Ploetzlich blond
die Schule.«
Brandon verzog das Gesicht, bis Gwen ihn bat, damit aufzuhören.
»Du musst in die Schule ? Das ist ein Witz, oder?«
»Nein«, sagte ich. »Ich gehe ab jetzt auf die Tribeca Highschool. Morgen ist mein erster Tag. Ich möchte gern ausgeschlafen sein. Und ich bin ja auch noch immer angeschlagen …«
»Ich dachte, das mit der Schule sei bloß ein PR-Gag«, meinte Brandon erstaunt.
Ich riss mich (und meine Brüste) von ihm los. »Ein PR-Gag? Wer behauptet das?«
»Nikki!«, rief Gwen. »Bitte beweg dich nicht! Pete stellt gerade die Scheinwerfer ein.«
»Na ja«, antwortete Brandon. »Alle.«
»Jeder Mensch, der zu einer kritischen Persönlichkeit heranreifen will, braucht eine gute Schulbildung«, sagte ich. »Ich will meinen Abschluss machen, um später mal studieren zu können, und nicht weil ich das für einen guten PR-Gag halte.« Und übrigens auch nicht, um meinem besten Freund, in den ich zufälligerweise verliebt bin, nachzuspionieren und sicherzustellen, dass sich ihn keine andere angelt.
»Kelly!«, brüllte Gwen.
»Nikki!«, rief Kelly mir zu. »Könntest du bitte wieder deine Position einnehmen?«
Ich stellte mich zwar wieder neben Brandon und schmiegte mich an ihn, aber glücklich war ich dabei nicht. Ein PR-Gag? Das war schrecklich ! Und so was von nicht wahr! Mir wurde klar, dass ich noch viel dringender als vorher mit Brandons Vater sprechen musste. Er konnte die Wahrheit über das, was mit Nikki geschehen war, nicht länger für sich behalten. Er durfte sie nicht für sich behalten. Es war einfach nicht fair.
Allerdings erwies es sich als extrem schwierig, Mr Stark auf mich aufmerksam zu machen. Sobald er nicht für die Kamera posieren musste, hing er an seinem Handy (das auch nicht von Stark Enterprises war), brüllte jemanden an oder befahl einem der vielen Leute im Zimmer, ihm irgendeine Telefonnummer zu besorgen oder einen Espresso zu bringen. Nach gefühlten fünf Stunden – meine Füße brannten und die Muskeln um meine Mundwinkel zitterten vom vielen Lächeln – rief Raoul: »Okay, das war's Leute. Ihr könnt nach Hause.«
»Na endlich«, stöhnte Mr Stark und riss seine Manschettenknöpfe ab.
Da ich direkt vor ihm auf dem Schreibtisch hockte, sagte ich einfach: »Mr Stark? Kann ich mal kurz mit Ihnen reden?«
Er sah mich an und sagte: »Nein.«
Ganz im Ernst. Einfach so. Nein.
Aber ich bin nicht umsonst mein Leben lang eine Einserschülerin gewesen und bei Journeyquest immerhin bis Level 46 gekommen. So schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Nicht einmal ein milliardenschwerer Unternehmer, der nebenbei auch noch eine Geheimklinik für Gehirntransplantationen betreibt, kann mich einschüchtern.
»Ich hab nur eine Frage«, sagte ich mit gesenkter Stimme, während um uns herum Kabel aufgerollt und die schwarzen Vorhänge von den Fenstern abgenommen wurden. »Haben Sie sich schon mal überlegt, ob das, was sie tun, eigentlich okay ist? Ich meine, die Sache mit Nikki?«
Er musterte mich stumm, und ich bemerkte, dass seine braunen Augen rot glühten. Vielleicht war das aber auch nur die Spiegelung von den Scheinwerfern, die nach und nach aus geschaltet wurden.
»Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte ich hastig. »Ich bin total dankbar dafür, dass Dr. Holcombe mir das Leben gerettet hat. Und ich bin absolut bereit, meine vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Aber was ist mit Nikkis Freun den, ihrer Familie? Sind Sie es ihnen nicht schuldig, ihnen die Wahrheit zu sagen, damit sie angemessen um sie trauern können? Es gibt sogar Leute, die glauben, dass Nikki einen Monat in einer Entzugsklinik war. Sie wissen, dass das nicht stimmt, Mr Stark. Es wäre doch total unfair, so was in der Öf fentlichkeit nicht richtigzustellen, oder? Ich bin mir sicher, dass die Leute Verständnis für Ihre Situation haben, aber man kann Menschen nun mal nicht einfach ersetzen, verstehen Sie? Das geht nicht. Ich weiß, dass Nikki bloß Model war, aber sie war auf ihre Art einzigartig, und es gab Leute, die sie geliebt haben. Übrigens … ich weiß nicht, inwieweit Sie darüber informiert sind, aber irgendjemand hat auf dem Computer, den Sie ihr geschenkt haben, eine Spionagesoftware installiert und …«
»JESSICA!« Ich zuckte zusammen, als Mr Stark plötzlich ohne Vorwarnung losbrüllte.
Eines der Pferdeschwanzmädchen mit den schicken Designerbrillen kam herbeigeeilt. »Ja, Sir?«
»Bringen Sie mir meinen Mantel, Jessica. Haben Sie den Tisch im Per Se für mich
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