PR Action 11 Gericht Der Regenten
- Feuer!«
*
Es war ein merkwürdiges Vieraugengespräch, das der Admiral nach jener Besprechung mit mir führte. Ein Gespräch über Angriffsmöglichkeiten, die Wahl der Waffen, die Taktik.
Wir saßen uns an dem nun viel zu großen Konferenztisch gegenüber. Der Admiral seufzte und hielt sich die Hand vor Augen, in deren Fläche das Choutent schlief. Nichts und niemand wusste angeblich, woher er dieses Tier hatte. Ob es überhaupt ein Tier war. Gerüchteweise spielte das Choutent die Rolle eines Symbionten und verhalf dem Admiral zu einem traumlosen Schlaf. Oder zu einem Schlaf mit liebenswerten Träumen. Oder zu einem Leben ohne Schlafbedürfnis. Gerüchte eben.
Endlich sagte ich: »Keon'athor - bei allem nötigen Respekt: Ich bin Raumlandesoldat, kein Stratege und zur Erörterung solcher Fragen untauglich. Warum haben wir dieses Gespräch wirklich?«
Er sah mich nachdenklich an. »So viele sind gestorben.«
»Ja«, sagte ich, ohne zu wissen, worauf er hinauswollte.
»So viele sind auf Sigulim gestorben. Sie haben überlebt.«
Ich wartete ab.
»Es ist wie ein Wunder«, fuhr er fort. Ich sagte nichts.
»War es eines?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht.«
»Ich fürchte die Magadonen«, sagte er. »Ich fürchte jedes Volk, das einen offenen Konflikt mit dem Großen Imperium sucht. Denn entweder sind es Wahnsinnige, die diesen Konflikt nicht scheuen, oder es sind Mächte, die irgendetwas in der Hinterhand halten, was ich nicht kalkulieren kann. Ich weiß gar nicht, welche von beiden ich mehr fürchten soll: die Wahnsinnigen oder die Unkalkulierbaren?«
Ratlos hob ich die Arme.
Er sagte: »Was gäbe ich darum zu wissen, was wirklich auf Sigulim geschehen ist.«
Dann stand er auf, kam langsam um den Tisch herum und stellte sich hinter mich. Ich wollte aufstehen, aber er legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte mich hinunter. Er war sehr stark.
»Ich werde den Planeten der Magadonen nicht mit einer Ar-konbombe zerstören, ihn nicht restlos aus der Welt schaffen. Ich werde ihre Heimat zu einem M ahnm al machen für alle Völker und für alle Zeiten: Seht euch mich an, soll die Ruine sagen, seht, was aus einer Welt wird, die sich gegen das Imperium erhebt. Finden Sie das gerecht, mein Junge?«
»Sehr«, sagte ich.
Er lehnte sich schwer auf mich, drückte meine Schulter tiefer und tiefer und packte zu. Ich ächzte leise.
»Für sehr gerecht sogar? Dabei ist es nicht gerecht. Es ist ein furchtbares Verbrechen gegen die Natur, gegen den Geist, gegen jede Kultur. Und ich werde bis an mein Lebensende darunter leiden, es begangen zu haben.«
Endlich löste er den Druck. »Sie können gehen, mein Junge.«
Bis heute weiß ich nicht, warum mich der Admiral zu diesem Gespräch gebeten hatte. Auch kann ich nicht sagen, ob er etwas von meiner Nebentätigkeit für die Magadonen ahnte. Davon, dass es mir gelang, einen ultrakurzen Rafferimpuls in Richtung des Prim-Regenten abzustrahlen.
Er ist mir noch immer ein Rätsel.
*
Magadon war eine nicht sehr einladende Welt, aber sie brodelte von Leben. Leben, das den Arkoniden feindlich gesinnt war.
Tausende von Schiffen richteten ihre Impulskanonen auf die Planetenoberfläche und feuerten. Stunde um Stunde feuerten sie und rotierten langsam, um jeden Geschützturm einzusetzen. Sie rotierten und feuerten ohne Unterlass.
Die Mannschaften an den Waffen lösten sich ab. Sie aßen, schliefen, erschienen zur neuen Schicht, lösten ihre Kollegen ab und saßen wieder an den Kanonen, feuerten.
Die Oberfläche von Toryma III verflüssigte sich, kochte auf bis in viele Kilometer Tiefe. Wassermassen verdampften. Der Planet verformte sich, entstellte sich. Es würde Jahrtausende dauern, bis die Rotation ihm wieder Kugelgestalt verlieh.
Annähernd zwei Tage dauerte der Beschuss, und während dieser Zeit verließ der Admiral nicht für eine einzige Sekunde den Kommandosessel seines Schiffes.
Erst nach Beendigung der Operation zog er sich in sein Quartier zurück und kam wieder heraus, als wenige Tage später ein leichter Kreuzer des Imperiums erschien. Er nahm Helsath an Bord und verschwand aus dem System.
Der Admiral hatte demissioniert.
13. Winterschlaf
Die ersten Wochen meiner Regentschaft fielen in die Schlussphase des Krieges. Lok-Aurazin erkannte als Erster, dass die Magadonen verloren hatten.
Vorläufig jedenfalls.
Wir, die Regenten, trafen uns nur selten. Und unsere Hauptfrage war: Wie transformiert man einen verlorenen Krieg in die Grundlage
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