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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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entfernt wie „jetzt Bettruhe“ klingen mochte, griff mit ihren klobigen Fingern nach der leeren Medizinflasche und schlurfte schwerfälligen Schrittes wieder zur Tür hinaus.
    Es dauerte noch eine Weile, bis das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen, endlich nachließ und nur ein unangenehm pelz i ger Geschmack in seinem Mund zurückblieb. Ein leichtes Kribbeln im Brustkorb wies darauf hin, dass der Trank bereits seine Wirkung entfa l tete. Offenbar waren seine angeknacksten Knochen dabei, wieder z u sammenzuwachsen.
    Wie lange würde es wohl dauern, bis er wieder in der Lage war, sich zu bewegen? Probehalber versuchte er , ein Bein zu heben. Die A n strengung erzeugte noch immer ein dumpfes, unangenehmes Ziehen in seiner Brust, das wohl von den geprellten Rippen herrührte, doch der Schmerz ließ bereits jetzt deutlich nach.
    Er gönnte sich noch einen kurzen Moment der Erholung, dann ric h tete er sich vorsichtig auf und ließ seine nackten Füße auf den kalten Linoleumfußboden hinab gleiten.
    Jeder Muskel in seinem Körper schrie protestierend auf, doch Dean versuchte , diese Warnhinweise zu ignorieren. Er wollte so schnell wie möglich von hier verschwinden. Erholen konnte er sich zu Hause, in seinem sicheren, lichtdichten Sarg.
    Er fand seine Kleider in einem Wandschrank neben dem Bett. Inte n siver Knoblauchgeruch wehte ihm entgegen, als er die Türen aufzog. Übelkeit stieg erneut in seiner Kehle auf und alles in ihm schrie d a nach, den Schrank wieder zu schließen und ohne seine Sachen von hier zu verschwinden. Doch es würde schwierig werden, in einem dünnen Krankenhaushemd, das einen freien Blick auf sein blankes Hinterteil zuließ, unbemerkt am Pförtner vorbeizukommen.
    Seufzend griff er nach seiner Hose und versuchte beim Anziehen , so wenig wie möglich durch die Nase zu atmen.
    Als er gerade sein Hemd zuknöpfen wollte, fiel sein Blick auf einen kleinen Spiegel, der über dem Waschbecken an der gegenüberliegenden Wand angebracht worden war.
    Er gefror mitten in der Bewegung.
    Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, während er fassungslos auf etwas starrte, das er seit gut zweihundert Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Das Gesicht eines jungen, braunhaarigen Mannes.
    Sein Spiegelbild.
    Was zu r Hölle geschah hier? Wie in Trance glitten seine Finger über die weiche Haut seines Gesichts und der Mann im Spiegel folgte mill i metergenau jeder seiner Bewegungen.
    Das musste ein verdammter Traum sein. Er war ein Vampir und Vampire hatten kein Spiegelbild. Wo zum Teufel kam dieses Gesicht her? Wer versuchte , ihn hier zu verarschen?
    Wütend griff er nach einem seiner Schuhe und schleuderte ihn quer durchs Zimmer.
    Mit einem Klirren zerbarst der Spiegel in Scherben, von denen die meisten zu Boden fielen. Die Reste, die an der Wand hängen blieben, zeigten ihm weiter unbarmherzig das wütende Gesicht des jungen, menschlichen Mannes. Er zitterte, als er vor dem zerbrochenen Spiegel zurückwich wie vor einem Geist. Das war nicht möglich. Niemand und nichts konnte einen Vampir wieder in einen Menschen zurück verwa n deln. Das war schlicht und einfach unmöglich. Wer wollte ihn zum Narren halten? Wütend und verwirrt rammte er seine Faust gegen die Schranktür.
    „ Autsch.“
    Verwundert stellte er fest, dass frisches Blut aus feinen Wunden von aufgeplatzter Haut an seinen Fingerknöcheln quoll. Die Schranktür wies dagegen nicht einmal eine leichte Delle auf.
    Was zum …?
    Hektisch glitten seine Finger über das verletzte Fleisch. Seine Haut schimmerte leicht rosig, sie fühlte sich weich und warm an. Es war die Haut eines Menschen und nicht die eines Vampirs.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Plötzlich schien alles einen Sinn zu ergeben. Keine Verbrennungen, obwohl er dem Sonnenlicht ausgesetzt gewesen war, seine Unfähigkeit den Baum zu erklimmen, als die junge Frau ihn angegriffen hatte, seine Schwäche.
    Er war wieder zum Menschen geworden. So unglaublich das auch klang. Es schien tatsächlich der Wahrheit zu entsprechen. Seine Knie wurden weich und er sank zurück auf sein Krankenbett. Was sollte er jetzt tun? Er war ein Mensch.
    Ein rosahäutiger, schwächlicher, kleiner Mensch.
    Das war das Schlimmste , was ihm passieren konnte. Wie sollte er in diesem zerbrechlichen Körper in der Welt da draußen b e stehen? Jede Unachtsamkeit, jeder noch so kleine Fehler konnte den sofortigen Tod bedeuten. Wie konnte man nur existieren, mit dieser Vergänglichkeit vor

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