Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
mir schon schlecht.
Aber es gab jetzt kein Zurück mehr. Wenn wir an das Zepter gelangen wollten, musste Ash wieder gesund werden, was bedeutete, dass ich die Demütigung ertragen und einfach irgendwie damit klarkommen musste.
Ich folgte Puck zögernd aus dem Patientenzimmer auf den Gang, wo die Schwester bereits mit einem sanften, zufriedenen Lächeln im Gesicht auf mich wartete. »Ah, da sind Sie ja, Miss Chase.«
»Wie geht es Ash?«, fragte ich, bevor sie noch etwas sagen konnte.
Mit einem Schnauben drehte sich die Schwester um und signalisierte mir, dass ich ihr folgen sollte. »Unverändert«, erklärte sie, während sie mich den Gang entlangführte. Wir kamen an Ashs Zimmer vorbei, dessen Tür geschlossen war, und gingen ohne anzuhalten weiter. »Dieser Dickkopf läuft herum und hat Robin heute Nach mittag sogar schon zu einem Übungskampf herausgefordert. Selbstverständlich habe ich sie davon abgehalten, obwohl Robin, dieser Dummkopf, nur allzu gern gegen ihn gekämpft hätte.«
»Hey«, meldete sich Puck hinter uns, »die Forderung kam schließlich nicht von mir. Ich wollte dem Typen nur einen Gefallen tun.«
Die Schwester wirbelte herum und fixierte ihn mit funkelndem Blick. »Du …«, setzte sie an, warf dann aber resigniert die Hände in die Luft. »Geh und mach dich fertig, Dummkopf. Du hast ja den ganzen Tag wie ein verlorenes Hündchen vor dieser Tür herumgelungert. Sag dem Prinzen, dass wir aufbrechen werden, sobald Miss Chase fertig ist. Na los.«
Puck zog sich grinsend zurück und die Schwester seufzte leise.
»Diese beiden«, murmelte sie. »Entweder sie sind die besten Freunde oder die erbittertsten Feinde, ich kann es einfach nicht sagen. Kommen Sie mit, Miss Chase.«
Sie drückte eine Tür auf und trat hindurch. Ich folgte ihr mit eingezogenem Kopf. Wir betraten einen kleinen Raum, dessen Wände von Regalbrettern mit lauter Topfpflanzen bedeckt waren und der von einem scharfen, fast medizinischen Geruch erfüllt war. Es kam mir vor, als wäre ich in einem Kräutergarten gelandet. Was wahrscheinlich auch der Fall war.
Zwei Gnome, die genauso faltig und verschrumpelt waren wie die Schwester, hockten auf dreibeinigen Hockern und sahen mit einem fröhlichen Winken zu mir hoch.
Mir stockte der Atem. Sie arbeiteten an einem Kleid, das so umwerfend war, dass all meine wirren Gedanken für einen Moment zum Stillstand kamen. Eine Schneiderpuppe in der Mitte des Raumes trug ein bodenlanges blaues Satinkleid, das wie Wasser in der Sonne funkelte. Das Mieder war mit silbernen Mustern und glänzenden Bändern aus reinem Licht bestickt und um die nackten Schultern war ein luftiges blaues Umschlagtuch drapiert, das so fein war, dass es fast durchsichtig schien. Der Hals der Puppe war mit einem Kropfband aus funkelnden Diamanten geschmückt, die schillernde Regenbogen aus gebrochenem Licht an die Wände warfen. Das gesamte Outfit war einfach atemberaubend.
Ich schluckte schwer. »Ist das … für mich?«
Einer der Gnome, ein kleiner Mann, dessen Nase aussah wie eine Kartoffel, lachte. »Na ja, der Prinz wird das sicherlich nicht tragen.«
»Es ist wunderschön.«
Die Gnome warfen sich stolz in die Brust. »Unsere Vorfahren waren Schuhmacher, aber wir haben gelernt, noch ein paar andere Sachen zu nähen. Dieser Stoff ist stärker als normaler Schein und wird sich nicht auflösen, wenn Ihr versehentlich etwas Eisernes berührt. Und jetzt probiert es doch mal an.«
Es passte perfekt und glitt über meine Haut, als wäre es für mich gemacht. Aus dem Augenwinkel sah ich Schein aufblitzen, als ich es anzog, und ignorierte ihn ganz bewusst. Wenn dieses Kleid aus Blättern, Moos und Spinnenseide bestand, wollte ich es gar nicht wissen.
Als ich fertig war, hob ich die Arme und drehte mich langsam im Kreis, um mich begutachten zu lassen. Die Schneidergnome klatschten wie glückliche Seehunde in die Hände und die Schwester nickte anerkennend.
»Wirf einen Blick auf dich«, murmelte sie und ließ den erhobenen Finger kreisen.
Ich drehte mich um und betrachtete mich in dem Ganzkörperspiegel, der aus dem Nichts erschien. Überrascht blinzelte ich.
Nicht nur das Kleid war perfekt, meine Haare waren außerdem zu einer komplizierten Lockenfrisur hochgesteckt und ich trug ein dezentes Make-up, das mich älter aussehen ließ. Hinzu kam, dass ich – entweder durch die Magie des Kleides oder durch die Hilfe der Schwester – wieder menschlich aussah, ohne die spitzen Ohren und die unnatürlich großen
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