Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
schon eine Weile her, dass ich jemanden drei Nächte habe durchtanzen lassen.
Und nun zum finalen Akt.
Ich verbeugte mich vor meinem Publikum. »Meine Lieben!«, rief ich, während sich die Adeligen noch benommen und verwirrt umsahen. »Ihr wart ein wahrhaft fabelhaftes Publikum! Doch ich fürchte, nun muss ich los! Versucht, nicht alle gleichzeitig loszustürmen, wenn das Geschrei beginnt. Und nun habt alle noch einen schönen Abend!«
Sie sahen mich blinzelnd an und verstanden wahrscheinlich kein Wort, da sie immer noch im Strudel ihrer Emotionen gefangen waren. Ich verbeugte mich noch einmal und lief dann ins Labyrinth, ohne dass mich jemand aufzuhalten versuchte.
Mir war klar, wo Torin und die Königin sein würden. Ich war schon unzählige Male durch dieses Labyrinth geschlichen, entweder um in die Party der Königin hineinzuplatzen oder um ihre Gäste auszuspionieren. Manchmal auf Oberons Wunsch hin, manchmal aber auch zu meinem eigenen Vergnügen. Jedenfalls wusste ich, wo ich das entlaufene Paar finden würde: bei der verborgenen Quelle im nordöstlichen Teil des Labyrinths, zu der Titania all ihre »Interessenten« brachte.
Während ich mich anschlich, hörte ich ihre Stimmen, vorsichtig schob ich mich durch die Hecken, die in Form von Löwen, Hunden oder Einhörnern die Pfade säumten. Als ich vorsichtig hinter dem Brunnen mit der Meerjungfrauenskulptur hervorspähte, entdeckte ich die Königin und den Sommerritter neben dem Wasserbecken. Titania stand ganz dicht vor Torin und hatte ihm eine schlanke Hand auf die Brust gelegt. Sie war gerade dabei, sich noch weiter vorzubeugen.
»Majestät«, sagte der Ritter zögernd. »Ich … ich kann das nicht tun … nicht mehr. Was ist mit Eurem Gemahl? König Oberon …«
»König Oberon«, unterbrach ihn Titania murmelnd und legte einen Finger an seine Lippen, »ist nicht hier. Und was Oberon nicht weiß …« Sie beugte sich noch näher zu ihm und hauchte: »… macht ihn nicht heiß.«
Ich holte tief Luft. Das war mein Stichwort.
»Ihr habt ja so recht, Königin Titania!« Ich ließ meine Verkleidung fallen und trat hinter dem Brunnen hervor. »Was Oberon nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Ja, ja, das sage ich mir so ziemlich jeden Tag. Es ist doch gut, zu wissen, dass wir so viel gemeinsam haben.«
Titania zuckte heftig zusammen, ließ von Torin ab und riss entsetzt die Augen auf, als sie mich sah. »Robin Goodfellow«, fauchte sie, und ihre Lippen verzogen sich hass erfüllt. Einen kurzen Moment lang zögerte sie, dann richtete sie sich zu voller Größe auf und starrte mich herablassend an. »Wie kannst du es wagen! Wie kannst du es wagen, uneingeladen hierherzukommen, insbesondere, wenn mein Mann nicht bei Hofe ist! Oder … hat er dich etwa dazu angestiftet?« Voller Verachtung sah sie mich an. »Du warst doch schon immer sein kleiner Spion, sein braves Wachhündchen, stets bereit, die Aufgaben zu übernehmen, für die er sich zu schade ist. Jämmerlich. Ihr seid beide einfach nur jämmerlich!« Ein Blitz zuckte über den Himmel, sauste herab und traf einen Busch, der sofort Feuer fing. Ich hatte Mühe, nicht vor Schreck zusammenzufahren. In den flackernden Schatten leuchteten die blauen Augen der Sommerkönigin so hell, dass sie fast weiß wirkten. »Vielleicht erleidet der große Robin Goodfellow ja einen tragischen Unfall«, überlegte die Königin, und der Wind zerrte an ihren Haaren, als sie eine blasse Hand hob. »Ein Unglück, durch das er für ein paar Jahrhunderte zu völligem Stillschweigen verdammt wird.«
»Aber, aber.« Ich drohte ihr mit dem Finger und schickte ein furchterregendes Lächeln hinterher. »Ich denke eher, ihr solltet mich belohnen, meine liebe Königin. Immerhin habe ich Euch gerade davor bewahrt, einen höchst peinlichen Fehler zu begehen. Ihr wurdet übertölpelt, Majestät. Man hat Euch vorgeführt. Direkt vor Eurer Nase sitzt ein Feind, und Ihr habt es nicht einmal bemerkt.«
Torin starrte mich unbewegt, aber finster an. Ich ignorierte ihn und konzentrierte mich ganz auf Titania, die mich nun mit vorsichtigem Misstrauen, aber gleichzeitig auch neugierig musterte. »Was für eine Gaunerei hast du wieder ausgeheckt, Goodfellow?«, fragte sie schließlich.
»Glaubt, was Ihr wollt«, entgegnete ich und erwiderte ungerührt ihren stechenden Blick. »Nennt mich, wie Ihr wollt, hasst mich meinetwegen, aber ich bin trotz allem ein treuer Diener des Sommerhofes. Dies ist mein Zuhause, und ich würde alles tun, um es zu
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