Playboy mit Herz
nicht aufgefallen, dass die Blätter des Central Parks sich zu tiefem Rot, hellem Braun und leuchtendem Gold verfärbt hatten. Hier oben in den schweren Holzkübeln standen die Astern, die seine Schwester Isabella für ihn gepflanzt hatte, in voller Blüte.
Izzy wäre begeistert.
Schon als Kind hatte sie gern mit den Fingern in der Erde gewühlt. Im Garten hinter dem Haus in Greenwich Village hatte sie Cesare geholfen, Tomaten zu ziehen, und war mit ihm nach draußen gegangen, um sich um die Margariten zu kümmern, die einzigen Blumen, die kräftig genug schienen, um mitten in Manhattan zu überleben. Jetzt, als Erwachsene, hatte Izzy beim Anblick der großen Terrasse einen verträumten Ausdruck in den Augen bekommen. Sie könne sich genau vorstellen, wie perfekt es aussehen würde, hatte sie gesagt, mit ein paar Kübeln hier und ein paar Kübeln dort. Und da noch einer, und da auch noch einer …
Also hatte er sie buddeln und pflanzen lassen und sie natürlich dabei die ganze Zeit aufgezogen. Als Resultat hatte ihm der Sommer duftende Rosen und Gladiolen und alles mögliche andere Zeugs beschert, und jetzt kam der Herbst.
Als er heute Morgen die üppige Farbenpracht gesehen hatte, hatte er zum Telefon greifen wollen, um ihr zu sagen: „He, Iz. Weißt du, vielleicht ist mit Dreck spielen doch keine so schlechte Idee.“
Und sie hätte gelacht und gekontert: „Das nennt man Gärtnern, du Idiot.“
Nur, er konnte sie nicht anrufen.
Denn dann würde sie vorbeikommen wollen, um sich das Ergebnis ihrer Arbeit anzusehen. Und wie sollte er ihr die Frau und das Baby erklären, die in seiner Gästesuite wohnten? Wie sollte er es irgendjemandem von der Familie erklären?
Das ist Gabriella. Nein, mamma, ich habe sie dir noch nicht vorgestellt. Und das ist ihr Sohn Daniel, der vielleicht – die Betonung liegt auf vielleicht! – auch mein Sohn ist. Das „vielleicht“ ist so wichtig, weil ich auf die ganzen Tests verzichtet und sie direkt mit hergebracht habe.
Er konnte sich vorstellen, wie gut das ankäme. Seine Mutter würde in Ohnmacht fallen, seine Schwestern würden hysterisch kreischen, und seine Brüder würden ihn schlicht einen Trottel schimpfen. Sein Vater würde spöttisch lachen und sagen, dass der Trip nach Brasilien offensichtlich nicht dazu gedient hatte, sein Verhandlungsgeschick zu verfeinern.
Dante nahm einen Schluck von dem kalten Kaffee.
Vielleicht hatte er ja auch nur endlich seinen Meister gefunden.
Gott, was hatte er sich gestern nur gedacht? Hatte er Gabriella wirklich überredet, mit nach New York zu kommen? Oder hatte sie ihre Rolle so gut gespielt, dass er gar nicht anders konnte?
Ehrlich gesagt, er wusste es nicht.
Er wusste nur, dass der Plan, der ihm gestern noch so brillant erschienen war, sich heute als vorprogrammierte Katastrophe entpuppte. Entweder er war ausnehmend clever manipuliert worden, oder aber er hatte den Verstand verloren. Das im Moment einzig erkennbare Positive war, dass niemand von seiner Rückkehr wusste. In der Firma erwartete man ihn erst in ein paar Tagen. Seiner Haushälterin hatte er Urlaub gegeben, da er nicht hatte sagen können, wie lange er weg blieb. Sicher, der Nachtportier hatte Dienst geschoben, als sie angekommen waren, heute hatte er auch schon den Hausmeister gesehen. Aber warum sollte jemand die beiden nach ihm fragen?
Er hatte also eine kurze Atempause, allerdings keine Erklärung, wie er so dumm hatte sein können. Vielleicht war es der Jetlag gewesen. Oder der Schock, plötzlich Gabriella gegenüberzustehen. Oder gesagt zu bekommen, dass er angeblich Vater sei.
Dante nahm noch einen Schluck und schüttelte sich. Der Kaffee schmeckte bitter. Vor Stunden hatte er ihn aufgebrüht, weil er das Koffein brauchte, um einen klaren Kopf zu bekommen und einen Plan zu entwerfen. Gabriella schlief glücklicherweise noch. Sie und das Baby. Nun, er nahm an, dass die beiden noch schliefen, denn bisher war kein Laut aus der Gästesuite gekommen. Sobald sie gestern zusammen in der Wohnung angekommen waren, hatte er Gabriella in die Suite geführt, und seitdem war nicht einmal ein Flüstern zu hören gewesen.
Nicht, dass sie auf dem Flug viel miteinander geredet hätten.
„Am hinteren Ende der Maschine ist ein kleiner Raum, senhor “, hatte die Stewardess ihnen mitgeteilt, sobald sie Gabriella mit dem Baby erblickte. „Das ist vielleicht bequemer für die Dame.“
Und da hatte Gabriella also den gesamten Flug verbracht. Ausgestreckt auf einem Sofa, das
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