Ploetzlich Vater
Notizbuch. Er schaute sie an, um sich zu vergewissern, dass das wirklich nötig war. Der Ausdruck auf Maggies Gesicht sprach Bände. Welche Wahl hatte er auch? Maggie war trotz all des Ärgers, den er ihr eingebrockt hatte, heute gekommen. Nun fühlte er sich verpflichtet, ihre Ratschläge zu befolgen. „Eins noch“, sagte Derrick laut genug, dass ihn jeder im Raum verstehen konnte. Ohne den Blick von der Seite zu heben, las er Maggies Worte vor. „Wenn ich nicht vor Ort bin, möchte ich wöchentlich über Ryans Leben informiert werden, Fotos inklusive. Für diesen Zweck besorge ich Jill gerne eine topmoderne Digitalkamera.“
„Das ist doch lächerlich“, warf Thomas ein.
Derrick blickte Jill an.
„Lass ihn ausreden“, sagte Jill und legte Thomas ihre Hand auf den Arm.
Derrick mochte nicht, dass sie diesen Kerl berührte. „Das ist alles“, informierte er sie. „Ich bin fertig.“
Thomas lächelte und drückte kurz Jills Arm. „Wunderbar“, erklärte er. „Da Ms Garrison sichtlich aufgewühlt ist, werde ich für sie sprechen, wenn unsere hochgeschätzte Mediatorin damit einverstanden ist.“
Die Schlichterin fiel darauf herein, errötete und klimperte mit den Wimpern für den Mann, den Derrick schon jetzt nicht leiden konnte.
„Gegen meinen Rat“, fuhr Thomas fort, „ist Mrs Garrison heute hier mit der Absicht erschienen, diese unangenehme Situation dadurch beizulegen, dass sie Mr Baylor schriftlich ein jährliches Update über Ryan Michaels Fortschritte zusichert. Gegebenenfalls mit Fotos.“
Thomas grinste kurz zu Derrick, der dem Kerl am liebsten das dumme Grinsen aus dem Gesicht gewischt hätte. Stattdessen knirschte er mit den Zähnen, während Thomas Fletcher weiterredete.
Als Nächstes schob Thomas einen Vertrag über den Tisch hin zu der Mediatorin. „Ich habe Berichte vorliegen, dass Mr Baylor seit mindestens einem halben Jahr verschreibungspflichtige Medikamente zu sich nimmt.“
Derrick lachte. „Das stimmt absolut nicht. Vielmehr verhält es sich so, dass ich immer noch dieselbe Tablettenpackung habe, die mir mein Arzt vor sechs Monaten verschrieben hat.“ Derrick blickte zu Jill. „Ich würde gerne wissen, woher Sie Ihre Berichte haben.“
Sie senkte den Blick.
„Der polizeilichen Aktenlage nach“, fuhr Thomas fort, „wurde Mr Baylors Bruder Jake bei zwei verschiedenen Gelegenheiten der Führerschein entzogen.“
Derrick sah Jill an und wandte sich dann wieder an Tommy. „Was hat das mit Ryan zu tun?“
„Alles“, erwiderte Thomas.
„Sein Bruder musste sich vor zwei Jahren auch wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten.“
„Das ist lächerlich, Jake wurde freigesprochen. Er ist manchmal ein Hitzkopf, das weiß jeder, doch die Sache war einfach ein Missverständnis.“
Thomas schaute Derrick direkt in die Augen. „Soll ich weitermachen?“
„Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an, ich habe nichts zu verbergen.“
„Ihre Schwägerin ist zweimal wegen Alkohol-und Drogenmissbrauch am Steuer …“
Die Schlichterin hob eine Hand und unterbrach ihn.
„Und jetzt ist sie tot“, stellte Derrick fest. „Sind Sie jetzt zufrieden?“ Derrick schaute Jill an. Sie war blass geworden, doch sie schwieg weiterhin. „Was ist los mit dir?“, fragte er sie. „Erst bist du eitel Sonnenschein und empfängst mich mit offenen Armen, aber dann kommt dieser Mann zurück in dein Leben, derselbe Kerl, der dich am Altar hat sitzen lassen, und auf einmal vergisst du, dass du eine Stimme hast?“
Es war ihr offensichtlich unangenehm. Sie schloss die Augen, schwieg aber beharrlich weiter.
Sein Herz raste, und das Blut pulsierte in seinen Adern, wenn er daran dachte, dass seine Familie in diesen Versuch hineingezogen wurde, ihn öffentlich bloßzustellen. Derrick wandte sich an die Schlichterin. „Ich weiß nicht, in welcher Hinsicht die Taten meines Bruders oder meiner verstorbenen Schwägerin dafür relevant dafür sind, ob ich Ryan sehen darf oder nicht.“
Die Schlichterin hob ihren Richterhammer und schlug damit auf den Tisch, doch niemand beachtete sie.
Thomas’ Lippen kräuselten sich. „Was für ein Mann macht sich an die Verlobte seines Bruders heran, ohne sich dafür zu schämen oder Reue zu zeigen? Ist das die Art von Mann, dem Sie Ihr Kind auch nur einen Tag lang anvertrauen würden? Einem Mann ohne jegliche Moral? Einem Mann, der für Geld Sperma spendet und auf dem Fragebogen auch noch lügt? Einem Mann, dessen Angehörige mutwillig das Leben
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