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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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gehen lassen«, erklärte ich ihr mit brechender Stimme. »Du darfst das nicht tun. Wenn es sein muss, werde ich dich mit Gewalt im Leben halten!«
    »Prinz.« Grimalkins kühle, strenge Stimme durchdrang meine Verzweiflung. Dieses eine Wort, voll schimmernder Macht, bohrte sich in mich und zwang mich, ihn anzuhören, ihm zu gehorchen. Ich schloss die Augen und kämpfte voller Panik gegen das Gefühl der Ausweglosigkeit. Die Cat Sidhe forderte ihre Gefälligkeit ein.
    »Nicht, Grimalkin«, presste ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wenn du mich zwingst, werde ich dich töten, das schwöre ich.«
    »Ich würde dich niemals zwingen«, erklärte Grimalkin ruhig. »Aber dies ist nicht deine Entscheidung, Prinz, sondern ihre. Ich verlange lediglich, dass du sie ihre Wahl treffen lässt. Gestatte ihr, ihren Weg selbst zu wählen, so wie du es getan hast.«
    Damit war es um meine Selbstbeherrschung geschehen. Schluchzend sank ich auf die Knie, klammerte mich an Ariellas Kleid und ließ den Kopf hängen. »Bitte«, brachte ich unter Tränen hervor, »Ari, bitte. Ich flehe dich an, verlass mich nicht. Ich ertrage es nicht, dich noch einmal sterben zu sehen.«
    »Ich hatte dich bereits verlassen, Ash.« Ariella legte mir eine Hand auf den Hinterkopf und fuhr mit zitternder Stimme fort: »Unsere Zeit ist längst abgelaufen.« Hemmungslos weinend kniete ich vor ihr, während sie mir zärtlich über das Haar strich. »Lass es mich tun«, flüsterte Ariella. Ihre Finger glitten unter mein Kinn und sie zwang mich sanft, sie anzusehen. »Lass mich gehen.«
    Ich konnte nicht sprechen. Zitternd und halb blind durch die Tränen ließ ich die Hände in den Schoß sinken. Ariella trat ein Stück zurück, legte aber für einen Moment die Hand an meine Wange. Schnell griff ich nach ihren Fingern, doch sie entglitten mir bereits. »Denk an mich«, flüsterte sie.
    Dann drehte sie sich um und trat vor den Wächter, der sie mit einer Hand heranwinkte. »Es wird nicht lange dauern«, verkündete er, und dabei glaubte ich, eine Spur Bewunderung in seiner ausdruckslosen Stimme zu hören. Ariella nickte und holte zitternd Luft, während der Wächter ihr mit einer Hand das silberne Haar aus der Stirn strich.
    »Wird es wehtun?«, flüsterte sie so leise, dass ich es kaum verstand. Der Wächter schüttelte das verhüllte Haupt.
    »Nein«, versicherte er ihr sanft, dann bildete sich Licht unter seinen Fingern, das mit jeder Sekunde heller wurde. »Du wirst keine Schmerzen fühlen, Ariella Tularyn. Niemals wieder. Schließ die Augen.«
    Sie warf mir einen letzten Blick zu. Und in diesem Moment sah sie genau so aus wie bei unserer ersten Begegnung, von jedem Kummer befreit und mit einem fröhlichen Strahlen in den Augen. Sie schenkte mir ein Lächeln voller Liebe, Freude und Vergebung, dann wurde das Licht so grell, dass ich den Blick abwenden musste.
    Tief in meinem Inneren regte sich etwas, die Finsternis, die ich stets weggesperrt hatte, der Teil von mir, der ein wahrer Dunkler war: Hass, Brutalität und pechschwarzer Zorn stiegen brüllend an die Oberfläche und drohten mich zu überwältigen. Doch etwas Strahlendes, Reines und Mächtiges stellte sich ihnen entgegen, blendendes Licht verbrannte die Finsternis, erfüllte mich ganz und gar und breitete sich immer weiter aus, sodass kein Ort blieb, an dem sich die Finsternis verstecken konnte. Dieser Ansturm von Licht, Farbe und Gefühl ließ mich zittern, und erst jetzt wurde mir bewusst, wie leer ich bis zu diesem Moment eigentlich gewesen war.
    Das Licht schwand. Ich kniete auf einer leeren Aussichtsplattform am Ende der Welt und Mondgestein und Felsbrocken schwebten an mir vorbei. Der Wächter stand wenige Meter entfernt und stützte sich auf seinen Stab, als wäre er erschöpft. Er war allein.
    Ariella war fort.
    Dann richtete sich der Wächter auf und musterte mich aus den Tiefen seiner Kapuze heraus. »Nehmt euch etwas Zeit für eure Trauer«, sagte er, nun wieder kalt und förmlich. »Wenn ihr so weit seid, erwarte ich euch am Eingang zum Feld der Prüfungen. Ich muss euch noch etwas geben, bevor ihr geht.«
    Ich bemerkte kaum, wie der Wächter verschwand. Benommen starrte ich auf die Stelle, wo noch vor wenigen Sekunden Ariella gestanden hatte. Grimalkin war ebenfalls verschwunden. Es schien fast so, als hätte er sich davongemacht, sobald die Zeremonie vollzogen war. Ich versuchte, wütend auf den Kater zu sein, aber es war sinnlos. Auch wenn er nicht aufgetaucht wäre, hätte

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