der Sex mit Männern, die doppelt so alt waren wie ich, und …“
Oh Gott.
„Und mit so einer Vergangenheit leben zu müssen ist schon schwer genug, wenn nicht die halbe Welt Bescheid weiß.“
Mittlerweile lief sie wieder händeringend auf und ab. Ihre Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Chase dachte daran, wie sie früher einmal gewesen war. An den Schmollmund, ihre offensive Flirterei, die tiefen Dekolletés. Daran, dass sie erst dreizehn gewesen war.
„Was ist dir passiert, als du sechzehn warst?“
„Ha! Ich war mir sicher, dass ich weiß, was ich tue. Ich dachte wirklich, ich habe alles im Griff.“
Es kam ihm selber lächerlich vor, aber plötzlich bekam Chase Angst. Angst um das Mädchen, das sie einmal gewesen war. Was auch immer vorgefallen war, es war lange her. Doch es musste so grauenhaft gewesen sein, dass es Jane niemals ganz losgelassen hatte. „Was ist passiert, Jane?“
Ihr Lachen klang eher wie ein Schluchzen. „Ich hab mich für so cool gehalten.“
„Jane.“
„Diese Typen haben mich gefragt, ob ich mit auf eine richtige Party kommen will, in Denver. Und ich wollte einfach nur raus aus dieser verdammten Kleinstadt und richtig Spaß haben. Also bin ich um Mitternacht zu ihnen ins Auto gestiegen. Ich hab keinen Gedanken an meine Familie verschwendet,oder an meine Sicherheit, oder daran, wer diese Typen überhaupt sind.“
Chase rieb sich über den Schädel, aber der Druck in seinem Kopf wollte einfach nicht weggehen. „Gott“, flüsterte er entsetzt. Jane stand mittlerweile reglos da, und jetzt war es Chase, der nervös auf und ab lief.
„Wir sind in ihr Haus in der Innenstadt von Denver gefahren. Sie hatten Pillen und Bier, und ich war so high, dass ich einfach alles mitgemacht hätte, verstehst du? Und ich habe alles mitgemacht. Ich hatte Sex mit drei Typen, im selben Zimmer, zur gleichen Zeit. Das ist das Mädchen, das ich war, Chase.“ Ihre Stimme hatte ganz ruhig geklungen, aber jetzt überschlug sie sich. Auf Janes blassen Wangen glänzten Tränen. „Das ist es, was ich war. Die Leute hatten recht damit, so schlecht über mich zu reden. Dass mich die Mädchen Schlampe und Nutte genannt haben. Und dass die Jungs immer von mir wissen wollten, wann sie den nächsten Blowjob bekommen.“
„Jane.“
Er wollte wieder die Arme um sie legen, aber diesmal blieb es bei dem Versuch, denn sie schob ihn brüsk von sich. „Das ist es, was ich war. Und ich ertrage den Gedanken nicht, dass jemals wieder irgendjemand so von mir denkt.“
„Aber das werden sie nicht“, flüsterte er und zog sie heftig an sich, ehe sie protestieren konnte. „Das werden sie nicht.“ Dann schloss er sie in die Arme und drückte viel zu fest zu.
„Ich will einfach nur ein langweiliges Leben, für das sich niemand interessiert“, flüsterte sie gedämpft gegen seine Brust. „Ich will eine durchschnittliche Frau sein, die keinem auffällt. Niemand soll wissen, wer ich wirklich bin. Aber du weißt es. Und deswegen will ich dich nicht bei mir haben.“
Er drückte einen Kuss auf ihr Haar. „Dann willst du lieber mit jemandem zusammen sein, der keine Ahnung hat, wer du bist? Wo du herkommst und was du erlebt hast?“
„Ja.“
„Aber was für ein Leben soll das denn sein, Jane?“
„Ein … ein friedliches. Ein gutes.“
„Aber das wäre es nicht.“ Gott, sie zitterte am ganzen Körper! „Das wäre doch alles nur Schein.“
Chase führte sie zur Couch, legte sich hin und zog sie auf sich. Und dann hielt er sie einfach fest, streichelte ihr Haar und wartete, bis sie zu zittern aufhörte. Nach langer Zeit wurde ihr Körper endlich weich und nachgiebig, und ihr keuchender Atem beruhigte sich.
„Haben sie dir wehgetan?“
Jane lachte tränenerstickt auf. „Nein, nicht wirklich. Wehgetan habe ich mir selbst. Aber am nächsten Tag versicherten sie mir immer wieder, dass sie mich gleich nach Hause fahren würden, und dann wurde es plötzlich wieder dunkel, und sie sagten: ‚Hey, mach dir keine Gedanken. Nachher kommen ein paar Freunde von uns vorbei, die auch mit dir feiern wollen. Wir bringen dich morgen zurück.‘ Da bin ich
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